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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Schlaf benötigte und zudem ganz verrückt nach meinen nächtlichen Ausflügen war, hatte ich die Dielen des Bodens immer dick eingewachst, damit ich meinen Zi m mergefährten nicht störte.
    Ich ließ meine Schuhe unter dem Fenster stehen und trat ein, bereit zu einer sofortigen Flucht.
    Ich wartete eine Minute, leise durch den Mund atmend. Nur die Ruhe. Eine weitere Minute …
    Ein Knirschen von meinem schweren Sessel drang an mein Ohr, ein Geräusch, das immer dann auftritt, wenn j e mand die Beine übereinanderschlägt.
    Also befand eine Person sich rechts vom Tisch, in der Nähe des Fensters.
    „ Ist noch Kaffee in dem Ding hier? “ fragte eine barsche Stimme leise.
    „ Ich glaube schon “ , antwortete jemand.
    „ Dann gieß ein. “
    Das Geräusch einer Thermosflasche, die aufgeschraubt wird. Gluckern. Ein paar klirrende, polternde Laute. Ein g e murmeltes „ Danke “ . Der andere stand also direkt am Tisch.
    Ich wagte kaum zu atmen.
    Schlürfen. Seufzen. Das Schaben eines Streichholzes. Stille.
    Dann: „ Wäre es nicht lustig, wenn er sich selbst in den Tod gestürzt hätte? “
    Ein Schnauben.
    „ Yeah. Aber verdammt unwahrscheinlich. “
    „ Woher willst du das denn wissen? “
    „ Der stinkt doch vor Glück, der Bursche. Solchen kom i schen Käuzen hilft das Glück immer. “
    „ Das stimmt. Ich wünsche, er würde sich beeilen und heimkommen. “
    „ Dasselbe gilt auch für mich. “
    Der im Sessel stand auf und trat ans Fenster. Nach eine r l angen Zeit seufzte er. „ Wie lange noch, wie lange noch, o Gott? “
    „ Es wird das Warten wert sein. “
    „ Das will ich nicht abstreiten. Aber je früher wir ihn b e kommen, desto besser. “
    „ Natürlich. Darauf trinke ich. “
    „ Hört, hört! Was hast du denn da? “
    „ Einen Schluck Brandy. “
    „ Den hast du schon die ganze Zeit, und da läßt du mich diese schwarze Brühe trinken? “
    „ Du hast nach Kaffee gefragt. Außerdem habe ich die Flasche erst vor kurzem entdeckt. “
    „ Gib her. “
    „ Hier ist noch ein Glas. Seien wir sparsam. Das ist ausg e zeichnete Ware. “
    „ Schenk ein. “
    Ich hörte, wie der Korken von meiner Weihnachtsflasche gezogen wurde. Danach folgte ein leises Klirren.
    „ Da, nimm. “
    „ Riecht gut. “
    „ Nicht wahr? “
    „ Auf die Königin! “
    Scharren von Füßen. Ein leises Pling !
    „ Gott schütze sie! “
    Danach setzten sie sich wieder und verstummten. Ich blieb noch etwa eine Viertelstunde stehen, doch keiner sagte mehr etwas.
    Daher tastete ich mich in die Ecke, nahm das letzte ve r bliebene Geld aus dem Stiefel, steckte es in die Tasche und tastete mich zum Fenster zurück.
    Ich verschloß es so sorgfältig, wie ich es geöffnet hatte, kletterte wieder auf das Dach, wobei ich an einer schwarzen Katze vorbeiging, die einen Buckel machte und fauchte – zum Glück bin ich nicht abergläubisch –, und entfernte mich rasch.
    Nachdem ich Hals Haus nach Beobachtern abgesucht ha t te – ich fand keinen außer mir selbst –, rief ich von der Tel e fonzelle an der Ecke bei ihm an. Es überraschte mich etwas, daß er schon nach wenigen Sekunden abnahm.
    „ Ja? “
    „ Hal ? “
    „ Ja. Wer spricht? “
    „ Dein alter Kumpel Klettermaxe. “
    „ Heyho, Junge! In was für Schwierigkeiten steckst du denn nun schon wieder? “
    „ Wenn ich das wüßte, hätte ich viel weniger Kop f schmerzen. Kannst du mir etwas Neues berichten? “
    „ Wahrscheinlich nichts von Bedeutung. Aber ich habe e i nige Kleinigkeiten herausgefunden, die vielleicht …“
    „ Hör zu, kann ich raufkommen? “
    „ Sicher, warum nicht? “
    „ Jetzt gleich, meine ich. Ich falle dir nicht gerne zur Last, aber ich …“
    „ Keine Sorge. Komm rauf. “
    „ Geht es dir gut? “
    „ Eigentlich nicht. Mary und ich hatten eine kleine Me i nungsverschiedenheit, sie verbringt das Wochenende bei ihrer Mutter. Ich bin halb besoffen, also auch noch halb nüchtern. Das wird genügen. Du kannst mir von deinen Schwierigkeiten erzählen und ich dir von meinen. “
    „ Das ist ein Angebot. Ich bin in einer halben Minute da. “
    „ Großartig. Bis gleich. “
    Also legte ich auf, ging hinüber, klingelte, wurde eing e lassen, und wenige Sekunden später klopfte ich bei ihm an der Wohnungstür.
    „ Prompt, sehr prompt “ , empfing er mich, riß die Tür auf und trat beiseite. „ Tritt ein und bete. “
    „ Wozu? “
    „ Oh, segne dieses Haus zuallererst. Es kann ein wenig Gnade vertragen. “
    „ Sei gesegnet

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