Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
Vom Netzwerk:
Skorpion ging voran, die beiden Gestalten folgten ihm. Die Gefangenen wurden unruhig. Sie bemerkten wohl, dass es jetzt um sie ging. Auch Rianas Vater wachte auf und sah sich Hilfe suchend um. Ängstlich rutschte er dann vom Gatter weg und drückte sich an den kalten Stein. Die Frauen fingen an zu wimmern und hielten sich krampfhaft an ihren Männern fest.
          Ihr habt diese bleichen Gestalten schon mal gesehen und wisst was passiert! Shachins Anspannung wuchs. Riana hatte nichts von den Fremden erzählt, also konnte deren erster Besuch bei den Skorpionen noch nicht lange her sein. Was machte den Gefangenen bloß solche Angst? Angestrengt beobachtete Shachin das weitere Geschehen. Der Skorpion hatte das Gatter mittlerweile erreicht und blieb stehen. Die beiden Gestalten traten stumm an die Holzpfähle und sahen in den Pferch. Ihre Blicke waren seltsam ausdruckslos und kühl. Shachin konnte keine Regung in ihnen entdecken. Einer der beiden hob plötzlich seinen Arm und deutete auf den größeren der männlichen Gefangenen. Der Skorpion nickte und öffnete das Tor. Die Frauen hörten auf zu wimmern und sahen verängstigt zu Boden. Sie zitterten am ganzen Leib. Der Gefangene erhob sich panisch. Er hatte offenbar große Angst davor, das Gatter zu verlassen. Mit großen Augen sah er sich um und versuchte, dem Skorpion zu entgehen. Der aber war schneller. Rasch versetzte er ihm einen Faustschlag ins Gesicht und zerrte den schockierten Mann aus der Zelle. Der fiel zu Boden und begann fürchterlich zu jammern. Er suchte den Blick des Skorpions und begann, um sein Leben zu flehen. Den Fremden hingegen wagte er nicht ins Gesicht zu schauen. Die jedoch hatten nun, da er aus dem Gatter war, großes Interesse an ihm. Sie näherten sich langsam und gingen vor ihm in die Hocke. Der Gefangene wagte nicht zu atmen. Jetzt erst sah er ihnen in die Gesichter und blankes Entsetzen sprang in seine Augen. Die beiden Fremden sagten kein Wort. Einer von ihnen hob in aller Ruhe eine Hand und legte sie dem Mann auf das verfilzte und schmutzige Haar. Gemächlich, beinahe zärtlich, strich er ihm dann über den Kopf.
          Auf jeden anderen Menschen hätte diese Geste vermutlich gütig und nächstliebend gewirkt, doch Shachin ließ sich davon nicht über die eigentliche Stimmung hinwegtäuschen. Sie wusste nicht warum, aber dieser helle Kerl dort unten gierte nach dem armen Hund. Shachin spürte sein seltsames Verlangen und es fühlte sich widerwärtig an. Mit einem Mal hatte sie den Eindruck, Zeuge vom Ende einer Jagd zu sein. Der Totenbleiche war der Jäger und der Gefangene seine Beute. Etwas griff plötzlich und unerwartet nach Shachin’s Herzen. Erst zögerlich, dann aber immer schneller fuhr es in jeden Winkel ihres Körpers. Sie hatte Angst, und obwohl sie darauf trainiert war, immer nur eine gewisse Dosis davon zuzulassen, musste sie sich eisern zwingen, nicht einfach kehrtzumachen. Es war lange her, dass sie etwas derart beeindruckte. Ohne einen Laut zog sie ihre Dolche aus dem Halfter. Inzwischen lagen beide Hände des Bleichen auf der Stirn des Gefangenen. Der rührte sich nicht mehr, sondern sah sein Gegenüber nur noch stumm und mit weit aufgerissenen Augen an. Plötzlich ruckte er herum und warf den Kopf in den Nacken. Er verdrehte die Augen weit nach hinten und die weißen Augäpfel drohten ihm aus den Höhlen zu springen. Sein Mund öffnete sich und ein zischender Laut war zu hören. Jetzt legte auch die andere Gestalt ihre Hände an den Kopf des Gefangenen. Beide schlossen die Augen. Der Körper des Opfers begann wild zu zucken und die Arme der Hellen schwangen im Rhythmus der unkontrollierten Bewegungen mit. Plötzlich wurde der Mann wieder ruhiger und die Wellen, die noch immer Schub um Schub seinen Körper durchwogten, klangen ab. Im nächsten Moment hörten sie ganz auf und der Gefangene sackte in sich zusammen. Er lag ruhig und die Gliedmaßen weit von sich gestreckt auf dem steinernen Boden der Ruine und rührte sich nicht mehr. Seine Augen starrten, noch immer mit Entsetzen gefüllt, blicklos in den Sternenhimmel. Jedes Leben war aus ihnen gewichen. Das Zischen jedoch hielt an, und auch die beiden hellen Gestalten saßen noch neben ihrem Opfer und drückten ihre Hände an die Schläfen des Mannes.
          Was, im Namen der Götter, war DAS? Shachin hatte von ihrem Versteck aus alles mit angesehen. Der Gefangene war tot, da war sie sich sicher. Die Skorpione und ihre widernatürlichen Verbündeten jedoch

Weitere Kostenlose Bücher