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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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wach bleiben, während ich eingeschlafen bin?«
    »Übung.« Kanin blätterte eine Seite um und widmete sich der nächsten. »Alle Vampire müssen tagsüber schlafen«, erklärte er weiter. »Wir sind nachtaktive Wesen, so wie Eulen oder Fledermäuse, und irgendetwas in unserer Körperstruktur sorgt dafür, dass wir müde und lethargisch werden, wenn die Sonne am Himmel steht. Mit Übung und enormer Willensstärke können wir das Schlafbedürfnis eine Weile zurückdrängen. Das wird allerdings immer schwieriger, je länger wir wach bleiben.«
    »Tja … danke jedenfalls.« Naserümpfend starrte ich auf seinen gesenkten Kopf. »Ich sollte wohl froh darüber sein, dass du so extrem stur bist.«
    Endlich blickte er auf und zog eine Augenbraue hoch. »Gern geschehen«, sagte er belustigt. »Wie fühlst du dich jetzt?«
    »Ganz gut, schätze ich.« Verlegen zupfte ich an einem Blatt Papier herum, das auf dem Schrank lag. Seit ich ein Kind gewesen war, hatte mich niemand mehr gefragt, wie ich mich fühlte. »Zumindest bin ich nicht hungrig.«
    »Das ist normal«, beruhigte mich Kanin, während er sich dem nächsten Stapel zuwandte. »Solange man nicht verletzt ist und sich nicht extrem verausgabt hat, braucht man vierzehntägig Blut, um angemessen genährt und gesättigt zu bleiben.«
    »Vierzehntägig?«
    »Alle zwei Wochen.«
    »Oh.«
    »Aber sofern er die Möglichkeiten dazu hat, ist es nicht ungewöhnlich, dass sich ein Vampir jede Nacht nährt. Du kannst davon ausgehen, dass der Prinz dieser Stadt und sein Führungsgremium sich wesentlich öfter etwas gönnen. Aber zwei Wochen sind ein sicherer Zeitraum, um ohne menschliches Blut auszukommen. Danach nimmt der Hunger immer weiter zu, bis man in nichts anderem mehr Befriedigung findet als in der nächsten Mahlzeit.«
    »Ja, das erwähntest du bereits – ein oder zwei Mal.«
    Er warf mir einen durchdringenden Blick zu, dann legte er seine Papiere weg, kam hinter dem Schreibtisch hervor und lehnte sich dagegen. »Möchtest du, dass ich dich auch weiterhin unterweise?«, fragte er. »Oder ziehst du es vor, dir selbst überlassen zu bleiben, um alles allein herauszufinden?«
    »Tut mir leid.« Ich wich seinem Blick aus. »An diese ganze Sache mit dem Totsein muss ich mich wohl erst noch gewöhnen.« Plötzlich kam mir ein Gedanke und ich blickte stirnrunzelnd auf. »Was soll ich eigentlich tun, wenn meine ›Ausbildung‹ abgeschlossen ist?«
    »Weiterhin als Vampir leben, würde ich sagen.«
    »Das meine ich nicht, und das weißt du auch ganz genau, Kanin.« Ich machte eine vage Geste Richtung Decke. »Werde ich dann in die Innere Stadt vorgelassen? Werden mir die anderen Vampire das Tor öffnen, da ich jetzt eine von ihnen bin?«
    Eine von ihnen. Was für ein abscheulicher Gedanke! Ich werde nie eine von ihnen sein , versprach ich mir selbst. Nicht vollständig. Ich bin nicht wie die. Niemals werde ich auf deren Niveau herabsinken und in Menschen nichts als Vieh sehen.
    »Unglücklicherweise gehört etwas mehr dazu«, beantwortete Kanin meine Frage.
    Das klang nach dem Beginn einer weiteren Lektion, also wechselte ich auf den Stuhl, auf dem ich schon am Vorabend gesessen hatte, und stützte das Kinn in die Hände.
    Kanin zögerte und sah mir kurz zu, bevor er fortfuhr: »Du bist jetzt ein Vampir, deshalb wird man dir erlauben, das Tor zur Inneren Stadt zu durchschreiten. Allerdings nur, solange du deine Verbindung zu mir unerwähnt lässt. Und du solltest die Politik deiner untoten Brüder verstanden haben, bevor du alleine losziehst. Unter den Stadtvampiren gibt es eine strenge Hierarchie, eine Rangfolge und Befehlskette, der du dir bewusst sein musst, wenn du dazugehören willst.«
    »Dazugehören«, schnaubte ich abfällig. »Ich war mein Leben lang eine Straßengöre aus dem Saum. Da werde ich wohl nicht so bald bei den Vampiren aus der Inneren Stadt auf lieb Kind machen.«
    In unverändertem Tonfall sagte Kanin: »Nichtsdestotrotz musst du diese Dinge wissen. Vampir ist nicht gleich Vampir. Kennst du die Unterschiede zwischen dem Prinzen dieser Stadt und seinen Anhängern?«
    Ich runzelte die Stirn. In meinen Augen waren die Blutsauger alle gleich: Sie hatten Fangzähne, waren tot und tranken Blut. Das würde Kanin aber wohl kaum als Antwort akzeptieren, und ich wollte wirklich nicht, dass er mich jetzt schon allein ließ, also … »Ich weiß, dass die Stadt einen Prinzen hat«, begann ich. »Salazar. Und alle anderen Vampire hören auf ihn.«
    »Korrekt.« Kanin

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