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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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mich nie jemand so behandelt, und obgleich ich wusste, dass so etwas vorkam, war es ein Schock, als es mir passierte. »Frag du ihn«, brummte ich und stupste Duncan an. »Mit mir will er nicht sprechen, weil ich eine Frau bin.«
    Duncan grinste hämisch und blähte sich eingebildet auf. »Ihr da oben«, rief er. »Ist der Kapitän an Bord?«
    Kochend vor Wut beobachtete ich, wie sich der tief gebräunte Mann uns wieder zuwandte. »Er ist in den Drei Krähen, aber wenn ihr Schaffelle wollt, die sind alle weg.« Seine Stimme klang rau – beinahe wie vom Wind zerfetzt.
    »Danke«, sagte Duncan. »Ich muss ihn trotzdem sprechen.«
    »Frag ihn, wo das Wirtshaus ist«, raunte ich ärgerlich, als Duncan Tuck herumdrehte und den Weg zurückging, den wir gekommen waren.
    »Ich weiß, wo es ist«, sagte Duncan und zeigte mit dem Finger. »Siehst du? Da drüben.«
    Großspurig stolzierte er neben mir her und fand es wohl sehr komisch, dass der Mann mit ihm gesprochen hatte, aber nicht mit mir. Was für ein dummer Haufen Esel, dachte ich. Ich fand es schrecklich, schmutzig zu sein. Der Schmutz allein war schuld. Der Dreck, die Blätter, mein schmutzig schwarzer Rocksaum und meine matschbespritzten Stiefel. Diese Leute hätten es nicht gewagt, mich so zu behandeln, wenn ich sauber wäre. Doch während Duncan mich an den Läden vorbei zu einem weitläufigen Gebäude führte, verrauchte mein Zorn.
    Dieses Wirtshaus hatte einen eingezäunten Hof und offenbar sogar eine separate Unterkunft für die lauteren Gäste. Unübersehbar war es das bessere der beiden Häuser am Ort. Das Schild über der offenen, zweiflügeligen Tür zeigte drei Krähen, die um den Sitzplatz auf einem Zaunpfosten oder Mast kämpften. Eine hatte die Flügel zur Landung ausgebreitet, die zweite fiel mit gespreizten Federn herunter, und die dritte hockte sicher obendrauf; das eine sichtbare Auge schien unheimlicherweise alle zu beobachten, die unter der Krähe vorübergingen. Vom Duft nach köstlichem Fleisch wurde mir beinahe schwindlig. Seit meiner letzten anständigen Mahlzeit waren Tage vergangen, und ich spürte mehr, als dass ich hörte, wie Duncan neben mir aufseufzte.
    »Bringen wir die Pferde in den Hof«, sagte ich und dachte, dass Jeck sie dort weniger leicht entdecken würde. »Mm, riechst du das?«
    Ein humpelnder Stallbursche kam herbei, um uns die Pferde abzunehmen. Ich überließ ihm Ruß und Jecks Wallach und stellte bedrückt fest, dass die Kleidung des Burschen sauberer war als meine. Duncan kramte in einem Bündel und holte seine Schüssel hervor. »Schoh, ist das etwa Rindfleisch?«, fragte er.
    In seliger Vorfreude schloss ich die Augen und schnupperte. »Und Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln.« Mit meiner eigenen Schüssel in der Hand folgte ich Duncan, der kühn unter dem Schild hindurchging und eintrat.
    Ich sah weniger Blicke auf mich gerichtet als vorhin, da ich allein in den anderen Schankraum geplatzt war. Trotzdem strich ich mir das schmuddelige Kleid glatt und überprüfte den Sitz meines Haarknotens, während ich Duncan zum Tresen folgte. Dort schnitten ein Mann, der eher wie ein Gelehrter aussah, und eine Frau mit üppigen Kurven Kartoffeln für einen leeren Kessel. Der schmächtige Mann behielt den lautesten Tisch scharf im Auge. Sein Bart war so kurz geschoren, dass er kaum mehr vorhanden war, und seine Schürze war fleckig vom langen Gebrauch, trotz vieler Wäschen.
    »Zwei zum Abendessen«, verkündete Duncan fröhlich. Offenbar unterhielt er sich prächtig, während ich mich nur in die hinterste Ecke schleichen wollte in der Hoffnung, dass mich niemand so schmutzig und verkommen sah. Duncan warf mir einen erwartungsvollen Blick zu, und ich legte widerwillig die passende Anzahl Münzen auf den Tisch. Mein innerer Widerstand dagegen, Geld auszugeben, war völlig neu und verstörend.
    »Bedient Euch am Kessel über dem Feuer«, sagte der Mann, dessen Blick von den lärmenden Männern zu den Münzen und dann zu mir glitt. Nachdem er uns von Kopf bis Fuß gemustert hatte, blieb sein Blick an der Beule an meinem Kopf hängen. Ein besorgter Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Das frische Brot ist fast fertig. Die Dame möchte doch gewiss ein Stück Brot, nicht? Für frische Farbe in Euren Wangen, Madam.«
    Ich schlug die Augen nieder und errötete. Neuerdings wusste ich es sehr zu schätzen, wenn man mich als Dame bezeichnete. Die rundliche Frau neben ihm ließ das Messer mit einem dumpfen Aufschlag durch eine Kartoffel sausen,

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