Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
Vom Netzwerk:
tun?«
    Achselzuckend lehnte er sich gegen die Wand. »Versuche, niemanden umzubringen.«
    Jetzt stürmten die Schläger los. Einer von ihnen packte mich um die Taille und versuchte, mich von den Füßen zu heben und umzuwerfen. Instinktiv spannte ich mich an. Ich fauchte, als ich seine Hände an meinem Körper spürte, stemmte die Füße in den Boden und stieß ihn so fest ich konnte von mir weg.
    Er flog wie schwerelos durch die Luft und knallte ungefähr fünf Meter weiter auf eine Motorhaube. Während ich noch verwirrt blinzelte, kam der nächste Kerl angerannt und schlug heulend nach meinem Gesicht.
    Automatisch hob ich den Arm und spürte zu unser beider Überraschung, wie seine Faust in meiner Handfläche landete. Bevor mein Gegenüber zurückweichen konnte, drückte ich zu. Ich registrierte, wie seine Knochen aneinanderrieben und brachen. Anschließend drehte ich ruckartig seinen Arm herum. Das Handgelenk wurde mit einem leisen Ploppen aus seiner Verankerung gerissen und der Kerl schrie schmerzerfüllt auf.
    Von rechts und links kamen zwei weitere Blood Angels auf mich zu. Sie bewegten sich so langsam, als wären sie unter Wasser, oder zumindest sah es für mich so aus. Mühe los wich ich der ersten Attacke aus und verpasste dem Kerl einen Tritt gegen das Knie. Ich spürte sofort, wie die Kniescheibe brach. Ruckartig warf er sich zur Seite und landete auf dem Boden. Sein Freund zielte mit einem Bleirohr nach mir. Ich packte die Waffe, entriss sie ihm und zog sie in einer Rückwärtsbewegung durch sein Gesicht.
    Aus seiner Wange quoll Blut, dessen Geruch wie Nebel in der Luft hing. Tief in meinem Inneren reagierte etwas. Brüllend stürzte ich mich auf ihn und spürte, wie meine Fangzähne durch das Zahnfleisch brachen.
    Ein Schuss knallte und etwas zischte an meinem Kopf vorbei. Die aufgewirbelte Luft streifte durch meine Haare, als ich mich fauchend auf alle viere fallen ließ. Instinktiv fletschte ich die Zähne. Narbengesicht hatte entsetzt die Augen aufgerissen und richtete fluchend seine qualmende Pistole auf mich.
    »Vampire!«, kreischte er zwischen seinen Verwünschungen. »Oh Scheiße! Scheiße! Bleib bloß weg von mir! Weg!«
    Während er auf mich zielte, war ich drauf und dran, mich mit einem Hechtsprung auf ihn zu werfen und meine Fänge in seinem Hals zu versenken. Doch plötzlich wurde er von den Füßen gehoben und strampelte hilflos in der Luft. Kanin stemmte ihn so mühelos hoch wie ein Kätzchen, nahm ihm die Waffe ab und schleuderte ihn gegen eine der Mauern.
    Das Knacken seines Schädels durchdrang meine wilde Raserei und ließ mich wieder klar denken. Mühsam schüttelte ich die Blutlust und den alles verzehrenden Hunger ab und betrachtete mit einer Mischung aus Verblüffung und Entsetzen die Szenerie. Um mich herum lagen fünf stöhnende, zusammengekrümmte, blutende Körper – mein Werk. Kanin schleuderte fast verächtlich die Pistole weg und hob nur eine Augenbraue, als ich zu ihm hinüberging.
    »Du wusstest es«, sagte ich leise, während ich einen der bewusstlosen Blood Angels musterte. »Du wusstest, was ich tun würde – deswegen hast du zugelassen, dass sie mich angreifen.« Er antwortete nicht. Dabei stellte ich fest, dass ich selbst ganz ruhig war: keine Angst, keine Aufregung, gar nichts. Mein Herz blieb still und kalt. Wütend starrte ich zu Kanin hoch; wie konnte er mich so manipulieren? »Ich hätte sie alle umbringen können.«
    »Wie oft muss ich es dir noch sagen?«, erwiderte er mit einem durchdringenden Blick. »Du bist jetzt ein Vampir . Deine Zeit als Mensch ist vorbei. Sie sind die Schafe, du bist der Wolf – stärker, schneller und brutaler, als sie jemals sein werden. Sie sind Nahrung , Allison Sekemoto. Und der Dämon tief in deinem Inneren wird nie etwas anderes in ihnen sehen.«
    Mein Blick wanderte zu Narbengesicht, der noch immer am Fuß der Mauer lag. Obwohl seine Stirn aufgeplatzt war und sich in seinem Gesicht bereits ein großer Bluterguss bildete, versuchte er stöhnend aufzustehen, fiel aber sofort wieder zurück und blieb benommen sitzen. »Warum hast du ihn dann nicht getötet?«, fragte ich.
    Kanins Blick wurde eiskalt. Mit steifen Bewegungen ging er zu dem Gangleader, packte ihn am Kragen und zerrte ihn zu mir herüber, wo er ihn mir vor die Füße schleuderte.
    »Trink«, befahl er mit unerbittlicher Stimme. »Aber vergiss nicht: Nimmst du zu viel, bringst du den Spender um. Nimmst du zu wenig, wirst du schon sehr bald wieder Nahrung brauchen.

Weitere Kostenlose Bücher