Topchter der Köingin Tess 1
und ab. »Was hast du da gefunden, Hund?«
Der große Wolfshund stand still und lauschte. Dann begann sein Schwanz zu wedeln. Kläglich ließ ich mich zurücksinken, als er über die offene Wiese schnurstracks auf mich zulief und die Wachen weit zurückließ. Seine feuchte Schnauze schob sich in meine Hand, dann leckte er mir das Fett vom Ellbogen. »Geh weg«, zischte ich, aber er wollte spielen. »Böser Hund!«, flüsterte ich, und sein hin und her schwingender Schwanz erlahmte. Er winselte, und Pfoten so groß wie meine Hand stießen mich beinahe um, so dringend wollte er wissen, was er falsch gemacht hatte.
»Ach, du bist ein guter Hund«, sagte ich ergeben, kraulte ihn hinter den Ohren und verzieh dem riesigen Tier. »Guter Hund.« Ich hoffte nur, dass er still bleiben würde, und spähte über die Steine hinweg. Das Licht kam näher. Ich blickte zur Mauer, dann wieder zurück. Mit dem Hund konnte ich nicht leise davonlaufen, und wenn ich hierblieb, würden sie mich finden.
»He, Hund!«, rief der Gardist, und Banner spitzte die Ohren. Er rührte sich nicht. Das brachte mich auf eine Idee.
»Platz«, sagte ich, und der riesige Hund ließ sich fallen. Seine Augen reflektierten den schwachen Lichtschein, und er blickte erwartungsvoll zu mir auf. Ich packte seine bärtige Schnauze und beugte mich dicht über sein Gesicht, um ihn daran zu erinnern, wer der Anführer seines kleinen Rudels war. »Bleib«, flüsterte ich eindringlich. »Bleib.« Er beobachtete mich, während ich zurückwich, und wedelte unsicher mit dem Schwanz. »Bleib.«
Mit einem flauen Gefühl im Magen schlich ich mich durch die Gesteinsbrocken, bis sie schließlich Kieseln und dann Gras wichen. Ich betete darum, dass Banner tun würde, was ich ihm befohlen hatte, und rannte zu einem Schuppen, der hinter einer Rosenhecke verborgen war. Ein starker Geruch nach verrottendem Unkraut hing in der Luft. Ich ging um den Gärtnerschuppen herum, bis ich die Palastmauer und meinen Baum sehen konnte. Ein Schatten, in dem sich schwach schimmernder Stahl zeigte, bewegte sich leicht daneben. Verzweifelt schloss ich die Augen. An genau dem Baum, auf den ich klettern musste, lehnte eine Wache.
Ich öffnete die Augen, als ich einen Ruf hörte. Sie hatten Banner gefunden. Alles ging schief!
»Da ist er«, rief ein Gardist dem anderen zu. »Hierher, Hund.«
»Was hat er gefunden?«, fragte der zweite.
»Nichts. Komm schon, Hund. Auf. Steh auf!« Meine Augen weiteten sich, als Banner aufjaulte. »Dummer Hund!«, schrie der Gardist. »Steh auf!«
»Guter Junge«, flüsterte ich und verzog das Gesicht, als Banner erneut aufjaulte. Der Schatten neben dem Baum bewegte sich. Ungläubig beobachtete ich, wie der Gardist seinen Posten verließ, um nachzusehen, was da los war. Ein junger, unerfahrener Gardist – o ja.
»Gib ihm eins mit dem Schwert«, sagte eine tiefere Stimme. »Dann geht er schon weiter.« Mit leisem Lederknirschen eilte der Wächter von der Mauer in lockerem Tempo an mir vorbei … Und so leicht befand ich mich außerhalb ihres Kreises.
Ich verfluchte mich als Feigling und rannte zu dem Baum. Banner heulte auf vor Schmerz, und heiße Tränen schossen mir in die Augen. Er hätte davonlaufen sollen, zurück zu seinem Zwinger. Dummer Hund. Warum hatte er auf mich gehört? Doch er blieb, und seine Treue erkaufte mir Zeit.
Meine Hand fand die glatte Rinde, und ich streckte mich nach oben. Behindert von meinen Röcken, stemmte ich mich auf den ersten Ast. Die Rinde zerschrammte mir die Handgelenke, und eine Woge von Schwäche und Schwindel überkam mich, so dass meine Arme zitterten. Ich hörte ein schmerzerfülltes Jaulen und fühlte mich entsetzlich hilflos. »Guter Junge«, flüsterte ich und kletterte höher. Ich war ein Feigling, weil ich davonlief, während er geschlagen wurde.
Meine Muskeln protestierten vor Hunger, als ich endlich den Ast erreichte, der parallel zur Mauer und auf der gleichen Höhe verlief. Banners Geheul wurde allmählich zornig. Ich hätte weinen mögen und riskierte einen Blick auf inzwischen drei Fackeln, die ihn umringten. Weitere Lichter näherten sich.
Die Wachen hatten begonnen, ihn zu reizen und zum Angriff aufzustacheln. Einer rief, sie sollten ihn gleich töten, weil sie ein Ungeheuer wie ihn nie in seinen Zwinger zurückbringen würden. Ich verabscheute mich, als ich Banner den Rücken zukehrte und mich aufrecht auf den breiten Ast stellte. Banners Gebell wurde immer wilder, während ich vorsichtig den Ast
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