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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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mich. Vielleicht würde er mir jetzt die Wahrheit glauben. »Du hattest vorhin recht«, sagte ich tonlos. »Nun ja, beinahe. Ich bin …« Ich holte tief Luft und zwang mich, es auszusprechen, obwohl der Betrug an mir bitter und stark in meiner Kehle hochstieg. »Ich bin der Lockvogel der Prinzessin von Costenopolis. Man hat mich gekauft, um sie vor den Folgen dieser verfluchten Prophezeiung vom Roten Mond zu schützen. Ich bin immun gegen das Gift, damit sich mein Nutzen länger erhält.«
    Und ich bin dumm, dachte ich verbittert. Ich hätte es längst erkennen müssen. Niemand setzt das Leben einer Prinzessin aufs Spiel, um sie gegen Gift zu immunisieren. Und man überlässt ihre Erziehung auch nicht dem Kanzler, ganz gleich wie gut es ihm gelingt, sie zu beschäftigen und abzulenken, damit sie die königliche Familie nicht belästigt.
    Ich schloss die Augen gegen den Schmerz. In diesem Moment hasste ich sie. Ich hasste sie alle: meinen Vater, meine Mutter, Kavenlow, die Prinzessin, die ich unwissentlich beschützt hatte – alle. Als ich die Augen wieder öffnete, stellte ich fest, dass Duncan mich mit einer Mischung aus Unglauben und Misstrauen beobachtete. »Hör zu«, sagte ich, weil ich zu dem Schluss gekommen war, dass er die ganze Geschichte kennen sollte. Falls Jeck ihn bei mir antraf, könnte er Duncan allein deshalb töten. »König Edmunds Sohn Garrett versucht, Land und Flotte von Costenopolis an sich zu bringen. All das hätte praktisch ihm gehört, wenn er geduldig abgewartet und zum Ende des Jahres die echte Prinzessin geheiratet hätte. Aber er will es jetzt. Er hat den Palast und die äußeren Garnisonen besetzt, und wenn der Rest seiner Männer hier eintrifft, wird er die Stadt, den Hafen und sämtliche Schiffe darin in Besitz nehmen.«
    Die Trauer brach sich nun doch Bahn, und mir stockte der Atem. Alles, was mir etwas bedeutete und was ich stets für richtig gehalten hatte, war um Garretts Eroberung willen gestorben. Nichts konnte die Stelle dessen einnehmen, was ich einst für wahr gehalten hatte. »Prinz Garrett hat meine Eltern ermordet«, flüsterte ich. »Und wenn ich Kavenlow gefunden habe, werde ich zurückkehren und Garrett töten.«
    »Du kannst doch nicht den Prinzen von Misdev töten«, flüsterte Duncan, der sich mit weiß hervortretenden Fingerknöcheln an seine Decken klammerte.
    »Dich hätte ich auch beinahe umgebracht«, sagte ich, denn ich hatte das alles nur noch satt.
    »Aber damit wirst du einen Krieg heraufbeschwören«, protestierte er und verkroch sich noch tiefer unter die Decken.
    Ich schlug die Augen nieder. »Kavenlow kann das verhindern.«
    »Kavenlow?«, wiederholte er fragend.
    »Der Kanzler.« Ich verzog das Gesicht vor Anstrengung, mir meine Gefühle nicht anmerken zu lassen. »Er ist in die Berge geritten, um die echte Prinzessin zu holen. Er ist der Einzige, der mir noch geblieben ist …« Meine Stimme drohte zu versagen, und ich unterbrach mich mitten im Satz. »Er weiß noch nicht, was geschehen ist«, erklärte ich leise. »Ich muss ihn finden.«
    »Du bist die Prinzessin vom Roten Mond?«, fragte er, und ich sah seinem länglichen Gesicht an, dass er mir zu glauben begann.
    »Seit gestern nicht mehr.« Ich sprach die Worte sorgfältig aus und weigerte mich, etwas dabei zu empfinden. Mein Leben lag in Trümmern, und das völlig umsonst. Ich blickte zu den Zweigen und dem klaren Nachthimmel darüber auf. Wo bleibt der Regen? Mein Leben kann nicht mehr schlimmer werden. Es sollte auch noch regnen.
    Steif trank ich einen Schluck Tee und stellte den Becher beiseite. Das Gebräu war bitter. »Trink noch etwas Tee, damit dein Herz die Nacht hindurch kraftvoll schlägt, und denk nicht mal daran, etwas von deinem widerlichen Bier zu dir zu nehmen«, sagte ich. Ohne mich darum zu scheren, ob er noch Fragen an mich hatte, legte ich mich hin, wickelte mich in meinen Umhang und zog mir meine letzte Decke über den Kopf. Ich wollte schlafen und meine Wirklichkeit gegen Träume eintauschen – zumindest so lange, wie die Dunkelheit den Himmel beherrschte.
     
    12
     
    Das Licht hinter meinen geschlossenen Lidern war angenehm grau, nicht der grelle Schein, mit dem ich sonst erwachte. Und mir war kalt. Verwirrt versuchte ich, mich aus meinem Traum von trägen Wellen zu befreien. Ich roch Pferde, und diese Überraschung, nicht das Stöckchen, das sich in meine Schulter bohrte, weckte mich vollends auf.
    Mein Herz machte einen Satz, und ich schoss hoch. Duncan hockte auf der

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