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Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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sie die Hoffnung bis eben noch nicht aufgegeben.
          Tristan schüttelte den Kopf. >> Die Gefahr ist zu groß, Riana. Wir werden dich bis zur Zollfeste Schwarzenfels mitnehmen und den Fall der dortigen Kommandantur übergeben. Sie werden sich um deinen Vater kümmern. <<
          Riana brach in Tränen aus. Anfangs versuchte sie noch, etwas zu sagen, doch die flehentlichen Wortfetzen gingen schnell im hilflosen Schluchzen unter. Rasch vergrub sie ihren Kopf in Linwens Gewand, und die Wanderpredigerin drückte sie fest an sich.
          Tristan fühlte sich mit einem Mal hundeelend, und das obwohl er meinte, richtig entschieden zu haben. Selbstverständlich ließ ihn das Schicksal von Rianas Vater nicht kalt, doch die Tränen dieses jungen Mädchens setzten ihm enorm zu. Er wollte noch etwas sagen, sich erklären und dem Ganzen einen übergeordneten Sinn verpassen, doch er brachte kein Wort heraus. Erst als ihn Linwen traurig ansah, löste sich der Kloß in seinem Hals. >> Linwen, ich… << , er stockte, als die Priesterin eine abwehrende Geste mit der Hand machte. Es war jetzt wohl besser zu schweigen. Still trafen sich ihre Blicke und Tristan war froh, in den Augen der Wanderpredigerin außer Trauer und echter Anteilnahme keinen Vorwurf oder gar eine Anklage zu erkennen.
          Mit steinerner Miene und ohne ein weiteres Wort drehte sich Linwen um, und führte Riana zurück zum Wagen. Das Mädchen weinte und schluchzte vor sich hin. Es zitterte am ganzen Körper.
          Tristan sah den beiden nach und erst als die Klappe am Heck wieder geschlossen war, löste sich seine Anspannung. Ganz plötzlich kamen ihm seine Gedanken von gestern wieder in den Sinn, und abermals spürte er diese erdrückende Verantwortung. Es war seine Aufgabe, aus diesem bunt zusammengewürfelten Haufen eine Gemeinschaft zu formen. Leider hatte er sich dabei bisher nicht sonderlich gut angestellt, und er betete zur Herrin, dass er künftig mehr Erfolg damit haben würde.
     

Pflichterfüllung
     
     
    Ritter Londrek war mit seiner Rede zufrieden. Er hatte es geschafft, trotz des erdrückenden und einschüchternden Anblicks, den allein schon die schiere Masse des Feindes bot, den Kampfgeist in den Herzen der Männer zu wecken. Genau darauf war es ihm angekommen. Jetzt hatten sie zumindest eine Chance. Wenn auch eine sehr kleine. Krieger, die sich selbst aufgaben und denen es an Moral mangelte, waren im Grunde schon tot, noch ehe der erste Schwertstreich geführt wurde. Angst war wichtig und hatte ihre Berechtigung, doch war es die Aufgabe der Heerführer, darauf zu achten, dass sie nicht die Oberhand gewann. Man musste die Männer anspornen, ermutigen und ihnen zeigen, dass noch nicht alles verloren war. Sie sollten wissen, wofür sie kämpften und vor allem, dass es sich lohnte, dafür zu kämpfen. Londrek war genau das gelungen und er wusste, dass er sich auf seine Soldaten verlassen konnte. Abgesehen vielleicht von diesem unsäglichen Waibel Matruk. Er mochte den kleinen Unteroffizier nicht sonderlich, unabhängig von dessen soldatischen oder dienstlichen Leistungen. Genauer gesagt war er ihm zuwider, ein Mann ohne Charakter, ein Mann ohne Rückrat. Anfangs hatte er noch gedacht, die unbarmherzige Härte des nördlichen Grenzlands würde seine missratene Seele läutern und ihm den Drückeberger und Faulenzer austreiben, doch damit hatte er weit gefehlt. Matruk hatte sich im letzten halben Jahr kein bisschen verändert und würde es wohl auch nicht mehr tun. Nun aber war seine letzte Frist abgelaufen und spätestens heute, das wusste Londrek nach einem Blick über die Mauer, würde er seinen Tunichtgut hinter sich lassen müssen … oder sterben!
          Londrek verengte die Augen zu kleinen Schlitzen und fuhr sich mit der Hand über das vernarbte und wettergegerbte Gesicht. Ihn beeindruckte dieses gewaltige Heer genauso wie seine Männer, doch durfte er sich, im Gegensatz zu ihnen, nichts anmerken lassen. Er war jedoch weitsichtig genug, um sich selbst im Angesicht des sicheren Todes die Frage zu stellen, wer diese Gestalten waren, woher sie kamen und vor allem: Was sie wollten. Es hatte keinerlei Anzeichen gegeben und der Herzog hatte ihm gegenüber weder Andeutungen gemacht, noch Vermutungen geäußert. Londrek war sich gewiss, dass das, was dort unten im Tal gerade vor sich ging, für alle im Reich überraschend kam. Sicherlich wussten der König und die Herzöge etwas, doch vermutlich hatten sie nicht so

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