Tori und die verschwundene Stute
losgingen, griff er nach Toris Hand und hielt sie fest.
âIst schon okayâ, sagte er noch einmal und lächelte.
Ihr war plötzlich ganz schwindlig vor Glück. Dabei stand ihnen doch das Schlimmste erst bevor.
Heinrich begrüÃte seine neuen Freunde mit begeistertem Bellen. Hoffnungsvoll sprang er an Tori hoch und leckte ihre Hände. Vielleicht hatte sie ja den Ball mitgebracht und wollte ein bisschen mit ihm spielen, hier und jetzt im Wohnzimmer.
Aber Tori zog keinen Ball aus der Tasche, sie kraulte Heinrich nur hinter den Ohren. âNa, alter Kumpel! Hast du den Weg nach Hause gefunden?â
âGlücklicherweiseâ, sagte Dr. Müller spitz. Sie standen zu dritt in einem riesigen Wohnzimmer, das nur spärlich eingerichtet war. Eine Sitzgruppe aus schwarzem Leder, ein Tisch mit zwei Stühlen, das war das ganze Mobiliar. Am Fenster stand eine vertrocknete Zimmerpalme. âEr hätte ja auch überfahren werden können. Habt ihr euch das mal überlegt?â
âNatürlich nichtâ, entgegnete Tori schuldbewusst. âWir hatten ja auch nicht vor, ihn entkommen zu lassen. Er ist uns einfach ausgebüxt.â
âWarum habt ihr Heinrich entführt?â, fragte Herr Müller kopfschüttelnd. âWie seid ihr nur auf diese bescheuerte Idee gekommen?â
âDas wissen Sie ganz genauâ, gab Tori zurück. âSolange Frau Mirador im Urlaub ist, sind ich und meine Freundinnen für die Ranch verantwortlich. Und als Sie Becky gestohlen haben â¦â
âHalt, halt! Moment malâ, unterbrach Dr. Müller sie. âAls ich was â¦?â
âTun Sie doch nicht so! Sie haben Becky gestohlen. Für Ihr Unternehmen. Weil Sue sie Ihnen nicht verkaufen wollte, haben Sie sie einfach mitgenommen.â
âWarum sollte ich so etwas tun?â, erkundigte sich Herr Müller.
âWeil Sie Becky für Ihre Tierversuche brauchen. Und vor allem ihr Fohlen. Das weià doch wirklich jedes Kind, was in den Forschungslabors der Schleyer AG so abgeht.â
Dr. Müller nickte und schwieg, während er sich nachdenklich den Nacken massierte. âWarum setzen wir uns nicht?â, schlug er dann vor. âWollt ihr was trinken?â
Tori sah Jonas an. Das war ja wohl ein billiger Trick, um sie einzulullen. Sollten sie sich darauf einlassen?
Jonas zuckte mit den Schultern. âHaben Sie eine Cola?â
âRichtig fies wirkt der Typ eigentlich nichtâ, flüsterte er Tori zu, als Dr. Müller in der Küche verschwunden war.
Tori schnappte nach Luft. Meine Güte, war Jonas naiv!
âDas sind die Schlimmstenâ, konnte sie gerade noch erwidern, dann war Herr Müller auch schon zurück.
âAlsoâ, begann er, nachdem er jedem von ihnen ein Glas Cola eingeschenkt hatte. âEs stimmt, ich arbeite als Veterinärmediziner â das heiÃt Tierarzt â für die Versuchslabors der Schleyer AG . Ich selbst führe allerdings keine Tierversuche durch, sondern bin für den Einkauf der Testtiere zuständig.â
âAlso dochâ, murmelte Tori so leise, dass es eigentlich nur Jonas neben ihr gehört haben konnte. Aber vielleicht konnte Müller Lippen lesen, jedenfalls lächelte er milde.
âIch bin für den Einkauf der Versuchstiere zuständigâ, wiederholte er. âNicht für ihren Diebstahl.â
âAber Sie wollten Becky für Ihr Labor habenâ, sagte Tori. âDeshalb waren Sie doch letzte Woche auf der Ranch.â
âGanz genau.â Dr. Müller nickte. âIch habe zufällig gesehen, dass es auf der Sunshine Ranch eine trächtige Haflingerstute gibt. Und weil wir zurzeit eine wichtige Versuchsreihe für ein neues Medikament durchführen, für das wir neugeborene Fohlen suchen, habe ich auf der Ranch angefragt, ob man die Stute eventuell verkaufen würde.â
âWollte man aber nichtâ, sagte Tori. âSue hat Sie rausgeworfen, so war es doch, oder?â
âSie war nicht interessiertâ, sagte Dr. Müller. âDamit war die Sache für mich erledigt.â
âWar sie nicht!â, rief Tori. âZwei Tage, nachdem Sie mit Sue gesprochen hatten, waren Sie doch wieder auf der Ranch! Sie wollten noch einmal versuchen, sie zu überzeugen. Und als Sie erfahren haben, dass Sue gar nicht da war, da haben Sie Ihre Chance
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