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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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schob ich alle Münzen in meine Tasche, bis auf eine für das Bier. »Wenn Ihr damit meint, dass ich mich gut darauf verstehe, Karten zu spielen und Betrüger zu entdecken, dann ja. Falls Ihr sagen wollt, dass ich selbst falschspiele, irrt Ihr Euch jedoch gewaltig. Ich hätte Euch ehrlich schlagen und alles gewinnen können, aber ich habe es eilig.«
    Schweigend betrachtete er meine Suppenschüssel, ehe er den König aus seinem Stiefel zog, die Königin aus dem Ärmel und einen Priester aus dem Kragen im Nacken. »Wir waren ein gutes Gespann, nicht?«
    Mir blieb der Mund offen stehen. »Dies ist mein Geld«, sagte ich und erhob mich. »Das gesamte Geld gehört mir. Und jetzt verschwindet, ehe ich dem Wirt Bescheid sage und er Euch an den Pranger stellen lässt.«
    Langsam stand er auf, offensichtlich nicht beunruhigt, denn die Karten waren ja nun nicht mehr in seiner Kleidung versteckt, sondern lagen auf dem Tisch. Er sammelte alle ein, schob sie in eine steife Hülle aus Leder und steckte sie unter sein Hemd. Der Mann trug seine eigenen Karten mit sich herum. Wie konnte er da kein Falschspieler sein? »Lebt wohl, Madam Schwarzes Schaf.«
    Ich runzelte die Stirn über seine Andeutung, doch er ging zum Wirt, um sich sein Bier zu holen. Er wechselte ein paar Worte mit dem Händler und dem Seiler, ehe er ging, und kippte sein Bier in zwei tiefen Zügen herunter, wobei sein Adamsapfel hüpfte.
    Meine Tasche war nun wesentlich schwerer, und da ich wusste, welch leichtes Ziel ich abgab, winkte ich den Wirt heran. Mein Jubel über das gewonnene Geld verflog, als er mir einen weiteren Krug brachte. »Habt Ihr einen Sohn, der mich heute Abend beim Einkaufen begleiten könnte?«, fragte ich.
    Er nickte und nahm die Münze, die ich auf dem Tisch liegen gelassen hatte. »Ich hole ihn, Madam«, sagte er. »Aber ich an Eurer Stelle würde bis morgen früh warten.«
    »Bis dahin wird alles weg sein«, erwiderte ich und schlang besorgt die Arme um mich. Verständnisvoll nickend ging er davon.
    Der Kaufmann und Collin waren ins Gespräch vertieft. Mir war übel, denn die Fischsuppe bekam meinem ohnehin schon flauen Magen nicht besonders gut. Als Erstes musste ich mir ein neues Blasrohr besorgen. Ich rechnete damit, dass der Falschspieler obendrein ein Dieb war, und trotz des Begleiters und eines Haarknotens voll tödlicher Pfeile fühlte ich mich allein und schutzlos.
    Ich schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. Meine Eltern waren tot, ich war ein Bettlerskind, und der einzige Mensch, der mir auf der Welt noch geblieben war, hatte mich all die Jahre eine Lüge leben lassen. Und ich konnte mit keiner Seele darüber reden.
     
    9
     
    Keine Pferde!« Mein Blick huschte an dem Stallmeister vorbei zu den Verschlägen. »Und was ist das da?«
    Der Mann nahm die Laterne von einem hohen Haken und rieb sich das bärtige Gesicht.
    Es war wunderbar warm in dem Stall, doch ich hatte die Arme immer noch um mich geschlungen. Zu meinem großen Ärger war der Wirtssohn nicht nur halb schwachsinnig, sondern auch noch halb betrunken gewesen. Nachdem ich mich seiner grapschenden Hände erwehrt hatte, ließ ich ihn in einer Ecke zurück, wo er ein Lied über Frauen anstimmte, und erledigte meine Einkäufe allein. Ohne ihn war ich sicherer. Und ich fiel gar nicht so sehr auf, wie ich befürchtet hatte.
    Dutzende Menschen kauften heute im Lampenschein ein. Da ich keine Zeit zu verlieren hatte und obendrein zu niedergeschlagen war, um mir viel daraus zu machen, hatte ich mich bei allem mit minderer Qualität zufriedengegeben: Meine Decken waren nur ein Garn stark statt zwei, mein Kochgeschirr bestand aus Kupfer und Holz statt aus sauberem Metall, und die Kleidung, die ich hastig ganz unten in mein Bündel gestopft hatte, war getragen.
    Zumindest hatte ich meine eigenen Stiefel an, und der graue Umhang, der sacht gegen meine Knöchel schlug, kam frisch vom Webstuhl. Besser noch, ich besaß wieder eine Peitsche, die zu weichen Schlaufen geschlungen und an meiner Taille befestigt war. Für mich bedeutete sie acht wunderbare Fuß »Lass mich in Ruhe«, und sie verlieh mir mehr Selbstbewusstsein, als ich verdient hatte. Ein Messer hatte ich aber nicht erworben. Guter Stahl in einer Länge und Stärke, mit der man etwas anfangen konnte, war fast so teuer wie ein Pferd.

Die beiden anderen Pferdehändler in der Stadt hatte ich bereits aufgesucht. Wenn ich hier kein Pferd bekam, würde ich nicht genug Zeit haben, zu baden und mir ein Reittier zu suchen.

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