TOPMODEL, ZUM STERBEN SCHÖN
Sie freute sich aufrichtig, ihn wiederzusehen.
Er reichte ihr förmlich und ein wenig schüchtern die Hand. Tom schien sich dabei tatsächlich genauso sehr zu freuen wie sie, dass sie sich wieder begegneten. „Ich habe oft an dich gedacht“, sagte er und wurde im gleichen Moment rot, als hätte er zu viel verraten. „Ich meine: Ich habe gehofft, dass du dir nichts getan hast. Die Schrammen an deinen Armen sahen ziemlich schmerzhaft aus.“
„Na ja, schön ist … anders“, erwiderte Zoe. Toms Anwesenheit irritierte sie sehr. Sie konnte gar nicht klar denken. Er sah noch viel besser aus, als sie ihn in Erinnerung hatte.
Sie sahen einander eine Weile schweigend und lächelnd an.
Dann räusperte sich Tom und meinte: „Mr. Calhourn hat mich angeheuert, weil du ein Stalker-Problem hast?“
Zoe zuckte die Schultern. „Problem ist nett gesagt. Der Typ will mich umbringen.“
Nervös senkte sie den Blick. „Übrigens ist das Problem nicht neu. Damals, als ich in dich umgerannt habe, war ich auf der Flucht vor dem Typ. Und ehrlich gesagt habe ich dich im ersten Augenblick für ihn gehalten. Weil du genauso einen Kapuzensweater anhattest.“
„Echt? Das ist nicht gut.“ Tom schien unangenehm berührt zu sein. „Dann muss ich den ersten schlechten Eindruck wohl schnellstens wettmachen. Also, normalerweise sieht mein Personenschutz so aus: Bei Fällen wie deinem bleibe ich 24 Stunden in der Nähe meines Klienten. Du wirst dich erst an meine Anwesenheit gewöhnen müssen. Das geht all meinen Kunden so. Ich halte mich aber immer im Hintergrund und versuche, wie ein Schatten zu sein, damit du dich in deinem Alltag nicht eingeschränkt fühlst.“
„Das ist nett. Aber du störst mich nicht.“ Zoe lächelte. Die Vorstellung, dass Tom sie Tag und Nacht beschützen würde, hatte eine beruhigende Wirkung auf sie. Es war schon seltsam. Ohne ihn zu kennen, vertraute sie ihm. Vermutlich lag es an seinem souveränen Auftreten und seiner einfühlsamen Art, die ihr schon bei der ersten Begegnung aufgefallen waren. Zudem leistete ihr jemand Gesellschaft. Sie war nicht mehr allein, konnte mit Tom reden – und flirten.
Bei letzterem Gedanken musste sie leise lachen.
„Was ist so lustig?“, fragte er.
„Ach, nichts. Ich bin manchmal nur albern.“
In diesem Moment trat David zu ihnen. „Ihr habt euch schon kennengelernt. Wie schön. Und, was sagst du zu meiner Wahl, Zoe? Bist du mit Tom zufrieden? Er ist ein mehrfach prämierter Kickboxer und Karatekämpfer. Oder soll ich dir lieber Vin Diesel anheuern?“
„Tom ist prima. Danke.“
„Schön, schön. Dann ab nach Hause! Detective Abraham lässt dir ausrichten, er braucht dich heute doch nicht mehr.“ Er drückte Zoe zum Abschied und sah Tom an. „Sehen Sie zu, dass Zoe früh zu Bett geht. Morgen ist ein Shooting. Ich will nicht, dass sie aussieht wie vierzig.“
„David! Er ist mein Bodyguard, nicht mein Kindermädchen! Außerdem weiß ich selber, was ich tue.“
David winkte ab.
Zweifellos interessierte ihre Meinung ihn nicht. Sie sollte funktionieren, das war alles, was ihm wichtig war. Zoe spürte, wie Wut in ihr aufstieg. Doch bevor sie David etwas nachrufen konnte, hakte Tom sie unter und meinte: „Ich bin gespannt, wie dein Apartment aussieht. Denn ich werde wohl eine Weile dort wohnen.“
8. KAPITEL
„Toller Ausblick!“, meinte Tom anerkennend, als er in Zoes Apartment durch die Fensterfront auf die Skyline von Manhattan blickte.
„David hat mir die Wohnung gekauft. Und ich hasse es, wenn er mich bevormundet. Er ist schlimmer, als meine Mom je war.“
Tom lachte. „Lass ihn reden und tu, was du für richtig hältst. Mein Dad ist beim Militär. Ich schwöre, er ist zehnmal nerviger als dein Boss. Ich habe irgendwann einfach auf Durchzug gestellt, sonst wäre ich durchgedreht. Nach außen hin habe ich den gehorsamen Sohn gespielt. Und sobald er aus dem Haus war, hieß es: Partyalarm!“
Zoe lächelte. „So, so. Dabei siehst du so nett aus.“
„Wieso sollte das ein Widerspruch sein? Man muss nur wissen, wie man klarkommt.“
„Du gehst den Weg des geringsten Widerstands.“
„Manchmal. Aber wenn es sein muss, greife ich auch durch. Das erfordert mein Job.“ David setzte sich aufs Sofa und wippte auf und ab. „Mhm. Darauf lässt sich schlafen.“
„Woher weißt du, dass ich kein Gästezimmer habe?“
Er verdrehte die Augen. „Hallo? Von deinem Wohnzimmer mit der angrenzenden Pantry gehen nur zwei Türen ab: Bad und
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