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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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war die auffällige, tödliche Ablenkung, während ihr Partner sich lautlos für den Todesstoß in Stellung brachte. Doch bevor ich auch nur ein Wort herausbrachte, schoss Kanins Hand vor, packte die Vampirin an den Haaren, die kreischend nach seinem Gesicht schlug, und schleuderte sie gegen ihren Komplizen. Mit einem ekelerregenden Knacken prallten die beiden Körper aufeinander. Der männliche Vampir taumelte zuckend rückwärts, während die Frau reglos zu Boden ging.
    Ich dachte, damit wäre es ausgestanden. Kanin hatte so fest zugeschlagen, dass er damit eine Ziegelmauer hätte sprengen können. Doch es dauerte keine Sekunde, bis die Vampirin wieder auf die Beine kam und heftig den Kopf schüttelte. Sie wirkte nicht einmal benommen.
    Jetzt bekam ich wirklich Angst. Ich war mir sicher gewesen, dass der Kampf so gut wie vorbei war, aber wieder schlichen die beiden Vampire lächelnd auf Kanin zu. Der wartete geduldig, das Schwert kampfbereit in der Hand. Über seine zerkratzte Wange floss Blut, doch das schien er nicht einmal zu bemerken. Nach wenigen Schritten teilten sich die beiden Feinde auf und umkreisten ihn von zwei Seiten. Kanin hob seine Waffe und folgte ihren Bewegungen, aber er konnte unmöglich beide gleichzeitig im Auge behalten.
    Wie erwartet griff die Vampirin zuerst an, indem sie sich knurrend auf ihn stürzte, im selben Augenblick wirbelte Kanin zu ihr herum. Doch sie hielt auf halbem Weg plötzlich inne und warf sich zur Seite, während der männliche Vampir auf Kanins ungeschützten Rücken losging.
    Kanin drehte sich mit Lichtgeschwindigkeit um seine eigene Achse und versetzte dem zweiten Angreifer einen mächtigen Schlag, musste dabei aber erneut seinen Rücken ungedeckt lassen. Der Mann duckte sich grinsend weg, gleichzeitig wirbelte die Vampirin auf dem Absatz herum und setzte lautlos zur nächsten tödlichen Attacke an. Ich sah das triumphierende Funkeln in ihren Augen, als sie mit gefletschten Zähnen absprang und Kanin die Krallen in den Hals schlug.
    Kanin rührte sich nicht. Doch ich sah, wie er seine Waffe drehte und an seinem Brustkorb vorbei nach hinten führte, sodass die Vampirin von ihrem eigenen Schwung getragen in das Schwert stürzte, das ihren Körper komplett durchbohrte und am Rücken wieder austrat.
    Laut schreiend – teils aus Wut, teils vor Schmerz – prügelte sie auf Kanins Schultern ein. Der trat einen Schritt vor, zog mit einer schnellen Handbewegung eine zweite Klinge, riss der Vampirin das Schwert aus dem Leib und trennte ihr aus der Drehung heraus den Kopf ab.
    Ihr Schädel prallte zwei Mal auf, rollte ein Stück weit auf mich zu und blieb dann wenige Meter von mir entfernt liegen. Das verzerrte Gesicht wirkte wie eingefroren. Schaudernd konzentrierte ich mich wieder auf den Kampf, immerhin stand Kanin noch einem zweiten Vampir gegenüber. Der fletschte brüllend die Fänge, sprang vor und zielte mit seinem Dolch auf Kanins Brust. Mein Mentor wich nach hinten aus, riss beide Arme nach vorne und führte sie scherenartig zusammen, sobald der Vampir in Reichweite war. Sauber fuhren die Klingen durch den Körper des Gegners. Wieder rollte ein Kopf, während die Brust aufgerissen wurde und der Vampir nahezu in zwei Hälften zerteilt auf dem Boden landete.
    Ich biss mir auf die Wange und presste das Gesicht gegen die Säule, um mich nicht zu übergeben. Mir blieb allerdings nur wenig Zeit, um mich zu erholen, da prompt Kanin auftauchte und mich mit sich zerrte. Dabei drückte er mir hastig mein Schwert in die Hand.
    »Beeil dich«, befahl er, und diesmal musste er mich nicht weiter antreiben. Wir hetzten zurück zum Krankenhaus, wo Kanin mich anwies, hierzubleiben und das Untergeschoss nicht zu verlassen, bis ich wieder von ihm hören würde.
    »Warte mal! Wo gehst du hin?«
    »Ich muss zurück und die Leichen entsorgen«, erwiderte er. »Irgendwo an der Oberfläche, um den Prinzen von den Tunneln abzulenken. Außerdem werde ich mich nähren müssen, bevor die Nacht rum ist. Bleib hier. Ich bin vor Sonnenaufgang zurück.«
    Damit sprang er in den Aufzugschacht und verschwand in der Dunkelheit. Ich blieb allein zurück. Vorsichtig zog ich mein Schwert aus der Scheide und starrte auf das Blut, das die einst makellose Klinge befleckte. Vor welchen Dämonen Kanin wohl flüchtete?

7
    In den folgenden Wochen entwickelte ich eine gewisse Routine: Bei Sonnenuntergang wachte ich auf, nahm mein Schwert und besuchte Kanin in seinem Büro. Die folgenden Stunden verbrachten wir mit

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