Tori und die verschwundene Stute
gesagt?â
âNicht nur einmal.â Plötzlich blickte Dr. Müller erschrocken auf. âWeià Hannes von eurem Verdacht gegen mich?â
âNein, wir haben nie mit ihm darüber gesprochenâ, beruhigte ihn Jonas. âAllerdings muss ich sagen, dass ihm die Sache mit der Entführung ziemlich nahegegangen ist. Er war der einzige der Jungs, der sich wirklich für unsere Nachforschungen interessiert hat.â
Toris Gedanken wirbelten durcheinander. Immer wenn sie einen festhalten und genauer betrachten wollte, war er schon wieder weitergeflogen. Hannes, der Wanderzirkus, der Mann mit dem Ohrring. Alles, was er ihr erzählt hatte, war kompletter Blödsinn gewesen. Der Zirkus war gar nicht in der Nähe gewesen. Hannes hatte die Ankündigungsplakate gesehen und sich den Rest ausgedacht.
Aber warum? Warum war er so heià darauf gewesen, Tori und Jonas auf die falsche Fährte zu schicken?
âIch habe euch ja versprochen, dass ich wegen des Erpressungsversuchs nicht zur Polizei gehen werdeâ, sagte Dr. Müller mit gepresster Stimme. âAber im Gegenzug habe ich nun auch eine Bitte an euch. Erzählt Hannes nichts davon, dass ich versucht habe, die Stute zu kaufen. Wenn er es wüsste, würde das unser Verhältnis nur noch verschlechtern.â Er lachte bitter. âWenn das überhaupt möglich ist.â
Da! Das war die Lösung. Plötzlich reihten sich Toris Gedanken in schönster Ordnung hintereinander auf. Und sie verstand.
âEr weià es doch schonâ, sagte sie.
âWie bitte?â, fragte Herr Müller irritiert.
âHannes weià längst, dass Sie auf der Ranch waren und Becky kaufen wollten.â
âIch verstehe nicht ⦠Also habt ihr doch mit ihm gesprochen?â
âNeinâ, sagte Tori. âHannes hat Sie garantiert auf der Ranch gesehen. Er muss mitbekommen haben, wie Sie Becky begutachtet haben. Und dann hat er eins und eins zusammengezählt.â
Jonas nickte langsam. âHannes hat Beckyâ, sagte er. âEr hält sie irgendwo versteckt.â
âWarum sollte er so etwas tun?â, erkundigte sich Dr. Müller verständnislos.
âNa, kapieren Sie das denn nicht?â, fragte Tori aufgeregt. âEr hält sie vor Ihnen versteckt. Damit Sie sie nicht kriegen.â
Dr. Müller war auf einmal so bleich wie die Wand, an die er sich lehnte.
âMein Gottâ, murmelte er. âIhr habt Recht. Das würde zu ihm passen. Dass er die Stute entführt hat und irgendwo verbirgt, weil er denkt ⦠weil er glaubt â¦â Er unterbrach sich und lachte traurig.
âSo ganz abwegig ist der Gedanke ja auch nichtâ, meinte Tori.
âWarum redet der Junge nicht mit mir?â, murmelte Dr. Müller. âIch bin doch kein Unmensch. Ich würde niemals etwas tun, was ihn verletzt.â
Tori und Jonas sahen sich ratlos an.
âNa jaâ, meinte Tori schlieÃlich. âIrgendein Tier müssen Sie ja letztendlich kaufen, sonst verlieren Sie Ihren Job. Und das kann Hannes eben nicht akzeptieren.â
âWo ist Hannes jetzt?â, fragte Jonas. âWissen Sie das?â
âEr hat heute ein Spielâ, sagte Dr. Müller.
âDas stimmt nicht.â Jonas schüttelte den Kopf. âEr ist nicht aufgestellt worden.â
Der letzte Rest Farbe verschwand aus Dr. Müllers Gesicht. Er schloss die Augen.
Du liebe Zeit, dachte Tori. Er würde doch jetzt nicht ohnmächtig werden!
âIch habe keine Ahnung vom Leben meines Sohnesâ, flüsterte Dr. Müller mehr zu sich selbst als zu ihnen. âIch weià nicht einmal, was er gerade macht.â
âTrösten Sie sich, davon haben unsere Eltern auch keinen blassen Schimmerâ, meinte Tori. Aber das heiterte Herrn Müller nicht wirklich auf.
Also gut. Neue Taktik. âWir müssen Becky findenâ, sagte Tori. âSie ist trächtig, wie Sie wissen. Und das Fohlen kann jeden Moment zur Welt kommen. Wenn es Komplikationen gibt, kann Hannes ihr bestimmt nicht helfen.â
Aber das brachte auch nichts. Dr. Müller hatte immer noch die Augen geschlossen. Er sah aus wie ein lebender Toter. âIch habe alles falsch gemachtâ, hörten sie ihn murmeln.
âHerr Dr. Müllerâ, sagte Jonas in strengem Ton. âRumjammern bringt jetzt gar nichts! Wir müssen Hannes finden, dann sprechen Sie sich mal
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