Torchwood 2: Wächter der Grenze (German Edition)
Spendensammler mit Klemmbrettern, die um einen Augenblick Zeit baten; der Stallgeruch von Stroh und Pelletfutter, der aus der Zoohandlung strömte; zwei Frauen in Tschadors; Fernmeldetechniker, die ein orangefarbenes Warnschild um einen unterirdischen Wartungsschacht aufstellten, den sie öffnen wollten; jemand, der schrie, um Ronnies Aufmerksamkeit zu erhalten; das Pip-pip-pip der Fußgängerampeln; die Drucklufthupe eines GTI mit einem jugendlichen Raser am Steuer, die „La Cucaracha“ intonierte; Zuckermelonen, die wie kahle Schädel in den mit falschem Gras ausgekleideten Kisten eines Obst- und Gemüsegeschäftes lagen; Menschen, Menschen, Menschen.
Zu viele Geräusche, zu viele Gerüche, zu viel Bewegung. Zu viel Input. Der Sog war falsch. Der Sog war falsch. Er konnte keine klare Lokalisierung des Alarms vornehmen. Ort? Wo war der Ort? Wie konnte er reagieren, wenn er keinen eindeutigen Ort hatte? Der Upload pulsierte in ihm, doch er war unbeständig und widersprüchlich. Er zog ihn in eine Richtung, dann in eine andere, so als wäre er unsicher, als könnte er sich nicht entscheiden.
„Wo? Wo ist es?“, forderte er laut. Gesichter in der Menge sahen ihn verwirrt, amüsiert oder erschreckt an, aber das waren nur Gesichter, und ihn kümmerte nicht, was sie dachten. Einige sagten etwas zu ihm, doch ihn kümmerten auch ihre Worte nicht.
Wo wurde er gebraucht? Wo war der Direktor? Wie konnte er nur das Signal des Direktors verloren haben? Warum konnte er sich nicht konzentrieren? Warum war der Upload so bruchstückhaft? Wurde er geblockt?
„Direktor“, grummelte Mr Dine. „Majestät. Wo sind Sie?“
Er fühlte, wie sich sein Stoffwechsel erhöhte, als die Alarmprotokolle vollends die Kontrolle übernahmen. Seine Struktur änderte sich. Er fühlte einen plötzlichen Anstieg, als die Investition aktiviert und Kraft in ihn eingespeist wurde. Die tiefliegenden Speicher in seinen Genen und im Knochenmark wurden freigesetzt und verstärkten seine verfeinerten Sinne. Immer noch keine Ortung. Der Sog war immer noch verkehrt. Unentschlossen.
Als er sich wild umdrehte, stieß er gegen einen Zeitungsstand, und eine Reihe Zeitschriften rutschte auf den Bürgersteig hinunter. Der Verkäufer begann, sich lauthals bei ihm zu beschweren.
„Ich rede mit dir, Trottel! Hey!“
Keine Zeit für eine Auseinandersetzung. Mr Dine hob die Hand. Der Verkäufer flog rückwärts in seinen Stand und blieb mitten in einem Haufen verstreuter Magazine sitzen.
Einige der Menschen fingen plötzlich an, ihn anzuschreien. Was glaubte er eigentlich, was er da tue? Wer glaubte er, wer er sei? Der verdammte Jackie Chan?
Mr Dine ignorierte sie. Er drehte sich nach links, hielt dann plötzlich inne, drehte sich nach rechts und trat vom Bürgersteig.
Man hörte ein Quietschen und ein Krachen. Eine Frau schrie.
Der Lieferwagen mit Autoteilen, ein älterer Escort mit Ladefläche, kam so plötzlich zum Stehen, dass das Heck ausscherte. Die Fahrertür öffnete sich, und ein pummeliger Mann mit Schweißflecken auf seinem beigefarbenen, kurzärmeligen Hemd stieg aus und starrte Mr Dine an. Sein Mund formte ein ,O‘ wie bei einem Goldfisch.
„Ich habe …“, fing der Fahrer an. „Ich habe Sie nicht gesehen. Sind Sie …?“
Menschen versammelten sich. Mr Dine stand noch auf seinen Beinen und blickte immer noch zuckend und panisch hin und her. Er bemerkte, dass er plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. Er schaute an sich hinunter.
Seine Beine hatten den Lieferwagen mitten in der Bewegung angehalten. Das Auto, von dem er angefahren worden war, sah aus, als hätte es einen tief eingegrabenen Poller oder Torpfosten gerammt. Die Stoßstange, das Nummernschild und der Kühlergrill hatten sich um seine Waden gewickelt, und die Motorhaube war zerknittert wie ein Bettlaken. Dreckige Flüssigkeit gurgelte aus dem zerbrochenen Kühler und sammelte sich unter den Vorderrädern.
„Heiliges Kanonenrohr!“, stammelte der Fahrer. „Wie zum …“
Mr Dine trat von dem gestoppten Fahrzeug zurück. Die Karosserie bog sich und stöhnte, als er seine Beine aus dem Metall befreite, das sich wie angegossen um seinen Körper geformt hatte. Die Stoßstange fiel ab.
Keine Lokalisierung. Immer noch keine Lokalisierung. Der Sog war falsch. Immer noch kein eindeutiger Fokus aus dem Upload, trotz der Tatsache, dass sein Körper nun auf volle Kampfbeteiligung beschleunigte und mit maximalem Hype aufgebauscht war.
Noch weitere zehn Sekunden, dann
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