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Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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ein Gewirr aus verfallenen Gängen, Mauern und Räumen. An vielen Stellen versperrten heruntergestürzte Deckenteile die alten Flure, doch hier und da waren kleine Gassen und Durchlässe von Menschenhand freigeräumt worden. Ganz hinten, fast schon auf der anderen Seite der Ruine, lag ein großer Gewölbekeller. Von dort kamen die Stimmen und das Lachen. Das Nest , durchfuhr es Shachin.
          Lautlos wie ein Schatten ging sie gebückt weiter. Eigentlich sollten ihr die Geräusche Beweis genug für die Anwesenheit der Skorpione sein, doch Shachin wollte sie sehen. Außerdem würde sie dabei vielleicht auch den Pferch entdecken, von dem Riana gesprochen hatte. Langsam arbeitete sie sich vor. Der Gang machte nach einigen Metern einen Knick, und führte dann an der langen Seite des Untergeschosses entlang. Die einfassende und baufällige Mauer fehlte dort gänzlich. Anfangs kam sie gut voran, doch schon bald wurde der brüchige und mit vielen Rissen durchzogene Rest des Bodens schmaler. Auf halber Strecke hatte er nur noch die Breite eines kleinen Fenstersimses und ganz plötzlich hörte er vollkommen auf. Hier musste die komplette Decke des Kellers eingestürzt sein. Shachin konnte die Bruchkante an den tragenden Steinen der Wände deutlich sehen. Die Lücke maß gute zwei Meter. Jetzt wurde es schwierig. Sie machte einen Schritt zurück, neigte den Oberkörper weit nach hinten und sprang dann blitzartig aus dem Stand los. Rasend schnell kam ihr die andere Seite des Simses entgegen und gerade so schaffte sie es, einen Fuß darauf zu setzen. Der Schwung war knapp bemessen, reichte aber aus. Schnell ging sie in die Hocke und krallte sich am Boden fest. Für einen kurzen Moment fühlte sich der schmale Sims noch kleiner an als er es eh schon war. Einen Augenblick später aber fand sie ihr Gleichgewicht wieder. Hochkonzentriert schloss sie die Augen und lauschte. Man hatte sie nicht bemerkt.
          Ohne einen Laut richtete sie sich auf. Gerade als sie auf dem dünnen Überstand weiter balancieren wollte, hielt sie abrupt inne. Sie wagte nicht, zu atmen. Direkt unter ihr stand einer der Skorpione. Er bewegte sich kaum, und Shachin benötigte einen Moment, um zu erkennen, dass er sich erleichterte. Trotzdem hatte einer der Dolche schon längst wie von selbst den Weg in ihre Hand gefunden. Eigentlich wollte sie ihn nicht töten, sollte er ihr aber keine Wahl lassen, würde es schnell gehen müssen. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie darüber nach, es auch so zu tun, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Auch wenn es eine hervorragende Gelegenheit war, sie war nicht gekommen, um zu töten. Außerdem nahm ihr der Schattenkrieger die Entscheidung kurz darauf ab. Es raschelte und er machte kehrt. Shachin atmete erleichtert auf.
          Als die dunkle Gestalt wieder mit dem grauen Einerlei der verschütteten Gänge und Räume verschmolzen war, ließ sie den Dolch verschwinden und ging weiter. Endlich wurde der Sims wieder breiter und langsam konnte sie auch Details des Gewölbes am hinteren Ende erkennen. Die vielen tragenden Säulen waren zum Teil noch erhalten und nur wenig Schutt oder Dreck bedeckte den Boden. Hier war sie definitiv richtig. Sie ging noch ein paar Schritte weiter und versteckte sich dann hinter einem kleinen Geröllberg, der die Hälfte des schmalen Ganges versperrte. Ihr Blick ging langsam über die Szenerie und erfasste jedes mögliche Detail. Der Eingang in den Keller befand sich auf der anderen Seite. Ein paar Treppenstufen führten von einem großen, steinernen Bogen in das Gewölbe hinab. Shachin vermutete dahinter den Weg, den sie schon am Nachmittag von ihrem Versteck aus gesehen hatte. Vier Skorpione saßen um ein kleines Feuer und unterhielten sich. Dahinter lagen Decken und Lederbeutel, vermutlich ihre Schlafstatt. Es war Platz für sieben. Ganz so unvorsichtig waren sie scheinbar doch nicht. Zwei mussten noch irgendwo auf der Lauer liegen und Wache halten. Einer wahrscheinlich im Eingangsbereich der Ruine und ein weiterer etwas abseits der Anlage mit Blick auf das Vorfeld. Um den Siebten im Bunde, Rianas Verfolger, hatte sie sich ja schon gekümmert.
          Ihr habt mich übersehen. Schlecht für euch und gut für mich. Vorsichtig erhob sich Shachin. Sie war noch nicht zufrieden. Es reichte ihr noch nicht. Der Pferch, von dem Riana gesprochen hatte, war ihr bisher entgangen, und ohne einen Blick auf ihren Vater wollte sie Holmanns Hall nicht verlassen. Lautlos huschte

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