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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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ich in einen Spalt im Kamin und drehte mich um. Heather war die Einzige, die mich je in dem Kamin gefunden hatte, und daran war ich selbst schuld gewesen, weil ich schwarze Fußabdrücke hinterlassen hatte, als ich zur Tür gegangen war, um hinauszuspähen. Heather, dachte ich und hoffte inständig, dass sie noch außerhalb der Palastmauern und in Sicherheit war.
    Ich blieb ganz still stehen und lauschte. Es war überraschend ruhig, da die Bediensteten offenbar tot oder verschwunden waren und die Soldaten draußen im kleinen Park nach mir suchten. Hoffnungslos runzelte ich die Stirn. Ich konnte nicht gegen Garretts Männer kämpfen; sie wogen doppelt so viel wie ich, und ich hatte nur einen einzigen Pfeil und ein Messer, das eher Zierde war als Waffe. Ich musste fliehen. Der schnellste Weg nach draußen war der durch die Küche.
    Da ich mehr Vertrauen in meinen Pfeil als den Dolch hatte, steckte ich die beinerne Klinge unter das Rockband im Rücken und schlich den Gang entlang, bis eine gedämpfte Unterhaltung an meine Ohren drang. Mit angehaltenem Atem spähte ich um die Ecke aus kaltem Stein. Das Schwert, das über die Schürze geschnallt war, ließ den Koch lächerlich wirken. Ich war sicher, dass er und der Gardist, der lässig am Küchentisch lehnte, die Tür bewachen sollten, doch sie interessierten sich viel mehr für die beiden Tauben in der größten Kochstelle, deren herabtropfendes Fett in den Flammen zischte.
    Hinter ihnen lag die mondlose Nacht. Die Tür stand offen, um die Hitze aus der Küche zu lassen. Ich wusste nicht, ob ich dankbar oder beleidigt sein sollte, weil sie mich für eine so geringe Bedrohung hielten. Mein Blick huschte von der Tür zu den beiden Männern. Der Ausgang war so nahe, dass ich den Tau riechen konnte.
    Der Soldat, der zum Koch ernannt worden war, fuhr mit einem zufriedenen Lächeln auf dem runden Gesicht herum. »Lass deine schmierigen Finger davon«, sagte er scharf; er wirkte in seiner neuen Stellung als Koch sehr viel glücklicher, als ich erwartet hätte. Er hielt eine Pfanne unter eine Taube und begoss sie mit dem Fett. »Die sind für den Prinzen.«
    »Ach, ein Schenkelchen wird er schon nicht vermissen«, sagte der andere und beugte sich mit zuckenden Fingern vor. »Du hast doch gesagt, dass er alles von sich gegeben hat wie eine schwangere Frau.«
    »Wenn du sie anfasst, schneid ich dir die Finger ab, verbrannt noch mal!«, drohte der Koch und stellte das Pfännchen beiseite. »Ich will sie hübsch haben, nicht auseinandergerissen.«
    Wie ich erwartet hatte, griff der zweite Mann trotzdem nach den Vögeln. Beide standen mit dem Rücken zu mir. Ich rannte zur Tür und erschrak fürchterlich, als mich eine neue Woge von Schwindel überkam. Plötzlich zitterte jeder Muskel in meinem Körper. Ich huschte durch die Tür, um die Ecke und drückte mich mit dem Rücken gegen die äußere Wand. Meine Schultern spannten sich, als der Koch brüllte, sanken aber gleich wieder herab, denn ich merkte, dass er seinen Kameraden anschrie.
    Draußen, dachte ich, während die beiden richtig in Streit gerieten. Ich hatte es geschafft. Ich krallte die Finger um die groben, kalten Steine der Wand, an die ich mich presste, lauschte meinem klopfenden Herzen und wartete keuchend ab, bis das unwirkliche Gefühl allmählich nachließ. Der Schwindel fühlte sich so ähnlich an, wie wenn ich mich aus Versehen an einem meiner Pfeile gestochen hatte, und ich steckte die Fingerspitzen in den Mund und suchte nach dem typischen, bitteren Geschmack des Gifts. Aber ich schmeckte nur Asche. Der Schwindel musste daher kommen, dass ich doch Hunger hatte – ich hatte den ganzen Tag lang nichts gegessen.
    Die Luft war kalt, und ich zitterte in meinem dünnen Kleid. Den Park zu erreichen, erinnerte mich sehr an die vielen Versteckspiele meiner Kindheit. Es war sogar beinahe leichter gewesen als damals, dank der nächtlichen Dunkelheit. Meist waren die Spiele eine Überraschung gewesen – Kavenlow hatte mich aus tiefstem Schlaf gerissen und mich in irgendeiner abgelegenen Ecke des Palastes abgesetzt. Dann hatte er beim Frühstück allen verkündet, dass derjenige, der mich fand, am Abend meinen Nachtisch bekommen würde. Meistens schlich ich mich den ganzen Tag durch den Palast, bis ich das Ziel, Kavenlows »sicheren Baum«, erreichte, und beschaffte mir dabei in der Küche oder in den Gärten etwas zu essen.
    Die Kinder der Dienerschaft, meine Spielgefährten, freuten sich immer sehr darüber, denn mein

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