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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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den Riegel vor den Verschlag und folgte ihm nach draußen. Er neigte sich so dicht zu mir heran, dass ich das saure Schweinefleisch riechen konnte, das er am Abend gegessen hatte, und ich wich ein Stück zurück. »Wenn es nur um das Pferd ginge, Madam«, sagte er, »würde ich es Euch sofort verkaufen und Euch damit ziehen lassen. Das Problem ist die Kleine.«
    Meine Augenbrauen hoben sich, und ich warf einen Blick in den erleuchteten Stall hinter mir.
    »Ich habe das Pferd gekauft, nachdem ihre Familie bei einem Brand ums Leben kam«, fuhr er fort. »Die Stute gehörte ihnen, und die Kleine will sie einfach nicht verlassen. Kreischt, als wäre der Teufel selbst hinter ihr her, wenn man versucht, sie von dem Vieh zu trennen. Sie bleibt auch nicht bei den Leuten, die sie aufgenommen und ihr Arbeit gegeben haben. Inzwischen kommen sie schon gar nicht mehr, um sie zurückzuholen, weil sie doch alt genug ist, um für sich selbst zu sorgen. Wenn ich Euch das Pferd verkaufe, wird sie Euch folgen, so sicher wie Schohgruben stinken. Sie ist ein schlimmes kleines Ding, aber sie ist mir hier zu nützlich, als dass ich sie umsonst gehen lassen würde. Wenn Ihr noch eine Kleinigkeit obendrauf legen würdet …«
    Meine Wangen wurden heiß. Er hielt sich hier eine Sklavin. Ich erinnerte mich daran, wie mich diese gehetzten Augen in dem schmalen Gesicht beobachtet hatten. Sie war das, was ich geworden wäre, wenn Kavenlow mich nicht gekauft hätte: ein Straßenkind, das Abschaum wie diesem Kerl ausgeliefert war, weil es sonst nichts hatte.
    Kavenlow hat mich vor solchem Elend bewahrt, dachte ich und konnte nicht mehr zornig auf ihn sein. Er hatte mich belogen, aber seine väterliche Liebe war aufrichtig gewesen. Ich musste ihn finden, ehe irgendein Misdever Soldat mir zuvorkam. Und obwohl das mein Leben ungeheuer verkomplizieren würde, konnte ich doch diese Kleine nicht hierlassen, wo sie sich mit allem abfinden musste, was dieser Mann ihr aufzwang. Im Augenblick schützte sie ihre magere Schmuddeligkeit. Das könnte sich ändern, falls er sich einmal betrank und sie hier fand. »Ich nehme sie beide«, sagte ich und betete darum, dass mein Geld dafür reichen würde.
    »Sie wird eine gute Dienerin abgeben, Madam«, sagte er, den Blick fest auf das Geld gerichtet, das ich nun auf einem Zaunpfosten aufstapelte. »Sie muss nur mal ordentlich ausgepeitscht werden. Ich bringe es ja nicht fertig, eine Frau zu schlagen. Aber da Ihr selbst eine seid …« Sein Grinsen wurde hässlich. »Sie wird eine gute Dienerin für eine feine Dame abgeben«, wiederholte er, und sein Blick glitt zu der aufgerollten Lederschnur an meiner Hüfte.
    Das würde sie nicht, und ich musste mich beherrschen, um nicht verächtlich auf ihn herabzuschauen, weil er sie mir so andiente. Der Mann war widerlich. Nun ja, ich hatte gewusst, dass solcherlei Handel in meinen Straßen stattfand … Gott steh mir bei, ich war selbst eine derartige Ware gewesen. Ich musste der Kleinen klarmachen, dass ich ihre Freiheit erkaufte, nicht sie. »Ich will das Mädchen, das Pferd und Sattel-und Zaumzeug dafür«, sagte ich und legte angewidert fast alles hin, was ich hatte.
    »Abgemacht«, sagte er gierig und grapschte mit einer fleischigen Hand nach den Münzen.
    Wir wirbelten herum, als wir Hufschlag hörten. »Vorsicht!«, schrie der Stallmeister und wich taumelnd zurück, als die braune Stute klappernd auf den Hof galoppierte. Das Mädchen hing wie ein brauner Schatten auf dem Rücken des Pferdes. »Addie!«, brüllte er, als die Stute den niedrigen Zaun übersprang. »Komm sofort zurück! Verflixtes Balg!« Er rannte bis zur Straße und blieb dann frustriert stehen. Hunde bellten, und Kerzenschein flackerte auf, als ein Vorhang beiseitegezogen wurde. Ich stand starr vor Entsetzen da, während mein Pferd in die Dunkelheit davonlief und verschwand. »Addie!«, brüllte er erneut. Dann wandte er sich mit zornig hochgezogenen Schultern zu mir um. »Ich kriege sie schon, Madam«, knurrte er beinahe. »Ich kriege sie, und dann versohle ich ihr den Hintern, dass sie zwei Wochen lang nicht mehr reiten wird.«
    »Mein Pferd«, sagte ich empört. »Ihr habt sie mein Pferd stehlen lassen! Seid Ihr deshalb der einzige Stallmeister in der Stadt, der noch Pferde zu verkaufen hat? Wie oft habt Ihr diese Vorstellung heute Nacht schon gegeben?«
    Im Lichtschein aus der Scheune sah ich, wie der Mann aschfahl wurde. »Nein, Madam!«, rief er aus. »Sie ist von ganz allein davongelaufen. Ich

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