Torchwood 1: Ein anderes Leben (German Edition)
etwas anderes entdeckte.
„Ist das da eine Waffe in deiner Tasche, Owen?“
Owen rutschte peinlich berührt auf dem Sofa herum und strich seine Jacke und Hosenbeine glatt. „Ja, es tut mir leid, so ist es.“
Megan sah so aus, als wüsste sie nicht, als ob sie aufspringen oder sitzen bleiben sollte. Sie fummelte an ihrem Glas herum. Dann stellte sie es auf den Tisch, änderte ihre Meinung und stellte es aufs Regal. Sie drehte ihre Halskette zwischen den langen, bleichen Fingern. „Oh“, sagte sie endlich. „Oh, Gott, du bist ein Gangster. Ein Gangster mit einer Waffe. In meinem Wohnzimmer.“ Sie schenkte ihm ein schiefes Lächeln. Es wirkte fast wie eine Aufforderung, ihr zu widersprechen. Sie zu beruhigen. Zu sagen, dass sie überreagierte.
Owen hörte eine Weile zu, wie der Regen gegen das Fenster wütete und überlegte, wie er am besten fortfahren sollte. Er nahm einen großen Schluck Château La Fleur.
„Ich arbeite für Torchwood“, begann er.
Das zweite Glas schmeckte immer besser als das erste, fand Owen. Er schenkte sich noch etwas nach, sei es nur, um seine Erklärung mit einer Pause, in der er etwas anderes tat, zu unterstreichen.
Er hatte versucht, alles zu erklären, aber seine eingeübte Rede von der Autofahrt war zu einem Mischmasch fehlgeschlagener Versuche und Wiederholungen geworden. Megan hatte sich langsam entspannt auf dem Sofa zurückgelehnt, die Beine auf die Polster gelegt und hielt ihr Glas nun locker in beiden Händen. Er hatte versucht, ihren Gesichtsausdruck zu enträtseln, so wie er es gekonnt hatte, als sie noch zusammen gewesen waren. In Balham war es etwas anderes gewesen, ihre unausgesprochenen Stimmungen zu erkennen. Die Konsequenzen waren weniger schwerwiegend. In ihrer Küche, wenn sie zusammen kochten, hatte er nach Ausreden gesucht, um sich vor Hausarbeiten zu drücken. In ihrem Wohnheim, an der Uni, hatte sie ihn beim Nachhausekommen bei einer kleinen Unwahrheit ertappt. In ihrem Schlafzimmer, erwartete sie, dass er jede Änderung an der Wohnung, ihrer Kleidung und ihrem Haar erwähnte. Nachdem sie sich geliebt hatten, versuchte sie, nicht noch einmal damit herauszuplatzen, dass sie ihn liebte.
Hier in ihrer einsamen, zugigen Wohnung, suchte er ihr Gesicht nach bekannten Anhaltspunkten ab, die er über die Jahre kaum vergessen hatte. Sie konnte seinem Blick nicht standhalten, gab vor, seine Jacke anzusehen oder sich über Krümel auf seinen Kleidern lustig zu machen. Endlich sagte sie mit leiser spottender Stimme: „Also seid ihr wie Zoll- und Steuerbeamte für Außerirdische? Du bist bei der Weltraumpolizei?“
„Polizei?“ Owen schnaubte und bedauerte sofort seinen abfälligen Ton. „Ich meine, die ganzen Vorschriften, Prozeduren und der Papierkrieg halten einen doch nur auf.“
„Also operiert ihr außerhalb des Gesetzes?“
„Du hörst dich an wie Gwen. Nein, so auch wieder nicht. Wir arbeiten tangential dazu.“ Er rieb sich versonnen die Stirn. „Das erschien mir so viel plausibler, als Jack es mir beim ersten Mal erklärt hat.“
„Wer ist Gwen? Deine Freundin?“
Owen wollte schon wieder schnaufen, unterdrückte es aber. „Wohl kaum. Nicht mein Typ. Meinst du, ich hätte es ziemlich nötig?“ Er dachte daran, wie Jack Gwens Hüfte umfasst hatte, als sie zum oberen Ausgang der Basis hinaufgefahren waren. „Neue Kollegin. Ich bin sicher, dass sie nicht interessiert ist.“
„Und Jack?“
„Ist der Typ, der mich angeheuert hat.“
„Dein Boss?“
„Wir sind eigentlich eher ein Team ...“ Das Gespräch schien ihm gerade zu entgleiten. „Die Sache ist die, Megan, ich glaube, dass Torchwood für dich interessant sein könnte. Ich glaube, du würdest zu uns passen.“ Megan wischte geistesabwesend einen weiteren Krümel von seinem Knie, also griff er nach ihrer Hand. „Ich weiß, dass es so ist.“
„Spricht da der Wein aus dir?“
„Mein Instinkt spricht zu mir.“
Megan richtete sich kerzengerade auf, ihre Augen blitzten vor Wut. „Oh, wo habe ich das nur schon einmal gehört. Nein, unterbrich mich nicht, wage es ja nicht, mich jetzt zu unterbrechen!“ Sie hatte jetzt überhaupt keine Schwierigkeiten mehr, seinem Blick standzuhalten. „Es war dein Instinkt, der dir gesagt hat, dass du nicht in London bleiben kannst, oder? Es war dein Instinkt, der meinte, du könntest nicht eingepfercht oder gebunden sein. Ihr Männer, ihr jungen Ärzte, ihr seid alle verdammt nochmal gleich. Leute wieder hinzukriegen ist wie … wie …
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