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Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)

Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)

Titel: Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Lane
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Aorten-Aneurisma. Ich habe alle Seminare dazu gehört, alle Bilder in den Lehrbüchern gesehen und Autopsien an Menschen gemacht, die auf diese Weise gestorben sind. Aber ein Aorten-Aneurisma wird für mich immer so aussehen wie mein Vater, wie er da stirnrunzelnd auf dem Boden saß und nur eine Socke trug.“
    Sein Gesicht war nass. Tränen hatten sich aus seinen Augen gestohlen, strömten über seine Wangen und hinterließen eine seltsame Kälte. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er weinte. Die Trauer war vollkommen von ihm getrennt, sein Körper befasste sich damit, während er weiterredete.
    „Es tut mir leid“, sagte Marianne.
    „Und darum bin ich Arzt geworden.“
    „Damit du Menschen wie deinen Vater retten kannst?“
    „Nein“, sagte er. „Damit ich verhindern kann, dass mir das Gleiche passiert.“
    Keiner von beiden sprach. Dann sagte sie: „In Ordnung. Erzähl mir etwas über das Tapanuli-Fieber.“
    „Über was?“
    „Tapanuli-Fieber. Das, was ich habe.“
    Einen Moment lang schienen die Platten unter Owens Gesäß sich zu drehen. Er hatte keine Ahnung, wovon sie redete. Dann erinnerte er sich. Tapanuli-Fieber. Er hatte ihr erzählt, dass sie mit einer Tropenkrankheit infiziert war und sich auf einer Isolierstation befand.
    „Oh, ja. Tapanuli-Fieber. Das war früher als schwarze Formosa-Fäule bekannt, damals im Viktorianischen Zeitalter. Kommt hauptsächlich in kleinen Gebieten von … äh … Südamerika vor. Argentinien. Ich nehme an, dass jemand gerade von dort nach Cardiff zurückgekehrt ist, vielleicht von einem Job als Missionar oder so.“
    „Ich habe noch nie davon gehört.“
    Das war nicht weiter überraschend, weil Owen sich die ganze Geschichte ausgedacht hatte. „Es ist sehr selten. Wie Ebola. Niemand hatte davon gehört, bis eine Reihe von Todesfällen gemeldet wurde.“
    „Und wird mir das auch so gehen?“ Sie versuchte flapsig zu klingen, aber er konnte die Angst in ihrer Stimme hören. „Wie hoch ist die Sterblichkeitsrate? Heißt das nicht so – ‚Sterblichkeitsrate‘?“
    Fast unfreiwillig streckte er die Hand nach der ihren aus, um sie tröstend zu drücken, aber er traf nur auf glattes, hartes Glas. Einen Moment später hörte er ein leises
Bup
, als etwas auf der anderen Seite der Scheibe auftraf. Es war ihre Hand, die seine suchte.
    „Ich werde dich nicht sterben lassen“, sagte er.
    „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
    „Wir wissen es einfach nicht genau. Im Dschungel …“
    Gab es in Südamerika einen Dschungel? Oder war das die Pampa? Verdammt, was war eigentlich die Pampa?
    „… im Dschungel stirbt die Hälfte der Leute, die es sich einfängt. Aber wir haben dich unter Beobachtung und können dich mit Antibiotika und allem Möglichen behandeln. Ich
lasse
dich nicht sterben.“
    „Ihr habt mich isoliert. Ich muss sehr ansteckend sein.“
    „Wir müssen vorsichtig sein.“
    „Du hast mir noch keine Antibiotika verabreicht. Du hast mich hier einfach warten lassen.“
    „Die Tests. Wir sehen noch die Testergebnisse durch. Dann können wir die Krankheit behandeln.“
    Vielleicht sollte ich ihr eine Spritze geben
, dachte er. Nur eine Kochsalzlösung, aber er könnte ihr erzählen, dass das Antibiotika wären. Vielleicht fühlte sie sich dann besser.
    „Ich wünschte, dass meine Familie mich besuchen könnte“, sagte Marianne sehnsüchtig. „Sie könnten doch einfach auf der anderen Seite der Glasscheibe bleiben, oder?“
    Owen wusste, dass er nicht auf diese Art mit ihr reden sollte, aber er konnte einfach nicht anders. Jack hätte ihm gesagt, dass er sich nicht so viel mit ihr beschäftigen solle. Einfach die nötigen Tests machen und sich nicht auf ein Gespräch einlassen – aber das konnte er nicht. Anders als die meisten Leute oder Wesen, die in diesen Zellen landeten, hatte Marianne keine Ahnung, was hier vorging. Sie brauchte jemanden, der sie beruhigte.
    Sie brauchte einen Freund.
    „Sie sind benachrichtigt worden“, versprach Owen. „Aber sie dürfen nicht herkommen. Wir werden dafür bezahlt, diese Risiken einzugehen, sie nicht.“
    „Kann ich ihnen einen Brief schreiben?“
    Er kniff die Augen zu. Unter der dünnen Schicht Unbekümmertheit, die sie an den Tag legte, sah er in einen tiefen Abgrund aus Verletzlichkeit und Angst. Er wusste nicht, ob er es besser oder noch schlimmer machte.
    „Zu riskant. Wir müssten den Brief mit Desinfektionsmitteln einsprühen, um Bakterien abzutöten. Die Worte würden verwischen und der

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