Torchwood 1: Ein anderes Leben (German Edition)
dass es ihm gelungen war, sie zu überreden, an dem Abend mit ihm auszugehen. Eigentlich hatte sie ihn überzeugt, sie zu überzeugen, was ihm aber erst später klar werden sollte. Und so, mit mehr Nahrung für seine neuesten Minderwertigkeitskomplexe, hatte er sich über alles, was folgte, Gedanken gemacht. Hatte er das richtige T-Shirt an, ging er zum richtigen Zimmer, würde er ihren Namen richtig aussprechen, sollte er seinen Text noch mal aufsagen, oder würde das zu auswendig gelernt klingen, hatte er den richtigen Film ausgesucht, war sie gegen chinesisches Essen allergisch …
Eine weitere Böe ließ den Porsche schaukeln. Im bleichen Glanz der Straßenlaterne konnte er sehen, dass er unbewusst seine Finger bewegt hatte. Er bemerkte mit einer Mischung aus Scham und Wut, dass er etwas auf das staubige Armaturenbrett gekritzelt hatte. Sah das etwa aus wie ein Herz? Nicht dass er das je so beabsichtigt hatte. Und was würde Megan denken, wenn er sie später irgendwo hinfahren musste und sie es entdeckte? Er wischte mit der Handfläche darüber. Das Resultat war ein grauer, verschmierter Fleck, der das Armaturenbrett noch schmutziger aussehen ließ. Owen zog sich einen Ärmel über den Handballen und wischte noch einmal darüber. Das sah zumindest besser aus. Aber jetzt hatte er einen Streifen aus gräulichem Staub am Hemd.
Er stieß einen verärgerten Seufzer aus, lehnte den Kopf gegen den Sitz und sah sich in seinem Porsche um.
Unter seinem Mantel auf dem Beifahrersitz lagen drei alte Chipstüten, von denen eine nur halb leergegessen war. Daneben lagen ein Plastiklöffel und ein Himbeerjoghurt, den er sich auf dem Weg zur Arbeit aus dem Kühlschrank gegriffen hatte, um ihn vielleicht zu essen. Er streifte seinen Sicherheitsgurt ab, um sich den Fußraum anzusehen. Dort fand er etwas Schotter, drei Post-its mit Gitternetzkoordinaten und ein paar vergessene Batterien. Wahrscheinlich waren sie leer, aber er stopfte sie sicherheitshalber in die Jackentasche.
Er versuchte, das Gleiche mit den Chipstüten zu machen, als er dachte: Das ist einfach nur dumm. Zum ersten Mal seit mehr als fünf Jahren würde er sie sehen und eine Handvoll leerer Chipstüten und einen Himbeerjoghurt mitbringen. Er hätte anhalten sollen, um ihr Blumen zu kaufen. Rosen, sie mochte Rosen, oder? Oder war das zu kitschig? Wenigstens eine Flasche Wein. Er kannte sich allerdings nicht gut mit Wein aus und nahm immer den drittbilligsten aus dem Regal. Megan hatte ihn damit geärgert, weil sie sich auf der Uni einer Gruppe Weinliebhaber angeschlossen hatte und sich mit Merlot und Camembert auskannte. Er erinnerte sich nur an wenig, außer daran, dass der Most mazeriert wurde – auch wenn er keine Ahnung hatte, was das bedeutete – und daran, wie sauer Megan wurde, wenn er Witze über die „Länge des Abgangs“ machte.
Owen öffnete das Handschuhfach. Das Licht ging an, und er sah den bekaranischen Scanner im fahlen Licht liegen. Das war schon besser. Vergiss den Wein und die Rosen. Das außerirdische Gerät lag kühl in seiner Hand, bevor er es in der Jackentasche verschwinden ließ. Er stopfte die Chipstüten und den Plastiklöffel ins Handschuhfach und klappte es zu.
Er hatte sich nicht umgezogen, bevor er die Basis verlassen hatte. Noch immer trug er die Torchwood-Standardkleidung. Schwarze Jacke, dunkles Hemd und dunkle Hose. Wahrscheinlich ideal, um jetzt von einem achtlosen Autofahrer überfahren zu werden. Owen war auch nicht nach Hause gefahren, um sich umzuziehen, weil er dann später bei Megan gewesen wäre. Also schien es dumm, nur hier herumzusitzen und zu ihrem Fenster hinaufzustarren. Er war nicht mehr dieser unsichere Student, kein bisschen. Er war auch nicht mehr dieser ungelenke Junge von damals, als er und Megan sich getrennt hatten. Als er sie verlassen hatte.
Er wand sich in seinen Mantel, weil er nicht aussteigen wollte, bevor er ihn angezogen hatte, da er wusste, dass er sonst binnen Sekunden völlig durchnässt gewesen wäre. Die Maisonettewohnung war nur dreißig Meter entfernt. Owen ließ die Tür aufspringen, hebelte sich aus dem Wagen und verschloss den Boxter doppelt mit einer schnellen Handbewegung. Der Wind und der Regen stellten fast eine physische Barriere dar, während er auf den Schutz des Baumes zulief. Er drückte sich gegen den Stamm und hatte die Füße zu beiden Seiten einer von den Wurzeln verursachten Bodenwelle aufgestellt. Dann eilte er zur Treppe hinüber.
Das Haus bot ihm etwas Schutz vor
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