Topchter der Köingin Tess 1
Schulter ruhen und spürte, wie seine Krämpfe langsam nachließen. »Dir wird nichts geschehen«, flüsterte ich, als der schmerzhafte Ausdruck schließlich aus seinem Gesicht verschwand.
Er holte tief und zittrig Atem. Das war sein erster bewusster Versuch, seinen Körper unter Kontrolle zu bekommen, und meine Schultern sanken herab. Sie taten weh, als hätte ich um Luft gerungen und nicht Duncan. Das gefährliche Spiel, seine Hand zu retten, war gut ausgegangen. Ich strich mir eine Strähne aus den Augen und rückte von ihm ab, steif und wund vom langen Reiten.
Ich griff nach dem vergessenen Tee, der schwarz über dem Feuer kochte. Mit zittrigen Händen zog ich den Topf von den Flammen und schenkte zwei Becher ein. Einen davon stellte ich in Duncans Reichweite ab, mit dem anderen zog ich mich zu meinem Schlafplatz zurück. Ich wusste aus Erfahrung, dass er etwas Warmes brauchen würde, um die Kälte abzuschütteln, die ihn gleich überkommen musste. Und ich brauchte etwas zur Stärkung. Sein Elend mit anzusehen, hatte viele Erinnerungen wachgerüttelt. Bis ich immun gegen so hohe Dosen wurde, dass Kavenlow zufrieden war, hatte er mir oft die gleichen Schmerzen verursacht, mir die gleiche Todesangst eingejagt. Mir war elend zumute. Wozu war das alles gut gewesen?
»Wer … bist du?«, krächzte Duncan.
Mein Blick schoss zu ihm hinüber. Er lag unter die Decken gekauert da. Seine Augen wirkten schwarz, und er starrte mich über das niedrige Feuer hinweg an. Unter den Bartstoppeln war sein schmales Gesicht vom Kampf mit dem Gift gezeichnet. Ich fragte mich, ob er mich so hasste, wie ich Kavenlow gehasst hatte, nachdem ich zum ersten Mal durch diese Hölle gegangen war. Ich schaute ins Feuer und suchte nach einer Antwort. »Niemand«, sagte ich schließlich und war ehrlich überzeugt davon. Ich schloss die Augen gegen drohende Tränen und spürte die Hitze des Feuers an meinen Wangen.
»Das ist eine Grube voll Schoh«, sagte er barsch, und ich öffnete die Augen. Er brauchte zwei Anläufe, um sich auf einen Ellbogen zu stützen. Er krümmte sich unter einem heftigen Hustenanfall und wischte sich dann die Spucke vom Kinn. »Ich habe dir zugesehen, als du dein Bündel wieder zusammengepackt hast. Alles, was man für eine weite Reise braucht, aber du hast noch nie unter freiem Himmel geschlafen. Du reitest wie ein Mann, hast aber die Manieren einer feinen Dame.« Er hielt die Luft an und bebte vor unterdrücktem Husten. »Und du weißt zwar etwas mit Aloeblüten anzufangen, kannst aber kein bisschen kochen. Wer bist du?«
»Ich bin niemand«, sagte ich und dachte an Garretts vor Abscheu verzerrtes Gesicht, als er von meiner wahren Herkunft erfahren hatte. Mein Blick begegnete ganz kurz dem seinen, dann schaute ich rasch wieder weg. »Ich bin ein Bettlerskind«, flüsterte ich voller Angst.
Duncan zog sich die Decken fest um die Schultern. Er zitterte und beäugte mich unablässig über die Flammen hinweg. »Ein Bettlerskind würde eine Schüssel Suppe nicht ungegessen stehen lassen. Es hätte auch kein Gift in seinen Haarnadeln. Diebe haben so etwas auch nicht.«
Mit zitternder Hand hob er den Becher Tee an die Lippen. Dann erstarrte er, und der letzte Rest Farbe wich aus seinem Gesicht. »Du bist tatsächlich eine Meuchlerin«, sagte er und ließ den Becher fallen. Tee versickerte im Boden. »Ich dachte, du wärst – wen hast du ermordet? Gütiger Gott, und ich habe dir bei der Flucht geholfen! Jetzt werden sie auch mich jagen!«
»Ich bin keine Meuchlerin«, widersprach ich bedrückt.
»Was bist du dann?«, fuhr er auf. Er versuchte, den Arm zu heben, und geriet in Panik, als er merkte, dass der Arm sich nicht so bewegte, wie er sollte. »Was hast du mit mir gemacht?«, rief er.
Frustriert schrie ich: »Nächstes Mal hörst du besser auf mich, wenn ich dir sage, dass du etwas lassen sollst!«
Er stutzte und ließ sich dann wieder auf seine Decke sinken – immerhin eine Art argwöhnischer Respekt. Ich wartete, bis ich mir sicher war, dass er aufmerksam zuhörte, und fuhr dann fort: »Meine Haarnadeln sind mit Gift gefüllt. Ich bin dagegen immunisiert. Ein Kratzer kann einen Menschen normalerweise nicht töten. Zwei Nadeln schon, außer man schafft es, denjenigen dazu zu bringen, dass er weiteratmet.« Ich erinnerte mich an Jeck, der nach zwei Pfeilen noch hatte sprechen können. »Normalerweise.«
»Nur ein Meuchelmörder kann immun gegen Gift sein«, sagte er und erschauerte.
Seufzend sammelte ich
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