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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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konnte.
    Ich ließ den Kopf sinken, als ein Handkarren an mir vorüberkam. Mit einem schmierigen Handrücken wischte ich mir die Augen und machte mich matt auf den Weg, hinab zum Hafen und zu den Schänken. Ohne Kavenlow erschienen mir die einst so vertrauten Straßen seltsam bedrohlich. Von Garretts Soldaten war nichts zu sehen, doch ich war sicher, dass sich das morgen ändern würde, wenn sie begannen, die Straßen abzusuchen.
    Zu meiner großen Überraschung war der Hafenmarkt geöffnet, denn gierige Händler ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, ihre Waren an verängstigte Menschen zu verkaufen, die Essen und andere Notwendigkeiten horteten. Die Fackeln loderten hoch, die Preise noch höher, doch immerhin würde ich nicht bis morgen warten müssen, um mich auszurüsten. Zuallererst brauchte ich aber ein ruhiges Plätzchen, um meine erschütterte, zersprengte Seele wieder zu sammeln und einen Plan zu fassen.
    Der Schwindel war vergangen, da ich nun nicht mehr rannte, aber meine Glieder waren schwer vor Erschöpfung. Ich hielt auf ein Gasthaus zu, das zwei Straßen vom Kai entfernt lag. Da würde es vermutlich ruhiger sein. Ehe ich die Straße überquerte, warf ich einen Blick zurück zum Palast. Er glitzerte wie Geschmeide im Kerzenschein, dort oben auf seinem Hügel. Vor Schmerz schloss ich kurz die Augen und wandte mich ab. Sie sind tot. Alle beide.
    Da ich eher wohlhabend als notleidend wirken wollte, strich ich entschlossen mein schmutzstarrendes Kleid glatt und betrat das Wirtshaus. Die schale Luft roch nach zu lang gekochten Kartoffeln, aber der niedrige Raum war warm und beinahe leer. Drei Männer spielten an einem Tisch vor dem Kamin. Ein weiterer saß allein über seine Schüssel gebeugt und aß seine Suppe so sorgsam, als zählte er jeden Bissen wie Geld. Eine mürrische Schankmaid beäugte mich, aber ich näherte mich dem Mann mit der zerlumpten Mütze, der an den Bierfässern lehnte. Eine Bettlerin würde die Schankmagd um Hilfe bitten; eine Dame verlangte sie vom Wirt persönlich.
    Er musterte mich von Kopf bis Fuß, und in seinen Augen stand deutlich die Frage, was eine Frau mit guten Stiefeln allein, ohne Umhang, schmutzstarrend und mit zerzauster Frisur in seiner Taverne zu suchen hatte. »Ich möchte zu Abend essen«, sagte ich mit sorgfältiger Betonung.
    Der Wirt holte Luft, um zu antworten, doch eine schrille Stimme kreischte aus einem dunklen Durchgang: »Hinaus mit ihr! Wir sind nicht dazu da, die Nachzügler der Stadt zu verköstigen.«
    Ich versetzte Kavenlows fleckiger Ledertasche einen leichten Stoß, so dass die Münzen leise klimperten. Der Mann blickte zu dem Durchgang zurück. »Kümmere dich um deine Arbeit, Weib!«, rief er. Als er sich mir wieder zuwandte, rundeten sich seine von harter Arbeit geröteten Wangen durch ein breites Lächeln, das eine Zahnlücke enthüllte. »Seid wohl Eurem Mann davongelaufen, was, Madam?«
    Ich warf einen Blick auf die leeren Tische. »Mein Abendessen?«, fragte ich und legte zwei Münzen vor ihn hin. Zum Glück hatte Kavenlow darauf bestanden, dass ich das Geld immer selbst in die Hand nahm, wenn wir in der Stadt unterwegs waren. Daher wusste ich, wie viel ich bezahlen musste.
    »Bedient Euch da am Kessel«, sagte er und wies auf die Feuerstelle hinter mir.
    »Ich … bin so rasch aufgebrochen«, stammelte ich verlegen, »dass ich keine Schüssel mitnehmen konnte.«
    Wortlos bückte er sich hinter seinen Tresen und holte eine Holzschüssel hervor sowie ein flaches, langes Stück Holz, das man zur Not als Löffel hätte bezeichnen können.
    »Dafür bezahlt sie aber!«, schrie die noch immer unsichtbare Frau, und der Mann zog unwillkürlich die Schultern ein.
    Ich nahm die Sachen und kam mir dumm dabei vor. »Wäre es wohl möglich, ein Bad zu bekommen?«, fragte ich.
    »Ich mach hier kein Bad!«, rief die Frau aus. Die Schankmaid fand plötzlich etwas zu tun und schrubbte sehr eifrig den entferntesten Tisch, wobei sie uns den Rücken zuwandte.
    Ich zog zwei weitere Münzen hervor, doppelt so viel wert wie die, mit denen ich mein Abendessen bezahlt hatte. Das Blut meiner Mutter klebte immer noch an meinen Händen; ich würde ihm den ganzen Beutel geben, wenn es sein musste, damit ich mich endlich waschen konnte. »Halt den Mund, Weib!«, brüllte der Mann über die Schulter.
    »Ich mach hier kein Bad!«, beharrte sie.
    »Du kümmerst dich um ein Bad«, herrschte der Mann sie an.
    »Halt endlich den Mund!« Er wandte sich mir zu, und ich biss

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