Torchwood 1: Ein anderes Leben (German Edition)
entfernen und das leitende Gel darunter wegzuwischen.
Die Tür des Untersuchungsraums flog auf, und eine Schwester stürzte herein. Es war das kleine, dünne Mädchen. Roberta Nottingham. Sie sah jetzt weniger eifrig, dafür umso panischer aus. Als sie die beiden Ärzte sah, sank sie erleichtert gegen die Wand. „Entschuldigung, Dr. Tegg“, sagte sie zu Megan. „Ich habe den EEG-Alarm gehört.“
„Das ist in Ordnung, Bobbie.“ Megan schaltete den Monitor ab, und der Alarm verstummte abrupt. „Hier, helfen Sie ihr mit dem Tropf.“
„So“, sagte Sandra fröhlich. „Wie lange dauert es, bis man hier entlassen wird?“
„So lange, bis der Papierkram erledigt ist“, entgegnete die junge Schwester lächelnd.
Sandra war aufgestanden und presste eine Hand vorsichtig gegen die Stirn. Megan ging aus der Tür. „Ich besorge ein paar Schmerzmittel zum Mitnehmen.“
Sandra streckte ihren Arm, von dem die Schwester den Tropf mit der Salzlösung entfernt und dann ein Pflaster in die Beuge ihres Ellbogens geklebt hatte. „Vielleicht brauche ich auch nur etwas zu Trinken und ich habe schon länger nichts gegessen. Owen, können Sie meine Entlassungspapiere besorgen, während ich mich anziehe? Ich komme dann zu Ihnen an die Rezeption.“
Eine Soldatin, die den Anstand wahrt , dachte Owen. Aber er sagte nur: „Sicher.“
„Und ich bin fast verhungert“, sagte Sandra, als er das Zimmer verließ. „Aber machen Sie sich keine Sorgen, während Sie weg sind, kann mir Schwester Nottingham sicher helfen, etwas zwischen die Zähne zu bekommen.“
VIERUNDZWANZIG
Nichts deutete mehr auf den toten Polizisten vor Wildmans Wohnblock in Splott hin. Der Platzregen hatte das Pflaster sauber gewaschen. Selbst die Büsche, in denen die Leiche gelegen hatte, waren vom ständigen Wasserstrom aus dem beschädigten Gully völlig geplättet.
Einer der Bewohner hatte einen halbherzigen Versuch gewagt, die Vordertür abzustützen, damit sie sich schließen ließ. Es war ja nicht so, dass sie für eine so dringende Reparatur schnell einen Zimmermann bekommen würden. Es gab genug andere Notfälle, seit der Taifun durch die Stadt fegte. Einzig die zwei Tische aus dem Flur und ein paar Plastikbesen hielten die Tür an ihrem Platz. Das Klappern von umfallenden Möbeln wurde vom Heulen des Windes übertönt.
Jack hatte einen Laserschneider und eine Axt mitgebracht. In Wildmans Wohnung räumte er alle Möbel in die Mitte und warf Bilder und andere Wandbehänge auf den Stapel, damit er die Wand methodisch auf Aushöhlungen absuchen konnte. Als er eine Gipsplatte fand, die sich hohl anhörte, schnitt er mit dem Laserschneider ein Loch hinein.
Innerhalb einer Stunde waren in jeder Wand und in den Rückseiten der Einbauschränke verkohlte Löcher. Es gab keine Spur von Bleibehältern. Eine ähnliche Suche unter den Dielenbrettern ergab ebenfalls nichts.
Nachdem er den Dachboden über der Wohnung verwüstet hatte, war Jack über und über mit Spinnweben und Gipsstaub bedeckt. Er hatte Kartons mit muffig riechenden Romanen, kaputte Körbe und Weihnachtsdekoration in Supermarkttüten gefunden. Aber dort war nichts, was das verschwundene Nuklearmaterial enthalten könnte.
Als Letztes untersuchte er das Badezimmer. Das Seesternwesen war in verrottende Stücke aus klumpigem, grauem Fleisch zerfallen, sodass die Wanne wie eine riesige Schüssel mit verdorbener Pilzsuppe aussah. Indem er mit der Klobürste im Abfluss stocherte, konnte er den Großteil der stinkenden Flüssigkeit wegspülen und sehen, dass auch unterhalb des Wasserspiegels nichts verborgen war. Er musste von dem penetranten Gestank nach totem Fisch würgen, obwohl er sich bemühte, nur durch den Mund zu atmen. Er fühlte sich, als würde ihn der Gestank überwältigen, regelrecht ertränken. Als er die Suche abschloss und endlich die Badezimmertür hinter diesem übelriechenden Spektakel schließen konnte, war er sehr erleichtert.
Jack saß inmitten der aufgetürmten Möbel im Wohnzimmer. Hier gab es keine Nuklearmaterialien. Könnte Applegate sie bereits bei ihrem letzten Besuch herausgeschmuggelt haben? Der Geigerzähler hatte nichts angezeigt, aber sie hatte einen langen Mantel getragen, unter dem vielleicht ein kleiner Bleibehälter gewesen war. Also, wo konnte Applegate jetzt sein? Allein und verwundet. Allein und verwundet. Er wiederholte es in Gedanken wie ein Mantra, bevor er beschloss, Toshiko in der Basis anzurufen.
Beim zweiten Versuch kam die Verbindung zustande.
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