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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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auf mich herabfiel, bevor alles schwarz wurde.

3
    Ein dröhnendes Pochen in meinem Schädel holte mich in die Wirklichkeit zurück. In meinen Ohren klingelte es, und als ich die Augen aufschlug, war es um mich herum dunkel. Für einen Moment wusste ich weder, wo ich mich befand, noch was passiert war. Irgendetwas Schweres drückte auf meine Brust und meine Beine, und als ich mich bewegte, rollten mehrere metallische Gegenstände von mir herunter und landeten scheppernd auf dem Boden.
    »Scheiße«, flüsterte ich, als mir alles wieder einfiel. Hektisch wand ich mich unter dem Regal hervor und humpelte zur Leiter, um nach oben zu sehen. Durch das Loch im Schuppendach war der verhangene Nachthimmel zu sehen, ohne Sterne, aber mit einem kränklich gelben Mond, der wie ein zugeschwollenes Auge zwischen den Wolken hervorblinzelte.
    Ich steckte in Schwierigkeiten.
    Nachlässiger, blöder Fehler, Allie. Vorsichtig stieg ich die Sprossen hinauf und musterte in der Dunkelheit jeden Schatten. Mein Herz schlug so hart gegen meine Rippen, dass es die Stille zu durchdringen schien. Unter mir rollten die Dosen leise rumpelnd über den Boden, aber der Reichtum, den ich hier zurückließ, war meine geringste Sorge. Ich musste in die Stadt zurück. Hier konnte ich nicht bleiben. Mir waren Geschichten zu Ohren gekommen, denen zufolge die Verseuchten sogar Wände einrannten und Böden aufrissen, um an ihre Beute heranzukommen. Hatten sie einen erst einmal gewittert, gaben sie nicht mehr auf. Ich durfte mich nicht mit Dingen belasten, die mich unterwegs behindern könnten.
    Ganz langsam schob ich mich aus dem Loch und schlich zur Schuppentür. Als ich sie aufdrücken wollte, erstarrte ich.
    An der Seitenwand des Schuppens bewegte sich etwas.
    Gras raschelte und schlurfende Schritte wurden laut, dann drang ein leises Knurren durch die Wand, das vielleicht von einem Tier stammte. Lautlos zog ich die Hand zurück, drückte mich mit dem Rücken zur Wand in eine Ecke und umklammerte mein Messer, um das Zittern meiner Hände zu unterdrücken. Draußen war es stockfinster, aber durch die Spalten im Holz erhaschte ich einen Blick auf eine bleiche, ausgemergelte Gestalt, die sich an der Schuppenwand entlang schleppte … und vor der Tür stehen blieb.
    Ich hielt den Atem an, zählte an meinem rasenden Puls die Sekunden ab und biss mir von innen auf die Wange, um ein Keuchen zu unterdrücken.
    Quietschend schwang die Tür auf.
    Ich rührte mich nicht. Atmete nicht. Spürte das raue Holz am Rücken und stellte mir vor, ich wäre ein Teil der Wand, mit den Schatten verschmolzen, verborgen vor der Welt.
    Draußen vor der Schuppentür setzte wieder dieses raue Knurren ein, diesmal lauter, während die schattenhafte Gestalt den Kopf hin und her drehte und die Wände absuchte.
    Eine Ewigkeit lang passierte gar nichts.
    Endlich fiel die Tür wieder zu, der Schatten wandte sich ab und schlurfte durch das Gras davon. Ich lauschte auf die schweren Schritte, die immer leiser wurden, bis nur noch das Summen der Insekten zu hören war.
    Es dauerte noch einen Moment, bis ich mich wieder bewegen und normal atmen konnte. Sobald das Zittern nachgelassen hatte, schlüpfte ich aus dem Schuppen und rannte los, immer auf dem Weg entlang, der mich hergeführt hatte. Schaudernd stellte ich fest, dass meine Spur nicht die einzige in dem hohen Gras war: Jetzt wanden sich noch andere Pfade kreuz und quer durch den Garten, der Beweis dafür, dass ich nicht allein gewesen war, während ich dort unten lag. Wenn sie die Leiter entdeckt hätten …
    Entsetzt hastete ich weiter und taumelte durch die leeren Straßen. Im Mondlicht wirkten die Ruinen noch unheilvoller, kahl und abweisend gegen den Eindringling in ihrer Mitte. Innerhalb der Stadtmauern verschwanden die Menschen nachts in ihren Häusern und die Vampire kamen hervor, aber dort waren die Schatten vertraut, die Dunkelheit hatte auch etwas Tröstliches. Hier in den Ruinen war die Dunkelheit fremdartig, die Schatten schienen sich anzuschleichen und nach mir zu greifen.
    Ein schriller Schrei voll animalischer Wut hallte durch die Nacht. Ich rannte los.
    Es waren die längsten Minuten meines Lebens, aber ich schaffte es zurück zum Tunnel. Während ich mich durch das Betonrohr quetschte, war ich fast sicher, dass mich irgendetwas verfolgte. Ich rechnete jeden Moment damit, von scharfen Klauen gepackt und zurückgerissen zu werden. Aber zum Glück passierte nichts dergleichen, und so lehnte ich mich keuchend gegen die

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