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Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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Tor öffnen. Außerdem wird er in Leuenburg Beweis genug für deine Aufrichtigkeit sein. <<
          Ellart, von dieser doch eher zweckmäßigen Geste sichtlich beeindruckt, griff stumm nach dem wertvollen Stück und verstaute es nach einem ehrfurchtsvollen Blick in einer der kleinen Innentaschen des Mantels. Er sah dem Ritter dankbar in die Augen.
          >> Und bilde dir ja nichts darauf ein. Bewahre ihn gut und solltest du ihn verlieren, dann bete zur Herrin, dass ich dich nicht erwische! << Londrek war Ellarts ehrfurchtsvoller Blick nicht entgangen.
          Der Knappe versuchte sich an einem Lächeln und nickte. >> Ich verspreche es, Herr. <<
          >> Dann los! << Ohne jede Vorwarnung schlug Londrek dem Hengst die flache Hand aufs Hinterteil. Das mächtige Tier machte einen Satz nach vorne, stieg kurz auf die Hinterläufe und preschte dann mit weit ausholenden Hufen den Steig ins Tal hinab. Ellart krallte sich verzweifelt auf dem Rücken des Pferdes fest und hatte Mühe, nicht herunterzufallen.           Londrek sah den beiden nach, und ein plötzliches Gefühl sagte ihm, dass er seinen Knappen niemals wiedersehen würde. Stumm, und ganz für sich allein, fing er an zu beten.
     

Seelenpferch
     
     
    Shachin war froh, die Gruppe für einige Zeit verlassen zu können. Sie war es nicht gewohnt, so viel Zeit in der Gesellschaft von Menschen zu verbringen, noch dazu ständig mit ein und denselben. Immer hatte irgendjemand das Bedürfnis, sich mitzuteilen und laufend wurden Fragen gestellt. Oft belanglos oder nebensächlich, aber gerade deshalb auch vor allem nervig. Sie konnte nicht verstehen, warum Menschen soviel unnützes Zeug von sich gaben. Antworten mussten aufwändig ausgeschmückt, manchmal sogar bis zur Unkenntlichkeit umformuliert werden, und die wichtigste Gabe, nämlich die Dinge auf den Punkt zu bringen, fehlte häufig ganz oder verkümmerte irgendwo im dreckigen Sumpf der Eitelkeiten. Dabei war es doch so einfach. Meistens reichte schon ein einfaches Ja oder Nein aus, doch leider fielen gerade diese beiden Wörter nur allzu zahlreich den aufgeblasenen und eingebildeten Maulhelden zum Opfer. Natürlich galt das vorwiegend für die erlesenen Kreise des Reiches, doch auch innerhalb der Reisegruppe stellte Shachin immer wieder den Hang zur Schwatzhaftigkeit fest. Nicht zuletzt deshalb bevorzugte sie eigentlich die Einsamkeit und Abgeschiedenheit des Einzelgängers, auch wenn sie dieses Mal gezwungen war, darauf zu verzichten.
          Die Reise ins Wilderland war für Shachin eine gute Möglichkeit, einige Zeit von der Bildfläche zu verschwinden, und bisher hatte das ja auch hervorragend funktioniert. Bis jetzt fühlte sie sich Tristan und seinem Vorhaben gegenüber loyal, wie lange das aber noch so bleiben würde, wusste sie nicht. Ihr Ziel, Leuenburg unerkannt zu verlassen, hatte sie jedenfalls erreicht, und auch den Nachstellungen der Schwarzen Skorpione war sie entkommen, wenn auch auf eine Art und Weise, die sie nicht erwartet hatte. Anfangs war sie wirklich der Meinung gewesen, die Schwarze Skorpione seien nur wegen ihr nach Leuenburg gekommen, noch immer auf der alten Fährte und ihren Tod fordernd. Immerhin erschien damals, in Hohenstein, alles klar und logisch.
          Jetzt aber hatte sich die Lage geändert. Die Dinge passten nicht mehr zusammen und Tristan mochte Recht haben, wenn er sagte, dass hier oben im Norden etwas Seltsames vor sich ging. Nicht im Traum hätte Shachin damit gerechnet, dass ihre Verfolger einfach so aufgeben würden. Ständiges auf der Hut sein und Flucht, und immer wieder Kampf für eine lange Zeit, das waren die Bilder vor ihrem geistigen Auge gewesen. Aber das hier? Nein, niemals hätte sie diese Entwicklung erwartet. Und gerade weil nun die unwahrscheinlichste aller Wahrscheinlichkeiten eingetreten war, fragte sie sich, was wirklich hinter der ganzen Sache steckte. Angefangen mit dem, zugegebenermaßen unglücklichen Verlauf ihres letzten Auftrags in Hohenstein, bis hin zum seltsamen Sinneswandel der Skorpione hier an den Grenzen zum Wilderland. Tristan stellte sich ja eine ähnliche Frage, und womöglich verband beide Fragen ein und dieselbe Antwort. Shachin kannte sie nicht, hatte aber zumindest eine unbestimmte Ahnung.
          Wenn man es vollkommen nüchtern und aus der Sicht eines Schattenkriegers betrachtete, dann gab es für ihre Situation eigentlich nur eine Erklärung: Die Skorpione waren nicht ihretwegen nach Leuenburg

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