Torchwood 1: Ein anderes Leben (German Edition)
versteckte, den er nie besitzen würde. „Steh auf, Junge! Der Mann braucht deinen Platz.“
Jack ging an der Rezeption vorbei. Die hübsche Rothaarige beschwerte sich bei einer Schwester, dass ihr Freund nie bemerkte, wenn sie sich eine neue Frisur machen ließ. Warum sollte sie ein Vermögen dafür ausgeben, wenn er seine Augen sowieso nicht von der neuesten Sportsendung abwenden konnte, dieser faule Nichtsnutz? Selbst der Sex war nicht mehr so gut wie früher. Sie war sich nicht sicher, warum sie überhaupt noch so tat als ob. Und dann auch noch ewig das gleiche Hallo, Ihren Namen, Adresse und Krankenversicherung, bitte.
Hinter ihr sprachen zwei müde Ärzte über den neuesten Schwung Patienten. „Es ist noch ein Wassertaxi gekentert“, sagte der jüngere der beiden wütend. „Wer zum Teufel nimmt bei diesem Wetter ein Wassertaxi? Wir sollten es einfach dabei belassen, dass diese blöden Hunde sich von allein aus dem Genpool herauskatapultieren. Sie wollen es ja nicht anders.“ Sein älteres Gegenstück legte ihm zum Trost den Arm um die Schultern und führte ihn langsam in Richtung der Behandlungsnischen.
Jack hatte die Tafel mit den Mitarbeiterbildern entdeckt. Er überflog kurz den Inhalt, um herauszufinden, wer hier das Sagen hatte. Die Fotos zeigten, dass die rothaarige Rezeptionistin Kirsty Donald hieß, die Schwester neben ihr war Kai Mahasintunan. Megan Tegg war Oberärztin – schmales Gesicht, elfengleiche Gesichtszüge, kurzes, dunkles Haar, eher niedlich als hübsch, definitiv Owens Typ. Terri Hartiman, der wütende junge Arzt, sah auf seinem Foto viel fröhlicher aus als eben. Ah, da war er. Klinikleiter (temporär) Amit Majunath – graue Haare, dicke Brille, leicht vernarbtes Gesicht und von allen Abgebildeten am besten gekleidet.
Jack hatte bereits eine Ärztin – Janette Brownlees – verärgert, indem er sein SUV einfach auf ihrem Parkplatz abgestellt hatte. Und innerhalb von Minuten kam ein weiterer Arzt dazu, der sich obendrein weigerte, auch nur eine seiner Fragen zu beantworten.
„Wir kümmern uns so schnell wir können um Sie, ehrlich“, sagte Majunath bereits zum dritten Mal. Er blickte über den Rand seiner Hornbrille auf ein LED-Laufband, das ständig die gleiche, schlechte Nachricht über der Rezeption anzeigte: Geschätzte Wartezeit fünf Stunden. „Also, Mr Harkness, stecken sie Ihren Ausweis ein. Es bringt wirklich nichts, wenn Sie hier mit Ihrer Legitimation protzen.“
„Bei mir darf er jederzeit mit seiner Legitimation protzen“, murmelte die rothaarige Rezeptionistin und grinste ihre Freundin, die Schwester, an, die an ihrem Schreibtisch Papierkram erledigte. Jack erhaschte einen ihrer Blicke und grinste. Sie hatte nicht gedacht, dass er sie hören könnte, und ihr hübsches Gesicht lief so rot an, dass die Sommersprossen fast nicht mehr zu erkennen waren.
„Ich muss darauf bestehen ...“, fing Jack an. Er wurde unterbrochen, als drei Fahrtragen mit vollkommen durchnässten Opfern hereingerollt wurden, die alle dringend behandelt werden mussten.
„Bestehen Sie worauf Sie wollen, Mr Harkness“, sagte Majunath müde. „Behandlungen haben Vorrang. Gott weiß, ich würde gern eine Pause machen. Wussten Sie, dass ein Beerdigungsinstitut überflutet wurde und alle Leichen nach draußen auf die Straße gespült worden sind, als die Dämme brachen? Die Krankenwagenbesatzungen haben Stunden damit zugebracht, zu sortieren, welche Oper noch am Leben waren.“ Er drehte sich zu der zuletzt eingetroffenen Rettungswagenbesatzung um. „Direkt in die Wiederbelebung. Ich komme gleich mit.“ Er hob die Hände, um Jacks erneutem Protest zuvorzukommen. „Sobald ich kann, das verspreche ich. Wir wollen ebenso dringend wissen, wer Bobbie ermordet hat, wie Sie. Eigentlich sogar dringender, würde ich sagen. Wir haben den Tatort versiegelt, und Sie können den Raum für Angehörige als Operationsbasis nutzen, wenn Sie wollen. Kein Zweifel, dass Sie den brauchen werden, wenn der Rest Ihres Teams ankommt. Aber Sie müssen wissen, das wir hier heute Nacht buchstäblich ertrinken.“
„Warten Sie mal“, protestierte Jack. „Wer wurde ermordet?“ Das war eine total unerwartete Neuigkeit. Aber Dr. Majunath war bereits in der Wiederbelebungsstation verschwunden.
Jack wusste, dass er nicht viel Zeit hatte. Wenn sie bereits die Polizei angerufen hatten, war es sinnlos, auf den Chefarzt zu warten. Er würde nicht rechtzeitig wiederkommen, damit Jack bekam, was er wollte.
An der
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