Topchter der Köingin Tess 1
Vermählung, ganz gleich mit wem, wird so vonstattengehen, dass niemand Anlass zu einem Krieg haben könnte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der König seine behaglichen Pantoffeln gegen Stiefel eintauschen und hinaussegeln oder losmarschieren möchte. Dennoch ist es klug, auf alles vorbereitet zu sein, nicht wahr?«
Der Falschspieler schnaubte unflätig und griff nach seinem Krug. Offensichtlich scherte er sich nicht um einen möglichen Krieg. »Nun ja«, sagte ich und dachte an die Karte in seinem Stiefel. »Aber ein König findet sich doch manchmal in den seltsamsten Stiefeln wieder.« Ich blickte ihm offen ins Gesicht, mit großen Unschuldsaugen. »Auch eine Königin sieht sich häufig an einem unerwarteten Arm geführt.«
Der Falschspieler erstarrte, als er meine sorgsam betonten Worte begriff. Langsam sank sein Krug auf den Tisch herab, während der Mann mich angaffte. »Tatsächlich?«, fragte er mit angezogenen Schultern.
Ich nickte selbstsicher, und er zwang sich, die Schultern locker fallen zu lassen. »Allerdings. Ich habe so etwas schon gesehen.«
Er reckte das glatt rasierte Kinn, und es überraschte mich nicht, dass er meinen Humpen anstieß und Bier verschüttete, als er die Hand ausstreckte, um eine weitere Münze zu setzen. »Die Karten!«, rief der Händler, und während er und Collin den abgelegten Stapel in Sicherheit brachten, beugte sich der Falschspieler zu mir herüber.
»Was wollt Ihr?«, murmelte er, und im trüben Licht wirkten seine Augen beinahe schwarz.
»Lasst mich gewinnen«, flüsterte ich atemlos, »sonst verliert Ihr Eure Hände.«
Die Schankmaid seufzte so laut über das verschüttete Bier, dass ich sie quer durch den Raum hören konnte. Der Falschspieler hielt den Blick auf seine Karten gerichtet, während sie die Lachen aufwischte. Ich wusste, was er dachte: Er überlegte, ob ich seinen Betrug wirklich bloßstellen und was geschehen würde, wenn er nicht entwischen konnte. Er beäugte die vielen Münzen auf dem Tisch. Sein Atem beschleunigte sich, als sein Blick zur Tür huschte. Ich sah ihn mit drohend schmalen Augen an.
»Steigt Ihr aus oder haltet Ihr mit?«, drängte der Händler. Der Falschspieler griff nach einer Karte in seiner Hand.
»Herr Wirt?«, rief ich laut, den Blick auf die braunen Augen des Betrügers geheftet. Mein Herz pochte. Ich wusste, dass ich es nicht über mich bringen würde, ihn zu verraten; man könnte ihm tatsächlich die Hände abhacken. Doch beim Kartenspiel ging es nicht nur um Können, sondern auch um geschicktes Bluffen – und darin hatte Kavenlow mich gut unterwiesen.
Seine Lippen zuckten, und er rieb sich mit dem Daumen der freien Hand den Zeigefinger. »Ach, zur Hölle damit. Ich steige aus«, sagte er, verzog das Gesicht und warf seine Karten zu denen der anderen.
Die Männer lehnten sich seufzend zurück. Ich griff nicht gleich nach den Münzen, sondern atmete tief und zittrig aus. Ich schrak zusammen, als der Wirt leicht an meine Schulter stieß, weil ich ihn gerufen hatte. »Eine Runde Bier für diesen Tisch«, sagte ich. »Das war ein wunderbares Spiel, meine Herren. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet?« Ich blieb auf meiner Bank sitzen und lächelte einen nach dem anderen an, während mein Atem sich allmählich beruhigte.
Der Kaufmann erhob sich sofort, denn er wusste aus Erfahrung, dass eine Dame eine so große Summe niemals einstecken würde, während jemand zusah. »Es war mir ein Vergnügen, Madam«, sagte er, neigte den Kopf und ging zu den Fässern, wo der Wirt eben vier Krüge füllte.
Die nächste Bank schrammte laut über den Boden, als Collin langsam und schmerzgeplagt aufstand. Er hatte schon wieder einen neuen Zweig zwischen den Zähnen. »Madam«, sagte er knapp und hinkte Trevor hinterher. Ich fragte mich, ob er an Knochenschmerzen litt und der Zweig von einer Weide stammte.
Ich wandte mich dem Falschspieler zu. Ganze drei Herzschläge lang widerstand ich dem Drang, spöttisch eine Augenbraue hochzuziehen, dann gab ich auf, und er runzelte finster die Stirn. Sein Geld zu nehmen, war mir auch keine Freude. Ich hatte Glück gehabt.
»Das ist mein Geld«, sagte er, als er für die letzte verlorene Runde sieben Münzen auf den Haufen legte.
Sofort war ich angespannt. »Nein, jetzt nicht mehr.«
Er beugte sich zu mir herüber – offenbar wollte er mir etwas sagen. Ich roch Pferdeschweiß und Erde an ihm. Mit einem Blick zur Tür raunte er: »Einkäufe? Ihr seid gut. Ihr seid sehr gut.«
Nervös
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