Topchter der Köingin Tess 1
Prinzessin befreit, das Königreich gerettet und so weiter … Kommst du jetzt mit mir?«
Überrascht richtete ich mich auf. »Ich – äh – dachte eher, du würdest hierbleiben.«
Duncan schüttelte den Kopf, ohne mich anzusehen. »Nein.« Die Andeutung eines Schattens lag in seiner Stimme, ein Hauch von Macht, ein Flüstern einer bisher geheimen Vergangenheit. Es war tatsächlich da. Ich hatte es mir nicht eingebildet.
Langsam atmete ich aus. »Ich kann nicht«, sagte ich und unterdrückte ein Schaudern, als ich merkte, dass ich durchaus in Versuchung geriet.
Er nahm die Stiefel vom Tisch und beugte sich darüber. Der Blick seiner braunen Augen bohrte sich in meine. Ich wusste, dass er mir die Verlegenheit ansah, und vor meinen Augen löste sich die Maske des gerissenen, aber freundlichen Falschspielers auf und enthüllte einen gefährlichen Mann, über den ich nicht das Geringste wusste. »Warum nicht?«, fragte er leise.
»Ich … ich habe es dir doch schon gesagt«, stammelte ich. »Ich will nicht als Diebin durchs Leben gehen.«
»Darum bitte ich dich auch gar nicht.« Der intensive Unterton in seiner Stimme ließ mich wieder aufblicken. »Du kannst den Leuten die Bücher führen oder ihre Briefe schreiben oder überhaupt nichts tun. Du brauchst auch nie wieder eine Partie Karten mit mir zu spielen. Ich mag dich, Tess. Ich möchte, dass du mit mir kommst.«
»Contessa braucht mich«, erwiderte ich, und dann stockte mir der Atem. »Du magst mich?«
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und nahm sich das letzte Stück Brot. Seine ominöse Ausstrahlung verschwand so blitzartig wie eine seiner Karten. »Na ja«, sagte er leichthin. »Ich bin immer noch hier, oder?« Er schob sich das Brot in den Mund und stand auf. Er streckte die Hand aus, zog sie wieder zurück und wischte sie am Hosenboden ab. »Ich will dir etwas zeigen«, sagte er und hielt sie mir erneut hin.
Ich starrte ihn an. Es war weg. Er hatte gerade genug von seiner wahren, gefährlichen Natur aufblitzen lassen, um mein Interesse zu wecken, und sie dann wieder verborgen. Meine Worte an Heather hallten plötzlich durch meine Gedanken. Er sollte Macht besitzen, nicht unbedingt Reichtum. Heilige Glöckchen, ich war eine Närrin. Eine sehr verwirrte Närrin, die sich nicht mehr dahinter verstecken konnte, dass sie eine Prinzessin war.
Ich schluckte und nahm seine Hand. Er sollte nicht merken, wie erschüttert ich war. Seine Hand fühlte sich warm an, die leichten Schwielen an seinen Fingern weich. Ich erinnerte mich an den kraftvollen Druck dieser Finger an meiner Schulter und meinem Nacken, und ein warmes Kribbeln stieg in mir auf. »Was ist denn?«, fragte ich und stand auf.
»Du kannst es von deinem Fenster aus sehen.«
Meine Neugier war stärker als die Vorsicht, und ich ließ mich von ihm zum Fenster ziehen. Er legte eine Hand leicht auf meine Schulter und blieb hinter mir stehen. Der Blick auf die Stadt verschlug mir den Atem.
Flaggen. Die ganze Stadt war mit Flaggen bedeckt. Sie hingen an den Türmen der Kirche, an Wänden, Dächern und Bäumen. Und alle waren gleich. Golden mit drei schwarzen Balken, die schräg über die Flagge verliefen. »Das ist Kapitän Borletts Flagge!«, rief ich aus und riss mich von dem Anblick los, um Duncan über die Schulter hinweg anzusehen. »Ist er hier? Aber wie ist das möglich?« Erstaunt beugte ich mich vor und suchte den Hafen und die wenigen Schiffe darin ab. »Und warum?«
Ich hörte ein Scharren hinter mir. Ohne mich umzudrehen, erkannte ich Kavenlows ärgerliches Brummen, als er sich erneut durch meine geborstene Tür schob. Er blieb ebenfalls hinter mir stehen, und Duncans Hand glitt langsam und widerstrebend von meiner Schulter. »Wir dachten, du könntest uns vielleicht sagen, was das zu bedeuten hat«, knurrte Kavenlow.
Ich schüttelte den Kopf und wusste nicht, was ich sagen sollte. Abgesehen von der Flagge am Mast der Strandläufer gab es nur noch die in meinem Bündel. Und das hatte Heather. »Heather!«, rief ich aus, den Blick auf die fernen Straßen gerichtet. »Heather muss Kapitän Borletts Flagge bei meinen Sachen gefunden haben. Ich habe sie gebeten, sich für mich einzusetzen. Den Leuten die Wahrheit zu erzählen, ihnen zu sagen, dass ich nicht davongelaufen bin. Sie muss den Bürgern gesagt haben, dass sie die Flagge hissen sollen als Zeichen dafür, dass sie mir glauben. Sie glauben mir!«, jubelte ich. Ich starrte auf die vielen Dutzend Banner, die in der Morgenbrise
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