Topchter der Köingin Tess 1
ich mir überlege, wie wir in den Palast gelangen.«
Thadd kippte schweigend sein Waschwasser neben den Wagen und hievte seinen von der Arbeit gestählten, massigen Leib auf die Kutschbank. Er nahm mir die Zügel ab und setzte das Pferd in Bewegung. Duncan packte die Seitenwand und zog sich mit einer schwungvollen Bewegung über den Rand in den Wagen. »Hast du denn keinen Plan parat?«, fragte er und kniete sich hinter Thadd und mich.
»Noch nicht«, gab ich zu. Ich betastete mein Haar und ekelte mich vor den schmierigen Strähnen. Sehnsüchtig dachte ich an das Bad, das ich bezahlt, aber nicht genommen hatte. »Wie viel Geld hast du denn?«
Duncan wurde misstrauisch. »Ich kaufe dir kein Bad. Das ist mein Einsatzgeld. Ohne Einsatz kann ich kein Spiel anfangen.«
Seine Stimme troff vor Verachtung, und meine Besorgnis schlug in Ärger um. »Warum bist du so gemein zu mir?«, fragte ich und drehte mich zu ihm um.
»Weil das hier stinkt wie eine Schohgrube!«, zischte er mit schmalen Augen. »Du hättest mit mir fortgehen und die ganze Sache sich selbst überlassen sollen.«
Ich zog die Augenbrauen hoch. »Das ist der Grund?«, rief ich aus. »Deshalb piesackst du mich schon den ganzen Tag lang? Du bist wütend, weil ich sie nicht dem Schicksal überlasse, vergewaltigt und ermordet zu werden? Anstatt an deiner Seite eine neue Laufbahn als Betrügerin einzuschlagen?« Thadd biss gequält die Zähne zusammen, und ich fügte hinzu: »Entschuldige bitte, dass ich noch einen Hauch Anstand besitze, aber dich hält nichts davon ab, auf der Stelle zu verschwinden. Na los. Geh schon! Thadd und ich kommen allein zurecht.«
Ich wandte mich abrupt von ihm ab und starrte geradeaus. Meine Hände im Schoß waren fest miteinander verschlungen, und es schnürte mir die Kehle zu. Ich brauchte seine Hilfe nicht.
Ich spürte eher, als dass ich sah, wie Duncan zwischen Thadd und mir hin und her blickte. »Das habe ich damit nicht gemeint«, sagte er schließlich.
»Was hast du dann gemeint!«, rief ich. »Hör auf, ständig meine Entscheidungen in Frage zu stellen, oder denk dir wenigstens etwas Besseres aus!«
»Contessa?«, rief eine Frauenstimme über die Straße. »Gott steh uns bei. Tess?«
Ich riss den Kopf herum. »Heather?«, rief ich, wischte mir hastig die Augen und stand auf, als ich sie entdeckte.
Thadd hielt das Pferd an, und Duncan packte mich am Arm, damit ich nicht vom Wagen fiel.
»Wie seht Ihr denn aus!«, rief meine Freundin und rannte über die Straße. »Ich wollte nachsehen, ob jemand Euer Diadem abgeholt hat. Das tue ich jeden Tag in der Hoffnung, etwas von Euch zu hören. Oh, Schweinefedern! Woher habt Ihr ein blaues Auge? Und was tut Ihr hier auf der Straße ohne Kavenlow – und auf einem Karren?«
Ich sprang hinunter aufs Kopfsteinpflaster und fasste mir an die Wange. Ich habe ein blaues Auge? Warum hat mir das niemand gesagt? Heather erreichte uns, und ich schloss sie in die Arme. »Heather!«, rief ich beinahe schluchzend. »Ich bin so froh, dass es dir gut geht.«
Sie trat zurück und lächelte strahlend. »Na, warum auch nicht? Ich habe gehört, wie Ihr Euch mit« – sie musterte Duncan abschätzend – »diesem Mann gestritten habt«, fuhr sie fort, »und Eure Stimme sofort erkannt. Schließlich habe ich schon oft genug gehört, wie Ihr einen Diener gemaßregelt habt. Der Herr steh mir bei, wer hat Euer Haar so verunstaltet?«
Ich blickte auf und sah Duncans finstere Miene. »Er ist mein Freund, kein Diener«, erklärte ich leise. Sie wollte mein Auge berühren, und als ich zurückwich, zupfte sie stattdessen am Ärmel meines Kleides.
»Ich dachte, das hätte ich weggeworfen«, schwatzte sie drauflos und zog mich noch einmal so fest an sich, dass sie mir die Luft abdrückte. »Ich habe Euch vermisst«, sagte sie, als sie mit feuchten Augen zurücktrat. »Warum lassen sie niemanden mehr in den Palast?« Sie strich bestürzt über mein fettiges Haar. »Es heißt, Ihr würdet nächsten Monat heiraten. Ich wusste, dass das nicht stimmt. Ihr könnt doch nicht ohne mich heiraten. Und so bald!«
»Das ist Duncan«, sagte ich, sobald sie eine Pause machte, um Luft zu holen. »Und dies ist Thadd.«
»Angenehm«, sagte sie, und ihr Blick glitt von den beiden zu mir zurück. »Warum lassen sie niemanden in den Palast hinein und auch niemanden heraus?«, fragte sie wieder. »Es gehen Gerüchte um, der König und die Königin seien tot. Am nächsten Tag sind sie noch am Leben, und Ihr seid tot. Aber
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