Torchwood 1: Ein anderes Leben (German Edition)
still da, bis er die Fassung zurückgewonnen hatte.
Endlich hob er wieder den Kopf. Sie sagte nichts. Das hatte ihr der Detective Inspector beigebracht – Schweigen, damit die andere Person sich unwohl fühlte. Der Befragte würde vielleicht etwas sagen, um die Stille zu durchbrechen. Und was er sagte, konnte sich vielleicht als wichtig erweisen. Sie widerstand der Versuchung, ein paar Worte des Trosts oder der Ablenkung zu äußern.
„Lieutenant Colonel Yorke hat mich vorab über Ihre Ankunft informiert“, gab Major De’Ath zu. „Er sagte, dass Sie von Torchwood immer einen extremen Standpunkt einnehmen. Wir haben da ein Sprichwort im Basistraining: ,Wenn man Hufschläge hört, sollte man nach Pferden Ausschau halten, nicht nach Zebras‘.“
„Sie ahnen nicht einmal die Hälfte“, sagte Gwen. „Wenn ich in meinem Job Hufschläge höre, halte ich nach Einhörnern Ausschau.“
„Ich beginne langsam, das zu verstehen.“ De’Ath atmete tief ein und langsam wieder aus. „Aber was Bee gesagt hat. Das war nicht das einzig Merkwürdige. Wir hatten kürzlich zwei andere Todesfälle. Zwei weitere junge Soldaten. Sie hatten … äußerst brutale Verletzungen im Genick. Zuerst haben wir angenommen, dass die Wunden von Tieren stammen ...“
„... aber die Zahnabdrücke waren eindeutig menschlich“, fuhr Gwen fort.
De’Aths Reaktion zeigte ihr, dass sie richtig lag.
„Und von Ihrer Leichenschau an Sergeant Bee haben Sie geschlossen, dass er sie gebissen hat. Sie ermordet hat.“
Der Major war vollkommen verwundert. „Wir haben es niemandem erzählt. Wir wissen kaum, wie wir das beschreiben sollen, ganz zu schweigen von allem anderen. Wie können Sie davon wissen?“
Gwen lächelte entschuldigend. „Merkwürdig ist meine Spezialität.“
SIEBZEHN
Es war überraschend, wie lange Jack seine Wut im Zaum gehalten hatte, fand Toshiko. Der Lieutenant Colonel hatte ihn durch sein ständiges Abblocken und Ausweichen nicht einmal dazu gebracht, die Stimme zu erheben. Jack hatte einfach höflich genickt, als er hörte, dass er und Toshiko auf der Basis ständig von einer bewaffneten Wache begleitet werden mussten. Angesichts eines Spaziergangs über das Gelände während eines Platzregens hatte Jack nur die Augen verdreht, den Kragen hochgezogen, die Hände tief in den Taschen vergraben und war im Stechschritt losmarschiert. Was ihn zum Explodieren brachte, war der Anblick der Garage des Stützpunkts.
Sie war blitzblank.
„Sie erklären mir mal lieber, was zum Teufel hier passiert ist“, herrschte Jack ihren Begleiter, Private Foxton, an. Der große blonde Soldat zuckte nicht einmal zusammen. „Corporal Schilling wurde dort drüben aufgefunden“, begann Foxton höflich. „An dem Pinzgauer...“
„Das wollte ich damit nicht sagen“, brüllte Jack. Jack war so dicht an den Soldaten herangetreten, dass Toshiko sich fragte, ob er ihn schlagen wollte. Das wäre definitiv ein Fehler gewesen. Jack war größer und breiter gebaut als Foxton, aber der junge Soldat hielt seine Waffe mit ruhiger Leichtigkeit, die ihr verriet, dass er sich nicht einschüchtern lassen würde. Insbesondere nicht von einem exzentrischen höhergestellten Offizier aus einer anderen Einheit. Toshiko hatte keine Lust, Jacks Leiche mit einer Kugel im Kopf aus dem Camp zu transportieren.
„Was meinst du, Jack?“, fragte sie ruhig. Sie legte Jack sanft ihre Hand auf den Arm und war sich nicht sicher, ob sie ihn damit beruhigen oder festhalten wollte.
Jack wirbelte mit einer ausladenden Geste, die den ganzen Raum umfasste, herum. „Schau dir das hier an.“
Toshiko blickte sich um. In der Ecke ihnen gegenüber arbeiteten zwei Mechaniker an der Karosserie eines sechsrädrigen Pritschenwagens. Bis auf die Teile um sie herum war das gesamte Werkzeug ordentlich in Regalen aufgestapelt und hinter Gittertüren verschlossen. Eine ordentliche Reihe Reifen war nach der Größe sortiert und auf parallelen Schienen aufgehängt. Sie konnte zwei Landrover und ein halbes Dutzend Trucks sehen – alle in tristem Khaki. Der Boden war sauber gewischt. „Sie halten hier ziemliche Ordnung“, sagte sie.
„Genau!“ Zu ihrer Überraschung war Jack mit ihrer Beobachtung zufrieden. „Nach dem ganzen höflichen Geplapper mit dem Kommandanten erfahren wir, dass einer seiner Wartungsingenieure von einem Ausbilder abgeschlachtet wurde. In diesem Raum. Jetzt sind wir hier, und der Tatort ist nicht einmal gesichert. Die Helfer vor Ort sind schon längst weg
Weitere Kostenlose Bücher