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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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lächelte schwach. »Er hatte auch einige ziemlich scharfe Kritiker, aber das schien ihm nichts auszumachen. Jeb hat sich unserem Ort nie wirklich verbunden gefühlt, nicht so wie ich. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, glaube ich, dass er eigentlich nie vorhatte, länger dortzubleiben. Sonst hätte er mir nicht all diese Sachen beigebracht.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Alles, was ich heute weiß: wie man schießt, wie man kämpft. Ständig haben wir uns hinter der Stadt in die Hügel zurückgezogen, natürlich nur tagsüber, und da hat er mir dann gezeigt, wie man in der Wildnis überlebt. Als ich sechs war, habe ich meinen ersten Hasen erlegt. Und die ganze Zeit geweint, als ich ihn ausnehmen musste. Aber noch am selben Abend hat unser Nachbar aus dem mageren Ding einen Eintopf gekocht, den wir dann zusammen bei uns in der Küche gegessen haben. Jeb war so stolz auf mich.« Zeke lachte selbstvergessen und schüttelte den Kopf. »Es mag verrückt klingen, aber das war für mich das Gefühl von Zuhause. Nicht diese endlose Wanderung. Nicht diese gesichtslose Stadt, die wir vielleicht niemals finden werden.« Mit einem tiefen Seufzer blickte er zur Scheune hinüber. In seinem Gesicht spiegelte sich erneut diese erdrückende Last. »Wie dem auch sei.« Er wandte sich wieder dem Wald zu und schüttelte die leise Trauer ab, die ihn erfasst hatte. »Deswegen bin ich der Meinung, dass die Archers sich hier draußen etwas wirklich Gutes aufgebaut haben. Trotz der Verseuchten, der Mauer und all dem.« Mit einem trotzigen Grinsen sah er mich an. »Los doch, du kannst mir gerne sagen, was für ein sentimentaler Idiot ich bin. Aber das ist meine Meinung, und dabei bleibe ich.«
    »Oh nein«, protestierte ich. »Wenn du mich fragst, bist du viel zu streng zu dir selbst. Außerdem sollte Jeb nicht immer von dir erwarten, dass du dich um Leben, Sicherheit und Glück von allen hier kümmerst – aber ich halte dich sicher nicht für einen Idioten.«
    Diesmal war sein Lächeln offen und ehrlich, auch wenn er spöttisch nachhakte: »Und wofür hältst du mich dann?«
    Für naiv , dachte ich sofort. Naiv, tapfer, selbstlos, unglaublich – und viel zu nett, um in dieser Welt zu überleben. Wenn du so weitermachst, wirst du irgendwann an ihr zerbrechen. Das Gute hält sich nie lange.
    Natürlich sagte ich nichts davon laut. Ich zuckte nur mit den Schultern und murmelte: »Ist doch egal, was ich denke.«
    Fast schon flüsternd erwiderte Zeke: »Mir ist es nicht egal.«
    Endlich sah ich ihn an. Im Mondlicht waren seine Augen grau wie der Himmel bei einem Gewitter und seine Haare schimmerten fast silbern. Auf seiner Brust funkelte das metallene Kreuz und schien mir eine Warnung zuzurufen, aber ich konnte den Blick einfach nicht von seinem Gesicht abwenden. Ganz langsam ließ er das Geländer los und beugte sich vor, um mir eine Haarsträhne von der Wange zu streichen. Sobald seine Finger meine Haut berührten, schoss Hitze durch meinen Körper wie ein Stromschlag. Ich hörte den dumpfen Herzschlag in seiner Brust, den pochenden Puls an seiner Kehle. Sein Duft hüllte mich ein, absolut überwältigend: Wärme, Blut und Leben, dazu ein leicht erdiger Geruch, der nur ihm allein anhaftete. Plötzlich stellte ich mir vor, wie ich ihn küsste, meine Lippen über seinen Hals wandern ließ, das heiße Blut durch meine Kehle floss. Meine Reißzähne wuchsen spürbar, selbst als ich mich zu ihm beugte.
    »Zeke!«
    Ruths Stimme zerriss die Stille, trieb uns jäh auseinander und brachte mich wieder zur Besinnung. Vollkommen entsetzt stand ich auf und trat an den Rand der Plattform, um mir den Wind um die Nase wehen zu lassen. Was zum Teufel tat ich hier, wie konnte ich nur so mit dem Feuer spielen? Den Sohn des Pfaffen zu beißen war sicher der beste Weg, um exkommuniziert und gejagt zu werden. Normalerweise trieb Jeb die Gruppe zwar gnadenlos zur Eile an, aber in einem solchen Fall würde er wohl eine Ausnahme machen und sich die Zeit nehmen. Und was noch schlimmer wäre: Zeke wüsste dann, was ich war – und würde mich dafür hassen.
    Und was wäre passiert, wenn du ihn gebissen und nicht rechtzeitig aufgehört hättest zu trinken? , fragte eine leise Stimme in den Tiefen meines Gehirns. Wenn du all sein Licht und seine Wärme in dich aufgesogen hättest, sodass nichts mehr von ihm übrig geblieben wäre?
    Schaudernd zwang ich meine Fangzähne zum Rückzug und unterdrückte die Sehnsucht und den Hunger, die in mir erwacht waren. Beim

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