Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
„Ich schenke dir ein
großes
Glas Wein ein und einen
ordentlichen
Becher Tee“, sagte er und stolzierte auf die Küche zu.
„Wie geht es dir?“, fragte Gwen, als sie sich auf das Sofa gegenüber von Lucy gleiten ließ.
„Zittrig. So etwas ist mir im ganzen Leben noch nicht passiert.“ Sie zuckte zusammen. „Das hörst du bei deinem Job bestimmt andauernd.“
„Und ich nehme es jedes Mal sehr ernst. Mach dir keine Sorgen – du bist keine Zahl aus der Statistik. Du bist eine Freundin.“ Von
Rhys
, fügte sie beinahe hinzu, fand dann aber, dass das taktlos wäre.
„Deinen Kollegen schien das nicht so sehr zu interessieren.“
„Lass dich nicht von Andy täuschen. Er ist ein sehr guter Polizist. Hast du ihm den Mann beschrieben, der dich angegriffen hat?“
Lucy nickte. „So weit ich das konnte. Ich habe ihn nicht besonders gut sehen können. Es passierte alles so schnell.“ Ihr Gesicht zog sich plötzlich zusammen, fast krampfartig. „Hör mich doch an – ich rede nur in Klischees!“ Ihr Gesicht entspannte sich, und ihr Blick wirkte leer. „Ich habe Hunger“, klagte sie.
„Das ist der Schock“, beruhigte Gwen sie. „Das geht vorbei. Eine Nacht mit richtig gutem Schlaf wird einen himmelweiten Unterschied machen.“
Und ich rede auch in Klischees
, dachte sie.
„Er war größer als ich. Der Tee zieht übrigens noch.“ Rhys betrat den Raum aus Richtung der Küche und hielt zwei bauchige Gläser in den Händen. Er reichte Gwen den einen und wollte Lucy schon den anderen geben, als er sah, dass Gwen den Kopf schüttelte. „Schock?“, formten seine Lippen stumm. Gwen nickte und er nahm schnell einen Schluck aus dem anderen Glas, als hätte er es schon immer vorgehabt.
„Du weißt, dass das Whisky-Tumbler sind?“
„Jetzt werd mal nicht gleich pingelig, nur weil wir einen Gast haben.“
Gwen richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Lucys Fall. „Also, dieser Mann. Größer als du?“
„Und dünner, dieser Bastard“, beschrieb Rhys. „Und mit kahlrasiertem Schädel.“
„Was hatte er an?“
„Dir ist schon klar, dass das nicht dein Fall ist? Du brauchst hier kein Verhör zu machen.“ Er lächelte, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen, während er neben Gwen auf dem Sofa Platz nahm. „Er trug diese Dinger, die Männer tragen, ähnlich den Marlene-Dietrich-Hosen.“
„Cargohosen?“
„Ja, ich glaube, so heißen die.“
„Warum kennst du Marlene-Dietrich-Hosen, aber keine Cargohosen?“
„Weil du drei Paar Marlene-Dietrich-Hosen im Schrank hast, die du seit Jahren nicht getragen hast.“
„Du siehst meinen Schrank durch?“
„Ich sehe ihn nicht durch – ich weiß nur, was drin ist.“
„Aber du ziehst nicht zufällig irgendwas davon an, oder?“
Rhys schüttelte den Kopf. „Das würde mir nicht passen. Noch nicht.“ Er streichelte liebevoll seinen Bauch. „Gib mir etwas Zeit.“
Lucy sah von einem zum anderen.
„Entschuldige“, sagte Gwen. „Glaub mir, ich weiß, dass das unangenehm für dich ist, aber Rhys hat mir etwas über dich erzählt. Denkst du, dass der Vorfall mit deinem Freund zusammenhängt?“
Lucy zuckte hoffnungslos mit den Schultern. „Ich glaube nicht, dass Ricky sich lange genug zusammenreißen kann, um ein Telefongespräch zu führen. Geschweige denn, eine Entführung zu arrangieren. Er hat auch schon alle möglichen Gefallen eingefordert, um an Stoff zu kommen. Ich weiß nicht, wie er dahinterstecken könnte.“
„Was ist mit seinen Freunden?“
„Er hat keine Freunde. Nur Bekannte. Leute, mit denen er sich zudröhnt. Leute, von denen er etwas kauft.“
„Könnten die
dir
wehtun wollen? Vielleicht wollen sie dich benutzen, damit Ricky ihnen ihr Geld zurückzahlt?“
Ihr Gesichtsausdruck fiel in sich zusammen. „Das würde ihm gar nicht auffallen. Das wäre ihm egal.“
Gwen wollte gerade noch etwas fragen, als ihr Telefon piepte. Mit einer schweren Vorahnung griff sie danach.
„Torchwood?“, fragte Rhys mit neutralem Gesichtsausdruck.
„Was ist Torchwood?“, fragte Lucy.
„Ich glaube, dass es so eine Art Elite-Antiterroreinheit ist“, fuhr Rhys fort. „So etwas Ähnliches jedenfalls. Habe ich recht?“
„Nahe genug dran“, sagte Gwen und nahm ihr Handy in die Hand. Auf dem Display stand nur
Torchwood
gefolgt von einer Postleitzahl. Obwohl das Display nur eine einzige Schriftart anzeigte, sah das Wort
Torchwood
viel dicker, viel verhängnisvoller aus. „Rhys, ich …“
„Ich weiß.“ Er streckte die Hand aus
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