Topchter der Köingin Tess 1
der sie mischte. »Es überrascht mich, dass Ihr nicht in Eurem Geschäft seid«, bemerkte ich, als er mir meine Karten zuschob. »Anscheinend glaubt heute die ganze Stadt, Mitternacht sei heller Mittag.«
»Leute, die vor einem Krieg fliehen, kaufen keine Spule Flachs«, erwiderte er knapp.
»Dieses Gerede vom Krieg ist lächerlich«, sagte der Falschspieler. »Was spielt es schon für eine Rolle, wen sie heiratet?«
Den Zweig fest zwischen die Zähne geklemmt, nahm Collin eine Karte auf und klatschte einen schwarzen Wolf so energisch hin, dass er beinahe vom Tisch segelte. »Mir wäre es lieber, wenn die Prinzessin einen Ziegenhirten heiraten würde statt eines von König Edmunds Bälgern«, brummte er. »Mein Großvater ist mit einer schwarzen, stinkenden Hand aus dem letzten Krieg gegen Misdev heimgekommen. Er hat noch lange genug gelebt, um die See zu berühren, und dann ist er zwischen den Netzen gestorben, die er nicht einmal mehr flicken konnte. Und wofür ist er gestorben? Für einen Streifen Wald.«
Die Bitterkeit in seiner Stimme überraschte mich. »Es ging nicht um einen Streifen Wald«, sagte ich und nahm den Wolf. »Er ist gestorben, um die Misdever Teufel aus unseren Häfen herauszuhalten.«
»In der Hölle sollen sie verrotten!«, riefen die Männer, und ich ertappte mich dabei, dass ich mit einstimmte. Meine Aufmerksamkeit schweifte ab, denn ich dachte daran, dass mein Vater beinahe König Edmund unsere Häfen in die Hand gegeben hätte – während mein Großvater so hart gekämpft hatte, um ebendas zu verhindern. Da ich abgelenkt war, erwischte ich den Falschspieler diesmal nicht beim Mogeln, und er gewann.
»Und was tut Ihr, werter Herr?«, fragte ich den Betrüger, während Collin eine neue Runde austeilte.
»Ich treibe Handel«, antwortete der junge Mann, ohne zu zögern, den Blick auf seine Karten gerichtet.
Ich musterte ihn rasch. »Handel?« Wenn der da ein Händler war, dann war ich eine Hafenhure. Und das war ich nicht. Noch nicht. Trotz meiner augenblicklichen Erscheinung. »Womit handelt Ihr denn?«
Er warf mir einen Blick zu. »Mit schwarzen Schafen. Wenn ich ein solches Tier bei einem Bauern finde, kaufe ich es.«
»Schwarze Schafe«, wiederholte ich. Ich warf einen Priester ab und nahm die rote Sonne in der Hoffnung, der Falschspieler werde sich den Priester schnappen. Doch er entschied sich für den verdeckten Stapel.
»Und womit bringt Ihr Eure Tage zu?«, fragte er sarkastisch.
Mir verging die Spöttelei, als ich erkannte, dass ich eigentlich nicht viel tat. »Ich tätige Anschaffungen«, erklärte ich. »Ich kaufe große Mengen Waren ein, zu den verschiedensten Zwecken.«
»Ihr besorgt den Haushalt«, sagte er in einem Tonfall, der die Worte zu einer Beleidigung machte.
»Ihr wärt überrascht, wie viel Planung ein Haushalt erfordert«, erwiderte ich hitzig. »Doch Ihr wüsstet das gar nicht zu schätzen, da Ihr ja nicht einmal eine Mondspanne an ein-und demselben Ort verweilt – auf Eurer Jagd nach schwarzen Schafen.«
Der Händler warf Collin einen vielsagenden Blick zu. »Oh, ich bin sicher, Ihr führt ein gutes Haus, Madam.«
»Warum verlässt sie es dann?«, fragte der Betrüger.
»Wegen der Misdever Köter«, antwortete ich und schlug unwillkürlich die Augen nieder.
»Die Misdever Köter!«, schimpfte der Falschspieler laut.
»In der Hölle sollen sie verrotten!«, entgegneten die anderen Männer.
Ich passte gut auf, während sie tranken, doch der Falschspieler bewegte keine einzige Karte. Ich fragte mich, ob er bemerkt hatte, dass ich ihn beobachtete. Im letzten Durchgang hatte ich Glück und nahm eine Flusskarte auf. Nun hatte ich ein starkes Blatt, in dem alle Elemente vertreten waren. Da ich meinen König nicht mehr brauchte, gab ich ihn ab. Die Augenwinkel des Falschspielers legten sich in Fältchen, als er ihn aufnahm. Ich wartete darauf, dass er ihn verschwinden ließ, doch als das Spiel vorüber war und ich gewonnen hatte, hielt er noch immer alle seine Karten in der Hand.
Nun war ich mit Ausgeben dran, und im Durcheinander der Karten, die mir über den Tisch hinweg zugeschoben wurden, hätte ich seinen Betrug beinahe übersehen. Der Falschspieler gab nur vier Karten zurück. Die fünfte verschwand in seinem Stiefel, als ich absichtlich etwas Bier verschüttete und Trevor es höflich wegwischte. Meine Augen wurden schmal. Ich war sicher, dass es der König gewesen war. Er hatte weiter keine guten Karten gehabt.
»Meine Herren«, sagte ich und
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