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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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bin ein ehrlicher Mann, da könnt Ihr jeden fragen!« Er tat einen Schritt auf das Tor zu und drehte sich dann wieder um. »Wartet … wartet hier«, stieß er stotternd hervor. »Ich hole Euch Euer Pferd zurück. Sie kann nicht weit gekommen sein.«
    Mit schmalen Augen sah ich ihm nach, als er auf die Straße hinausrannte. Hunde beantworteten seine Rufe mit lautem Gebell, und ich starrte ungläubig auf die verlassene Straße. Er hatte mein Geld. Ich hatte kein Pferd. Ich musste aus der Stadt verschwinden. Sofort.
    Da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, ging ich in den Stall, um mir derweil einen Sattel auszusuchen. Es gab keinen Damensattel, aber ich konnte auch im Herrensitz reiten. Kavenlow hatte darauf bestanden, dass ich es lernte, den schockierten Blicken der Stallburschen zum Trotz. Besorgt setzte ich mich auf einen Strohballen und zog den Kleidersaum herunter. Der Wallach legte die Ohren an und ließ sie dann wieder vorschnellen -offensichtlich war er nicht sicher, ob er mich mochte oder nicht. »Das Mädchen ist doch schon auf halbem Wege in die Wälder«, sagte ich laut, und seine Ohren blieben gespitzt.
    Plötzlich kam mir ein Gedanke, und ich runzelte nachdenklich die Stirn. Ich hatte für ein Pferd, Sattel und Zaumzeug und ein junges Mädchen bezahlt, so abscheulich ich diese Vorstellung auch fand. Der Stallmeister war schuld daran, dass all dies bis auf das Zaumzeug von seinem Hof galoppiert und in der Nacht verschwunden war – dafür konnte ich nichts. Das Pferd, das ich gekauft hatte, würde so schnell nicht wiederkommen. Also war es mein gutes Recht, mir eines von diesen beiden dafür zu nehmen. Außerdem waren sie sowieso für mich bestimmt.
    Ich gab leise, freundliche Laute von mir und betrat den Verschlag der Stute, um mich mit ihr anzufreunden. Der prachtvolle Wallach gefiel mir besser, doch die Stute war sicher ausdauernder. »Warum sollte ich dich nicht nehmen?«, flüsterte ich und strich ihre seidige Mähne glatt. »Du bist mein Pferd. Dass du mir noch nicht offiziell zum Geschenk gemacht wurdest, ist nur eine Formalität. Der Kerl sollte dankbar sein, dass ich überhaupt etwas für dich bezahlt habe.«
    Ich errötete vor Scham über das, was ich gleich tun würde, als ich ihr den Sattel auflegte und den Gurt anzog. Die Stute warf den Kopf hoch, als das Gewicht auf ihrem Rücken landete. Sie wirkte ebenso begierig, endlich fortzukommen, wie ich es war. Ihr Stallnachbar stampfte mit den Hufen und schnaubte; er wusste, dass er zurückgelassen werden sollte.
    Die Angst, der Stallmeister könnte jeden Augenblick wieder zum Tor hereinplatzen, ließ mein Herz hämmern. Ich hatte ein so schlechtes Gewissen, dass ich mir das schlechteste Zaumzeug aussuchte, das dringend repariert werden musste. Ich schob ihr das Gebiss ins Maul. Den Beutel mit den Dingen, die ich gekauft hatte, steckte ich in eine schäbige Satteltasche. Die war nun wirklich nicht Teil des Handels gewesen, aber immerhin stahl ich gerade ein Pferd – da spielte die Satteltasche keine große Rolle.
    Mit zitternden Fingern löschte ich die Öllampe und führte meine Stute hinaus auf den Hof. Ihre Hufe klapperten laut, und ich verzog das Gesicht. Ich hatte für ein Pferd bezahlt, und ein Pferd nahm ich jetzt mit. Ich ließ den Blick über den leeren Hof huschen und lauschte nach den Schritten des Stallmeisters. Nichts. Ich konnte nicht länger warten. Ich musste fort.
    Ich blickte zu den Sternen auf, die hinter dem Rauch aus hundert Kaminen nicht zu sehen waren. Ich bat um Vergebung und schwang mich in den Sattel. Ruß – diesen Namen gab ich ihr -tänzelte einen Schritt zur Seite und beruhigte sich wieder, während ich meinen neuen Umhang so drapierte, dass er meine Beine möglichst gut bedeckte.
    »Sie ist mein Pferd. Ich habe sie nicht gestohlen«, sagte ich laut, als ich Ruß zur Straße lenkte. Aber irgendwie gelang es mir nicht, die leise, unerbittliche Stimme zum Schweigen zu bringen, die mich eine Diebin schalt.
     
    10
     
    Ich zog mir den Umhang fester um die Schultern und genoss den sauberen Geruch der Wolle, über die zusätzliche Wärme war ich wirklich froh, denn nun zog die Kälte von der Bucht herauf in die Stadt. In vollem Galopp durch die Straßen zu preschen, war eine sichere Methode, Aufmerksamkeit zu erregen, deshalb ging ich nun wieder zu Fuß. Ruß trottete am anderen Ende des Zügels hinter mir her, und das Klappern ihrer Hufe, hypnotisch und entspannend, hallte von den Mauern der Häuser wider. Ich

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