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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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war ein Schwert. Eine lange, zweischneidige Klinge, deren Metallgriff aussah wie ein Kreuz. Kanin hielt es mit einer Hand, aber die Waffe war riesig, wohl annähernd eineinhalb Meter lang. Inklusive Griff war sie sogar einige Zentimeter größer als ich.
    »Deutsches Breitschwert, ein Zweihänder«, sagte er und musterte erst die Waffe und dann mich mit einem prüfenden Blick. »Wahrscheinlich etwas zu groß für dich.«
    »Ach, echt?«
    Er legte es zurück und öffnete eine Kiste weiter oben. Diesmal kam eine große, mit Dornen versehene Metallkugel an einer Kette zum Vorschein. Das Ding sah extrem gefährlich aus, was mich sofort faszinierte, aber Kanin würdigte es kaum eines Blickes, bevor er es zurückwarf.
    »Hey, was war das?« Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um in die Kiste spähen zu können, aber er schob mich mit der Schulter beiseite. »Ach, komm schon. Ich will mir dieses fiese Kugelding ansehen!«
    »Du brauchst ganz sicher keinen Flegel.« Kanin runzelte irritiert die Stirn, wahrscheinlich stellte er sich gerade vor, was ich damit alles anstellen würde. Als ich noch einmal versuchte, in die Kiste zu schauen, warf er mir einen genervten Blick zu und scheuchte mich weg. Finster blickte ich zu ihm hoch.
    »Also schön, großer Meister, wonach suchen wir dann? Was brauche ich denn?«
    Er griff nach einer weiteren Waffe, einem Speer mit Metallspitze, und legte sie kopfschüttelnd wieder weg. »Ich bin mir nicht sicher.«
    Ich hob inzwischen noch eines der Tücher an, unter dem sich etwas befand, das aussah wie ein ausgestopfter Hund. »Warum suchen wir überhaupt nach irgendwelchen Uraltwaffen?«, murmelte ich, während ich das Tuch fallen ließ. »Wäre es nicht einfacher, etwas anderes zu nehmen, keine Ahnung … vielleicht eine Pistole?«
    »Schusswaffen brauchen Munition«, erwiderte Kanin, ohne aufzublicken. »Munition wiederum wäre selbst dann schwer zu beschaffen, wenn der Prinz nicht den Vertrieb sämtlicher Automatikwaffen im Stadtgebiet kontrollieren würde. Und eine leere Pistole ist ungefähr so nützlich wie ein Briefbeschwerer. Außerdem sind Schusswaffen im Umgang mit unseresgleichen nicht sonderlich praktisch. Solange sie uns nicht irgendwie den Kopf abreißen, werden Kugeln uns höchstens kurzzeitig aufhalten. Um dich angemessen gegen einen Vampir zu verteidigen, brauchst du eine Klinge. Also …« Er ging zur nächsten Kiste und riss den kompletten Deckel ab. »Warum machst du dich nicht nützlich und durchsuchst selbst einige der Regale? Vielleicht springt dich ja irgendetwas an. Aber denk daran, wir suchen nach einer Klinge , nicht nach einer Keule, einem Hammer oder irgendwelchen Kettenwaffen, mit denen du dich nur selbst verletzen würdest, wenn du dich in ihrer Handhabung übst.«
    »Na schön.« Ich wanderte zwischen den Regalen entlang und sah mir willkürlich verschiedene Objekte an. »Aber ich behaupte immer noch, dass dieser Flegel so aussah, als könnte man damit ziemlich gut einem Vampir den Schädel einschlagen.«
    »Allison …«
    »Ich geh ja schon!«
    Rechts und links von mir lagerten noch mehr staubbedeckte Holzkisten. Bei einer von ihnen wischte ich den schmutzigen Belag ab, um die Beschriftung lesen zu können: Langschwerter – Europäisches Mittelalter, 12. Jahrhundert. Der Rest war dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Auf einer anderen stand: Musketierrap … irgendwas. Und eine dritte enthielt offenbar eine komplette Gladiatorenrüstung, was auch immer ein Gladiator sein mochte.
    Aus Kanins Richtung drang ein Scheppern zu mir herüber. Er hielt kurz eine große, zweischneidige Axt hoch, bevor er sie beiseitelegte und sich dem nächsten Regal zuwandte.
    Eine der Kisten zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Sie war genau wie die anderen lang und schmal, aber statt Buchstaben waren auf der Seite seltsame Symbole aufgedruckt. Neugierig hob ich den Deckel ab, griff hinein und wühlte mich durch mehrere Schichten Plastikzeugs, bis meine Finger etwas Langes, Glattes ertasteten.
    Ich zog es heraus. Die schwarz glänzende Scheide war leicht gebogen und der Griff war mit einem rot-schwarzen Muster versehen. Entschlossen packte ich ihn und zog daran. Das leise Flüstern des Metalls jagte mir einen Schauer über den Rücken.
    Sobald ich das Schwert in der Hand hielt, wusste ich, dass ich gefunden hatte, was Kanin erwartete.
    Die lange, schlanke Klinge schimmerte in der Dunkelheit wie ein feines Silberband. Selbst ohne sie zu berühren, wusste ich, dass sie

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