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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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war ein regelrechter Schock, klebrig und breiig, etwas Derartiges hatte ich noch nie gekostet. Obst und Gemüse waren im Saum quasi unbekannt. Ohne abzusetzen, trank ich die gesamte Dose aus, spürte, wie ihr Inhalt meinen Magen füllte, und griff sofort nach der nächsten Konserve.
    Sie war mit Bohnen gefüllt, ebenfalls in klebriger Flüssigkeit, und auch die verschlang ich und schob mir das rote Zeug mit bloßen Fingern in den Mund. Danach kam noch eine Dose mit Fruchtschleim, eine mit Maisbrei und eine kleinere Büchse mit einer Kette aus Würstchen, von denen jedes Einzelne kaum so groß war wie mein Finger. Erst dann hielt ich kurz inne, um nachzudenken.
    Ich war über einen überwältigend großen Schatz gestolpert. Solche versteckten Vorratskammern bildeten den Stoff für Legenden, und ich war gerade mittendrin. Mit vollem Magen – welch seltenes Gefühl – ging ich auf Entdeckungstour und verschaffte mir einen Überblick.
    Fast die gesamte Wand war mit Konserven zugestellt, und glaubte man den Etiketten, gab es eine unglaubliche Vielfalt. Die meisten waren zwar zu verblasst oder zerrissen, um noch etwas entziffern zu können, aber trotzdem erkannte ich jede Menge Sorten von eingelegtem Gemüse, Früchten, Bohnen und Suppen. Außerdem gab es Konserven mit seltsamen Lebensmitteln, von denen ich noch nie etwas gehört hatte: Spa-gee-tii, Ra-wi-o-li und andere merkwürdige Sachen. Neben den Konserven standen Schachteln mit rechteckigen, flachen Päckchen, die in glänzendes, silbernes Papier eingewickelt waren. Ich hatte keine Ahnung, was das war, aber sollte es ebenfalls essbar sein, würde ich mich sicher nicht beklagen.
    An der anderen Wand standen Dutzende Kanister mit Trinkwasser, ein paar Propangasflaschen, einer dieser tragbaren grünen Kocher, von denen ich mal einen bei Hurleys gesehen hatte, und eine Gaslaterne. Wer auch immer das hier eingerichtet hatte, wollte auf Nummer sicher gehen, auch wenn es ihm am Ende nichts gebracht hatte.
    Tja, vielen Dank, mysteriöser Fremder. Mir hast du das Leben damit definitiv leichter gemacht.
    Meine Gedanken überschlugen sich, als ich die verschiedenen Möglichkeiten durchging. Natürlich könnte ich diesen Ort geheim halten, aber wozu? Hier gab es genug Lebensmittel, um meine gesamte Gang monatelang satt zu kriegen. Nachdenklich sah ich mich um und überlegte, wie ich die Sache angehen sollte. Wenn ich Lucas hiervon berichtete, könnten wir vier – Rat, Lucas, Stick und ich – gemeinsam zurückkommen und alles auf einmal mitnehmen. Das wäre zwar gefährlich, aber eine solche Menge an Vorräten rechtfertigte das Risiko.
    Langsam drehte ich mich um die eigene Achse und stellte bedauernd fest, dass ich nichts dabei hatte, um die Sachen zu transportieren. Sehr clever, Allison. Normalerweise nahm ich bei meinen Ausflügen in die Ruinen immer einen der Rucksäcke mit, die für jeden zugänglich in einem Spind aufbewahrt wurden – dafür waren sie schließlich gedacht. Aber diesmal hatte ich es vermeiden wollen, Rat noch einmal über den Weg zu laufen.
    Trotzdem, irgendetwas musste ich mitnehmen. Wenn ich Lucas davon überzeugen wollte, einen gefährlichen Ausflug über die Stadtgrenze zu wagen, brauchte ich einen Beweis.
    Wieder sah ich mich um, und diesmal entdeckte ich etwas. Auf dem obersten Regalbrett lagen ganz hinten an der Wand einige große Müllsäcke. Anscheinend waren darin Decken, Kleidung oder sonst etwas Nützliches untergebracht, aber mich interessierten jetzt vor allem die Lebensmittel.
    »Das könnte funktionieren«, murmelte ich und trat dicht vor das Regal. Ohne eine Leiter oder eine Kiste zum Draufstellen würde ich wohl klettern müssen. Also stellte ich einen Fuß zwischen die Konservendosen und zog mich hoch.
    Das Regalbrett quietschte erbärmlich unter meinem Gewicht, aber es hielt. Ich klammerte mich an dem rauen Holz fest, zog mich noch ein Stück höher, dann noch etwas, bis ich endlich einen Arm auf das oberste Brett schieben und nach den Säcken tasten konnte. Als ich dünnes Plastik zwischen den Finger spürte, zog ich daran.
    Plötzlich ächzte das Holz, und bevor ich begriff, was passierte, geriet das gesamte Regal aus dem Gleichgewicht. Panisch versuchte ich abzuspringen, aber Dutzende Dosen rutschten nach vorne und prallten gegen meinen Körper, sodass ich den Halt verlor. Mit einem dumpfen Schlag landete ich auf dem Betonboden, rings um mich her ging ein scheppernder Konservenregen nieder und ich sah gerade noch, wie das Regal

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