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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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Kavenlow finster zu Duncan, als der Dieb die Füße vom Tisch nahm.
    Verlegen drehte ich mich um, damit Kavenlow die Schnüre erreichen konnte. Er zog sie sanft von unten nach oben an und ließ mir mehr Raum zum Atmen, als Heather mir je gewährt hatte. Heather, dachte ich. Ich hatte bereits einen Boten zu ihr geschickt. Sie war vermutlich krank vor Sorge. »Danke«, sagte ich, als er fertig war.
    Er brummte leise. »Gut geschlafen?«, fragte er dann und rückte mir einen Stuhl zurecht.
    »Ja, danke sehr.« Als ich mich setzte, schwang sein Ring, der immer noch an einer Schnur um meinen Hals hing, vor meiner Brust hin und her. Halb lächelnd kniff ich die Augen zusammen und zog die Schnur hoch und über meinen Kopf. »Ich habe gestern Nacht ganz vergessen, ihn dir zu geben«, sagte ich und reichte ihm den Ring auf der offenen Handfläche.
    Kavenlow ließ sich auf seinem Stuhl nieder. Er lächelte hinter seinem ergrauten Bart und streckte sich über den Tisch. Der Ring verschwand in seiner dicken Hand. »Danke.« Er durchtrennte die Schnur mit seinem Dolch und steckte sich den goldenen Ring mit sichtlicher Erleichterung wieder an den Finger.
    Duncan blickte zwischen uns beiden hin und her. Es war offenkundig, dass irgendetwas geschehen war, aber er wusste nicht, was. Das Hemd hing ihm über das Stück Seil, das ihm als Gürtel diente, und seine Stiefel hatten schon länger kein Öl mehr gesehen. Mit diesem scheußlichen Versuch, sich einen Bart stehen zu lassen, sah er aus wie ein Landstreicher. Er hatte so gar nichts mehr von dem gefährlichen Mann, den ich im Kerker unter dem Quartier der Garde gesehen hatte, obwohl seine Augen recht spitzbübisch blitzten. Ich fragte mich, ob ich mir seine verborgene Kraft nur in der Hitze jenes Augenblicks eingebildet hatte.
    Kavenlows Ring glänzte im Licht, als er mir eine Tasse längst erkalteten Tee eingoss. »Wenn du mich bitte entschuldigen würdest, Prinzessin Contessa möchte unterrichtet werden, wenn du aufgewacht bist. Sie möchte dich so bald wie möglich sehen.« Er kniff warnend die Augen zusammen. »Das bedeutet auf der Stelle, Tess.«
    Ich nickte und trank einen Schluck Tee. Heilige Glöckchen, sie konnte doch zumindest warten, bis ich gefrühstückt hatte.
    »Heute Nachmittag soll auf dem großen Platz in der Stadt eine Krönung stattfinden«, fuhr Kavenlow fort und erhob sich. »Die offizielle Feier gibt es dann während des Sommerfests, wenn ihre Nachbarn hier sind.«
    Eine Krönung anstelle einer Hochzeit. Das Fest im Sommer würde das großartigste Ereignis werden, das ich je geplant hatte. Ich würde Contessa erstrahlen lassen. Aber keine Zigeuner als Unterhaltung.
    »Ansonsten gehört der Tag dir. Ich schlage vor, du hältst dich eine Weile von den Straßen fern.«
    Ich verzog das Gesicht ob seines trockenen Tonfalls und nahm mir einen Apfel aus einer Schale. Ich musste dringend meine Pferde abholen.
    »Wir sehen uns beim Abendessen, Duncan«, sagte Kavenlow. Er nickte mir zu, wandte sich ab und schob die Tür mit beiden Händen auf, weil sie nur noch lose in den Angeln hing.
    Duncan winkte unbekümmert ab und schob sich das nächste Stück Brot in den Mund. Die Stille dehnte sich aus, und mir wurde unbehaglich zumute. Zwar stand die Tür einen Spaltbreit offen, aber ich war noch nie mit irgendjemandem außer Heather und Kavenlow in meinem Zimmer allein gewesen. Ich war nicht die Kronprinzessin. Und es waren solche Kleinigkeiten, an die ich mich offenbar am schwersten gewöhnte.
    »Wie geht es Tuck?«, erkundigte ich mich, weil ich wusste, dass Duncan die Nacht bei seinem Pferd im Stall verbracht hatte. Das war sein eigener Wunsch gewesen, niemand hatte ihn darum gebeten.
    »Gut«, antwortete er fröhlich und mit vollem Mund und schluckte dann. »Er musste mal gründlich gestriegelt werden. Und er ist zu dünn. Dieser Hauptmann hat ihn auf dem Weg hierher fast verhungern lassen.« Er zögerte, als erwarte er, dass ich etwas sagte, und als ich schwieg, fügte er hinzu: »Aber es geht ihm gut.«
    Der Tee war zu kalt, um ihn zu trinken. Ich stellte die Tasse beiseite und steckte den Apfel in einen meiner weiten Ärmel, für meinen neuen Wallach. Dies war mein erster offizieller Tag als Nichtadlige, und ich wusste nicht, was ich tun sollte.
    »Also, wie sieht es denn nun aus?«, fragte Duncan.
    Ich blickte verwundert auf. »Was denn?«
    »Du bist fertig.« Er legte die Füße wieder auf die Tischplatte und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Du hast die

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