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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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dachte ich. Ich wollte eigentlich nicht über sie sprechen, aber ich wusste, dass ich die gleiche Frage gestellt hätte. »Vater war nett«, sagte ich, den Blick auf das gegenüberliegende Ufer gerichtet. »Sein Haar war schon schütter, aber früher war es schwarz. Noch schwärzer als Kavenlows. Morgens hat er immer Lärm gemacht und absichtlich besonders laut nach allem gerufen, um mich und jeden anderen zu wecken, der bei Sonnenaufgang noch nicht aufgestanden war.« Ein schwaches Lächeln breitete sich über mein Gesicht, was mich selbst überraschte. »Mutter war sehr streng«, fuhr ich fort. »Aber wenn sie nein sagte, konnte ich meist doch irgendwann bekommen, was ich wollte … von Vater.«
    Es fühlte sich seltsam an, von ihnen zu sprechen, aber es musste sein. »Sie hat mir das Nähen beigebracht«, sagte ich und erwärmte mich allmählich fürs Erzählen. »Sie hat niemals unsere Termine ausfallen lassen – wir haben uns unterhalten, während wir genäht oder Blumensamen für das kommende Jahr gesammelt haben.«
    »Termine?« Die Prinzessin wirkte schockiert. Vielleicht sogar entsetzt.
    Ich zuckte leicht mit den Schultern. »Sie war sehr beschäftigt. Beide hatten sie viel zu tun. Aber ich wusste immer, dass ich sie hätte stören dürfen, wenn es wichtig gewesen wäre.«
    Contessa verzog das Gesicht, als sie bemerkte, dass ihre Haarspitzen nass waren. Sie nahm sie in die Hand und versuchte, das Wasser herauszudrücken. »Termine«, sagte sie, den Blick auf ihre blassen Finger gerichtet.
    »Kennst du Thadd schon lange?«, fragte ich, da ich annahm, dass ich nun an der Reihe war.
    Ihre bekümmerte Miene wurde weich, und zu meiner Besorgnis erkannte ich diesen Gesichtsausruck als den, mit dem mein Vater stets meine Mutter betrachtet hatte. Sie liebte ihn. Das würde die Dinge komplizieren; trotzdem hätte sein niederer Stand kein Hindernis sein müssen, wenn man mit einer gewissen Diskretion vorging, die ich den beiden allerdings nicht zutraute. »Ich bin mit ihm aufgewachsen«, antwortete sie leise.
    Ich riss die Augen auf. »Im Kloster?«
    Die Prinzessin warf mir ein Lächeln zu, das sie beinahe zum Abbild meiner Mutter machte. Nein, unserer Mutter. »Sein Vater hat die Heiligen und Engel aus Stein gemeißelt«, sagte sie. »Wenn sein Vater im Kloster gearbeitet hat, haben wir zusammen gespielt.«
    »Ich bin mit einem Mädchen namens Heather groß geworden.« Ich zupfte ein Blatt von einem überhängenden Zweig und zerrupfte es. Die Stückchen fielen in den Strom und zerstreuten sich. »Du wirst sie mögen. Sie kann Ketten aus Gänseblümchen flechten und einen ganzen Kuchen aus der Küche stehlen, ohne erwischt zu werden.« Ich bat mit einem stillen Gebet darum, dass es ihr gut ging. »Und die Wachen sind ebenfalls sehr nett«, fügte ich hinzu und sandte auch für sie ein Gebet gen Himmel.
    Sie hob den Blick von den Blattfetzen im Wasser. »Wachen?«
    Ich lächelte, um sie zu beruhigen. Sie hatte ohnehin schon Angst vor dem Palast. Da konnte ich zumindest versuchen, ihn weniger abschreckend wirken zu lassen. »Ja. Sie müssen alles tun, was du sagst, weißt du? Einmal habe ich einem Gardisten befohlen, sich unter mein Fenster zu stellen und mich aufzufangen, und dann bin ich hinausgesprungen.«
    »Nein!«, rief sie aus, offensichtlich entsetzt.
    Ich nickte grinsend. »Zwei Stockwerke tief. Ich habe ihm den Arm gebrochen. Das war zum Sternenregen im Herbst, und ich wollte fort vom Rauch der Stadt, um die Sternschnuppen sehen zu können. Meine … unsere Eltern wollten es mir nicht erlauben, obwohl ich zwei Tage lang geschmollt habe. Kavenlow war furchtbar wütend. Er ist zwei Wochen lang nicht mehr mit mir in die Stadt gegangen, um etwas zu kaufen. Es war schrecklich.«
    Die Prinzessin schwieg nachdenklich. »Ist die Stadt groß?«, platzte sie dann heraus. »In Brenton war ich schon.«
    Ich riss ein weiteres Blatt ab und warf es in den Fluss. Mir wurde klar, wie behütet ihr Leben bisher verlaufen war. »Sie ist viel größer als Brenton. Und sie riecht nicht nach Fisch.« Ich rümpfte die Nase.
    »Wie viel größer?«, fragte sie und wirkte verängstigt, obwohl sie sich sehr bemühte, es nicht zu zeigen.
    »Sehr viel größer«, sagte ich und fand allmählich Vergnügen an der Unterhaltung. »Sie hat so viele Straßen, dass du dich darin verlaufen könntest, aber du wirst niemals allein sein, also brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Manche Gebäude haben drei Stockwerke. Es gibt mehrere Mietställe,

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