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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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Versteckspiel befreite sie von ihren gewohnten Pflichten. Als ich älter wurde, traten die Wachen an ihre Stelle, und Kavenlow musste einigen Widerstand überwinden, bis er dem Hauptmann erklärte, das sei eine gute Übung für seine Männer, Attentäter aufzuspüren. Da war mein Spaß an dem Spiel beinahe zu einer Besessenheit geworden, denn es gelang mir sogar, jene Männer auszutricksen, die mich beschützen sollten. Aber diesmal, dachte ich, und mein erinnerungsseliges Lächeln erlosch, verliere ich nicht meinen Nachtisch, wenn ich erwischt werde, sondern mein Leben.
    Ich atmete tief durch, steckte den letzten Pfeil wieder in meinen Haarknoten und duckte mich. Nahende Stimmen schreckten mich auf, und ich schlüpfte in die große, außen gelegene Feuergrube der Küche. Ich hob die schwere Abdeckung aus Eichenholz an und schob sie halb über mich. Der scharfe Geruch von Asche und verbranntem Fett kratzte in der Kehle, und ich atmete flach, um nicht husten zu müssen. Die Grube war noch warm vom letzten Abendessen. Ich rutschte unbehaglich auf den erloschenen Kohlen herum, reckte den Kopf ein Stück über den Rand hinaus und sah zwei Wachen.
    Sie schoben halbherzig mit den flachen Klingen die Zweige des nahen Gebüschs auseinander und beschwerten sich lautstark über ihr unterbrochenes Abendmahl und dass dies ohnehin Zeitverschwendung sei, weil ich vermutlich heulend in irgendeinem Wandschrank hockte. Wenn Garretts Männer alle derart unerfahren waren, hatte ich tatsächlich eine Chance. Selbst der Stallbursche hatte gewusst, dass man sich auch als Jäger beim Versteckspielen möglichst leise bewegte.
    Die beiden gingen an mir vorbei. Angespannt und mit flauem Gefühl im Magen wartete ich, bis ihre Stimmen verklungen waren, ehe ich mich aus der Grube schob. Ich stank nach verbranntem Fett, und ein dunkler Fleck war an meinem Ellbogen verschmiert. Ich starrte vor Dreck.
    Ich atmete tief durch, hielt nach Fackeln Ausschau und rannte dann zu einem kleinen Hain. Unter den Bäumen blieb ich stehen. Mein graues Kleid verschwand in ihren Schatten. In wenigen Stunden würde der Mond aufgehen; bis dahin musste ich es über die Mauer geschafft haben. Atemlos lauschte ich, ob mich jemand verfolgte. Aber da war niemand.
    Schreckhaft und nervös raffte ich die Röcke, damit sie sich nirgends verfingen, und schob mich durch den kleinen Hain. Mein Ziel war vor dem schwarzen Himmel beinahe unsichtbar: der einzige Baum im Garten, dessen Äste über die Palastmauer hinausragten. Das war Kavenlows »sicherer Baum«, und ich runzelte die Stirn, als mir klar wurde, dass er mich durch Spiele und andere Zerstreuungen gelehrt hatte, auf allen erdenklichen Pfaden den einzigen Ausweg zu erreichen.
    Licht und Lärm schreckten mich auf. Mein Herz schlug schneller. Sie waren noch so weit weg, dass ich mich unbemerkt bewegen konnte, aber nicht mehr lange. Ich sah mich in die andere Richtung um und rannte auf einen schwach schimmernden Haufen Gesteinsbrocken zu.
    Mein Atem passte sich meinen leisen Schritten auf dem feuchten Gras an. Als meine Stiefel auf dem losen Geröll leise knirschten, duckte ich mich und schlich langsam weiter. Der Haufen Steinbrocken stammte von einem großen, eingestürzten Pavillon, und er war auf meinen Wunsch hier liegen geblieben, weil ich erklärt hatte, er sei ein großartiges Winterquartier für Schlangen und Schmetterlinge.
    Ich ging auf die Knie und tastete nach der kleinen Vertiefung, die ich vor fast zehn Jahren zwischen die Gesteinsbrocken gescharrt hatte. Sie war kein sonderlich gutes Versteck mehr, weil ich jetzt doppelt so groß war wie damals, und ich fühlte mich allzu sichtbar, als ich mich zwischen die Steine duckte. Sie waren noch warm von der Sonne, und ich drückte mich an sie.
    Als ich fröhliches Hundegebell hörte, stockte mir der Atem.
    »Banner«, flüsterte ich bestürzt, als ich sein Bellen erkannte. Sie hatten die Hunde losgelassen, um so nach mir zu suchen. Und die Hunde würden mich finden, mich schwanzwedelnd begrüßen und mir das Gesicht ablecken.
    »Kusch. Platz!«, rief ein Gardist, der Stimme nach noch fast ein Junge.
    Bitte nicht, dachte ich verzweifelt, aber ich wusste, wenn ich mich bewegte, würde Banner mich nur umso schneller finden. Ich spähte über die Steinbrocken und sah ein fernes Licht. Mir sank der Mut, als plötzlich raschelnde Schritte und ein schweres Keuchen aus der Dunkelheit drangen.
    »Hund!«, hörte ich eine tiefere Stimme rufen, und die ferne Fackel hüpfte auf

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