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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Zeit, bis unsere Rasse vollständig verschwunden sein wird.«
    Das schien ihn nicht besonders traurig zu stimmen, er klang eher … resigniert. Ich blinzelte verwirrt. »Wieso das denn?«, fragte ich. »Du hast doch gesagt, Bastarde oder Typ 2 oder so könnten auch Vampire erschaffen. Wie könnt ihr denn dann vom Aussterben bedroht sein?«
    Er schwieg. Seine dunklen Augen starrten gedankenverloren vor sich hin. Schließlich hob er den Blick und sah mich an. »Weißt du, wie die Verseuchten erschaffen wurden?«, fragte er leise. »Weißt du, was genau sie sind?«
    Ich schluckte schwer. »Abgesehen vom Offensichtlichen, meinst du?«
    »Sie sind Vampire«, fuhr Kanin fort als hätte ich nichts gesagt. »Ursprünglich waren die Verseuchten Vampire. In der Anfangszeit der Epidemie entdeckte eine Gruppe von Forschern, dass Vampire immun waren gegen das Virus, das die menschliche Spezies tötete. Bis zu diesem Zeitpunkt war unsere Rasse nahezu unbekannt, da wir verborgen und weit verstreut lebten. Uns war es nur recht, weiterhin Halloweenmonster und Horrorfilmfiguren zu bleiben. So war es besser.«
    »Und was ist dann passiert?«
    Kanin stieß ein angewidertes Knurren aus. »Ein närrischer Meistervampir ging von sich aus zu den Wissenschaftlern und enthüllte das Geheimnis unserer Existenz, weil er so ›die menschliche Spezies retten‹ wollte. Anscheinend dachte er – nicht ganz unberechtigt –, dass die Vampire nicht mehr lange leben würden, wenn die Menschheit ausstarb. Die Wissenschaftler sagten ihm, das Vampirblut sei der Schlüssel zu einem Heilmittel, mit dem sie die Rote Schwindsucht besiegen könnten. Sie bräuchten lediglich genug frische Proben für ihre Forschung. Also spürte der Meister andere Vampire auf und nahm sie gefangen, damit die Wissenschaftler mit ihnen experimentieren konnten, und betrog so seine eigene Art, um ein Heilmittel zu finden, das die Welt retten sollte.« Kanin schüttelte den Kopf. »Bedauerlicherweise verwandelten sich die Vampire dabei, und so erschufen sie etwas, das wesentlich schlimmer war als alles, was sie sich hatten vorstellen können.«
    »Die Verseuchten«, riet ich.
    Er nickte. »Sie hätten sie alle vernichten sollen, als sie die Gelegenheit dazu hatten. Stattdessen entkamen die Verseuchten mit einer mutierten Form der Roten Schwindsucht im Blut, die bereits den Großteil der Menschheit ausgelöscht hatte. Dieser Erreger verbreitete sich in Windeseile auf der ganzen Welt und infizierte Menschen und Vampire. Doch nun starben die erkrankten Menschen nicht mehr an der Roten Schwindsucht, sondern verwandelten sich. Sie wurden genauso wie die Prototypen der Verseuchten: bösartig, ohne Verstand, voll unstillbarer Blutgier und unfähig, das Tageslicht zu ertragen. Mehr als fünf Milliarden Menschen fielen dem Virus zum Opfer und wurden verseucht. Und wann immer ein Vampir mit einem Virusträger in Kontakt kam, infizierte er sich ebenfalls. Die meisten von uns verwandelten sich zwar nicht, aber die Krankheit verbreitete sich in unseren Reihen genauso schnell wie unter den Menschen. Und jetzt, sechs Generationen später, sind alle Vampire Träger des Verseuchtenvirus. Im Gegensatz zu den Menschen mit Roter Schwindsucht haben sich unsere Körper dem Erreger schneller angepasst und wir konnten ihn so abwehren. Aber unsere Spezies ist trotzdem dem Untergang geweiht.«
    »Warum?«
    »Weil das Virus die Erschaffung neuer Vampire verhindert«, sagte Kanin ernst. »Meister können noch immer Typ 2-Vampire erschaffen, und ganz, ganz selten auch weitere Meister. Aber bei jedem neu erschaffenen Vampir besteht das Risiko, dass stattdessen ein Verseuchter dabei herauskommt. Typ 2-Vampire erschaffen in neunzig Prozent der Fälle Verseuchte und Bastarde.« Wieder schüttelte Kanin resigniert den Kopf. »Bastarde erschaffen ausschließlich Verseuchte. Sie können nichts anderes mehr hervorbringen. Fast alle Meister haben geschworen, keine Nachkommen mehr zu schaffen. Das Risiko, die Verseuchten so in die Städte zu bringen, ist zu groß, und sie würden fast alles tun, um ihren verbliebenen Nahrungsvorrat zu schützen.«
    Ich musste an das kranke Reh denken, das blind um sich geschlagen hatte, und an die Bösartigkeit aller Verseuchten. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Wenn die Welt außerhalb der Stadtmauern so aussah, war es ein Wunder, dass dort draußen überhaupt jemand überleben konnte. Nachdenklich sah ich zu Kanin hinüber. »Dann bin ich jetzt wohl auch ein

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