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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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flatterten, jedes einzelne davon der laute Ruf, dass man mir vertraute, dass mein Wort diesen Menschen genügte.
    »Natürlich glauben sie dir«, entgegnete Kavenlow barsch. »Dachtest du ernsthaft, sie würden einem Misdever Prinzen glauben?«
    »Das nicht«, sagte ich und drehte mich um. »Aber sieh nur, wie viele es sind …«
    Kavenlow brummte besorgt. »Ja. Ich wollte Contessa heute Nachmittag selbst die Krone aufsetzen, aber vielleicht solltest du es tun, damit alle sehen, dass du sie als deine Königin anerkennst.«
    »Ja, gut«, sagte ich, doch es war mir im Grunde gleichgültig.
    Als ich das leise Kratzen von Sohlen aus dem Flur hörte, blickte ich an Kavenlow vorbei. Es war ein Gardist. Nach über einer Woche im Kerker hing ihm die Uniform sehr lose von den Schultern, doch er war säuberlich rasiert und hellwach. »Kavenlow? Prinzessin?«, sagte er und blieb bescheiden direkt hinter der aufgebrochenen Tür stehen. »Sie sind bereit für Euch.«
    »Natürlich.« Kavenlow griff nach meinem Arm. Duncan ebenfalls. Kavenlow runzelte die Stirn und entfernte mit festem Griff Duncans Hand. »Das ist eine Privataudienz«, erklärte er ohne den Hauch einer Entschuldigung, und Duncan zuckte gutmütig mit den Schultern. Er blieb mit dem Gardisten zurück, als wir gingen. Mir fiel auf, dass Duncan, der sich selbst als Falschspieler bezeichnete und vermutlich obendrein ein Dieb war, sich in der einmaligen Lage befand, praktisch sämtliche Palastwachen zu kennen. Er hatte sie befreit und damit ihr Vertrauen gewonnen, und er konnte nun in jedem Teil des Palastes umherstreifen, wie es ihm gefiel. Ich war nicht sicher, ob ich das gutheißen sollte.
    Der Flur war von den Scheußlichkeiten der vergangenen Nacht gesäubert worden. Die Nachricht, dass wir den Palast zurückerobert hatten, war heute Morgen offiziell verbreitet worden, und es sah so aus, als seien die meisten unserer vertrauten Dienstboten wieder zur Arbeit erschienen. Jedes Fenster stand offen, und die frische Frühlingsluft drang in jede Ecke. Am Ende des Flurs entdeckte ich eine Vase mit nicht abgefressenen, nicht zertrampelten Blumen. Veilchen. Meine Lieblingsblumen.
    »Hast du schon mit Hauptmann Jeck gesprochen?«, fragte ich, als wir die erste Treppe hinunterstiegen.
    »Ja«, antwortete er. »Es gefällt mir nicht, so offen eine Allianz einzugehen. Ich fasse nur schwer Vertrauen, Tess. Behalte ihn gut im Auge.«
    Ich schwieg beunruhigt. Ich machte mir nichts vor, was Jecks Motive betraf: Er hatte Prinz Garrett nur das Leben gerettet, um seine eigene Haut zu schützen. Dennoch kamen wir aus dieser Angelegenheit stärker hervor, als ich mir hätte träumen lassen. »Hat er dir geholfen, Garretts Erinnerung zu vernebeln?«
    Kavenlow strich sich über den ordentlich gestutzten Bart. »Hauptmann Jeck und ich haben unter dem Vorwand, Prinz Garrett zu befragen, fast bis Sonnenaufgang daran gearbeitet. Keiner von uns ist sonderlich gut darin, Erinnerungen zu verändern. Es ist uns lediglich gelungen, ein paar Gedanken von zentraler Bedeutung so zu verschieben, dass er auf andere verrückter wirkt als ein gestrandeter Seemann. Unsere Geheimhaltung ist nicht in Gefahr.«
    »Gut«, sagte ich erleichtert. Ich wollte den latenten Vorwurf gebrochener Regeln nicht über meinem Kopf hängen haben. Wir spazierten durch den Palast, begrüßten hier und da jemanden und versicherten der besorgten Dienerschaft, dass es uns gut ging. Mein Gesicht wurde kalt, als ich mich plötzlich im Gang zum Wintergarten wiederfand. »Warum ausgerechnet hier?«, fragte ich und blieb stehen, ehe wir die Wachen an der Tür erreichten.
    Kavenlows Augen wirkten traurig. »Ist schon gut, Tess. Hier fühlt sie sich am ehesten zu Hause. Der Wintergarten wurde im Kloster genau nachgebaut. Allerdings stellen die Statuen dort dich dar.«
    Überrascht ließ ich mich von ihm hineinführen. Meine Anspannung verebbte, als ich die vielen Veränderungen bemerkte. Der runde Tisch, an dem meine Eltern gestorben waren, war fort. Selbst das Pflaster war herausgerissen und die Terrasse durch Pflanzen ersetzt worden, die noch zu klein für ihren neuen Platz wirkten. Ich hatte gestern Abend zusammen mit Banner das frische Grab meiner Eltern besucht. Im Licht des Mondes und einer Fackel hatte ich ihnen alles erklärt und sie um Vergebung gebeten. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich die Stelle im Park gesegnet, an der sie ursprünglich begraben worden waren, und sie unter dem Lorbeer und den Efeuranken ruhen

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