Topchter der Köingin Tess 1
mischte absichtlich so ungeschickt, dass mir die Karten jeden Moment zu entgleiten drohten. »Mein – Ehemann spielte gern mit mir, als wir noch jung vermählt waren.« Ich verzog das Gesicht und legte ein wenig zornige Bitterkeit in meine Stimme. »Wir haben um Süßigkeiten gespielt. In letzter Zeit will er gar nichts mehr mit mir spielen. Aber ich habe dieses Spiel in schöner Erinnerung. Kennt Ihr Spuck-in-den-Wind?«
Berechnende Stille breitete sich am Tisch aus. In diesem Spiel füllte sich der Topf sehr schnell, und mit vier und mehr Spielern nahm er rasch gefährliche Ausmaße an. Der Falschspieler würde gewiss nicht widerstehen können. Die beiden ehrlichen Männer wechselten einen Blick, und es war ihnen sichtlich unangenehm, eine Frau auszunutzen, die vermeintlich einen ganzen Krug Bier getrunken hatte. Doch der Betrüger nickte. »Ich kenne es«, sagte er. »Ich wäre mit einer Partie einverstanden. Aber mehr wäre mir heute Abend zu viel.«
»Na gut«, druckste Collin herum. »Wenn es nur eine ist.«
»Eine Partie«, stimmte der Kaufmann zu.
Ich teilte sechs Karten pro Spieler aus, und ein Kribbeln in meiner Magengegend sandte Wärme durch meinen ganzen Körper. Ich holte tief Luft, nahm meine Karten auf und plante, wie ich sie ausspielen wollte. Mein Herz schlug schneller, als ich den Ausgang voraussah, und ich konzentrierte mich darauf, ruhig weiterzuatmen.
Unter leisem Klimpern warfen alle eine Münze auf den Tisch. Spuck-in-den-Wind war zu schnell für Taschenspielertricks. Die Karten des Betrügers würden genau da bleiben, wo sie waren. Jeder entschied selbst, welche Karte er ausspielte. Die höchste Karte gewann, und der Sieger bekam die Münzen mitsamt den gespielten Karten. Dann konnte er aus neun Karten wählen, während die Verlierer nur noch fünf auf der Hand hatten. Das Spiel wiederholte sich mit neuem Einsatz, bis ein Spieler alle Karten gewonnen hatte – und das gesamte Geld. Aus seinem Einsatz von sechs Münzen hatte er also mindestens vierundzwanzig gemacht. Ich hatte gute Chancen, mit diesem Topf davonzuspazieren. Ich würde entweder aus eigener Kraft gewinnen oder den Betrüger erpressen, so dass er mich gewinnen ließ.
Der Falschspieler gewann die erste Runde und ich die zweite. Der Händler gewann die dritte, so dass nun alle sieben Karten hatten bis auf Collin, bei dem es nur noch drei waren. »Ich hab nur Fischgekröse auf der Hand«, schimpfte er, denn er wusste, dass er sich aus dieser Position nicht wieder hochspielen konnte. Er spie sein Stöckchen auf den Boden und warf die Karten auf den Tisch. »Ich gebe auf und kaufe mich frei.«
Ich unterdrückte ein Lächeln. Darauf hatte ich gehofft. Es bedeutete, dass er drei Münzen in den Topf legen musste, eine für jede seiner restlichen Karten, statt bis zum Ende weiterzuspielen. Mein Herz hämmerte, als die Münzen auf den Tisch fielen. Ich musste dieses Geld gewinnen.
Der Falschspieler gewann die nächste Runde, ich die beiden darauf, dann wieder der Betrüger. Nun hatte der Händler nur noch drei, der Falschspieler und ich jeweils neun Karten auf der Hand. »Weiter halte ich nicht mit«, sagte der Kaufmann, legte seine Karten hin und leerte den Humpen. Drei weitere Münzen fielen auf den Haufen mitten auf dem Tisch. Er blieb sitzen, um zuzuschauen, genau wie Collin. Beide wollten wissen, wie die Partie ausgehen würde.
Der Betrüger und ich spielten jeweils die ausgewählten Karten aus. Ich biss die Zähne zusammen. Ich übertrumpfte seine nur knapp durch die Farbe, und die spöttisch hochgezogene Braue meines Gegners runzelte sich plötzlich besorgt.
Der Händler beugte sich zu Collin hinüber. »Wenn das hier vorüber ist, würde ich mich gern mit Euch unterhalten. Unter Umständen wäre ich bereit, Euch Geld zu leihen, damit Ihr mehr Arbeiter anheuern könnt, wenn sie Seile für mein Geschäft herstellen.«
Collins Blick wirkte gedankenverloren. »Ich werde verhungern, wenn wir in den Krieg segeln und ich immer noch Netze mache.«
Ich lag um zwei Karten vorn. Ich musste etwas tun, ehe ich zurückfiel, damit mein Sieg nicht erzwungen wirkte. »Meint Ihr denn, es wird zu einem Krieg kommen?«, fragte ich und staunte selbst über das ängstliche Zittern in meiner Stimme.
Sogleich nahm der Kaufmann eine beruhigende, joviale Haltung an. »Aber nicht doch, Madam«, sagte er. Seine Beschwichtigung traf bei mir auf taube Ohren. »König Stephen hält ebenso wenig von Krieg wie die Kaufmannsgilde. Prinzessin Contessas
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