Tori und die verschwundene Stute
der Puste und rang nach Atem. Jonas wirkte dagegen total locker. Das viele FuÃballtraining machte sich anscheinend bezahlt.
Auf der Sunshine Ranch röhrte Fritz. Sein Gebrüll war unglaublich laut. Offensichtlich hatten ihn die Mädchen trotz der Warnung des Ordnungsamts auf die Weide gebracht.
âDa!â Jonas drückte ihre Hand so fest, dass es wehtat. âDie Schuppentür!â
Die Holztür klappte in den Angeln. Irgendjemand hatte den Verschlag gerade verlassen.
Jonas gab Tori ein Zeichen. Er wies mit einem Daumen nach links und mit dem anderen nach rechts. Tori nickte, dann schlich sie sich rechts an der Hütte vorbei. Sie versuchte, so leise wie möglich aufzutreten. Ein dürrer Ast, trockenes Laub, ein knirschender Kiesel, alles konnte sie verraten. Eine Brennnesselstaude strich an ihrem nackten Arm entlang. Sie spürte es kaum.
Hannes saà hinter dem Schuppen auf einem Haufen Bauschutt. Er hatte die Beine an den Körper gezogen und blickte Tori entgegen.
âDa seid ihr jaâ, sagte er.
Sie lieà sich neben ihm auf einem Stapel Dachziegel nieder. âUnd nun?â, fragte sie Hannes.
âIch wusste, dass ihr kommtâ, sagte Hannes, als ob sie nichts gesagt hätte. âIhr wart bei meinem Vater, oder?â
âWas ist mit Becky?â, fragte Tori. âWo hältst du sie versteckt? Hannes, du musst uns sagen, wo sie ist!â
âIch glaube, das Fohlen kommtâ, sagte Hannes mit einem seltsam geistesabwesenden Gesichtsausdruck. Er wirkte, als ob er schlafwandelte. Tori hätte ihn gerne bei den Schultern genommen und kräftig geschüttelt, aber vielleicht würde er ihnen dann gar nichts verraten.
âWoher wusstest du, dass wir mit deinem Vater gesprochen haben?â, fragte Jonas, der sie inzwischen ebenfalls erreicht hatte.
âIch weiÃ, dass ihr ihn verdächtigt. Seit du mich gefragt hast, ob ich jemand kenne, der bei Schleyer arbeitet. Und als wir gerade telefoniert haben, hab ich Heinrich bellen hören. Du hast behauptet, dass es der Hund von der Ranch sei. Aber ich konnte Washington hinter dem Zaun sehen, während wir miteinander gesprochen haben. Du hast mich angelogen.â
âDu hast uns ja auch angelogen!â, rief Tori aufgebracht. âDiese Nummer mit dem Zirkus, die hast du dir von vorne bis hinten ausgedacht, um uns in die Irre zu führen!â
âIch wollte euch von meinem Vater ablenken. Weil ich wusste, dass ihr auf mich kommen würdet, sobald ihr mit ihm gesprochen habt.â
âJetzt muss die arme Becky leiden, nur weil du eine Rechnung mit deinem Vater offen hastâ, meinte Tori. âIch sag dir eines: Wenn Becky oder dem Fohlen was passiert, dann â¦â
âWarum erzählst du uns nicht, wo sie ist?â, unterbrach Jonas sie sanft. âWir sind doch Freunde, oder?â
âKomm mir nicht mit der Nummer!â, schrie Hannes wütend. âWir sind keine Freunde. Wir kennen uns doch kaum! Wir kicken nur hin und wieder zusammen.â
âWie hast du sie entführt?â, fragte Jonas. âWir waren an dem Sonntag die ganze Zeit zusammen. Erst haben wir trainiert und dann sind wir zu Fabian, den Film gucken.â
âIhr merkt doch gar nicht, ob ich dabei bin oder nicht!â, sagte Hannes anklagend. âIch war zwischendurch bestimmt eine Stunde lang weg und keinem von euch ist was aufgefallen. Und du sagst, dass wir Freunde sind.â
Wo er Recht hatte, hatte er Recht, dachte Tori. âWo hast du Becky versteckt?â, fragte sie.
Hannes biss sich auf die Unterlippe. âMein Vater wollte Becky was antun. Ich musste sie in Sicherheit bringen.â
âAber sie ist nicht in Sicherheit!â, rief Tori. âSie ist in Lebensgefahr. Wenn es beim Abfohlen zu Komplikationen kommt und keiner ihr hilft, dann stirbt sie. Und du bist schuld!â
Hannes nagte an seiner Lippe und schwieg.
âMensch, wenn der Stute was passiert, das würde dich doch am schlimmsten treffenâ, erklärte Jonas. âMach schon, hilf uns!â
âOkayâ, meinte Hannes schlieÃlich. âIch bring euch zu ihr. Aber ihr müsst mir versprechen, dass ihr meinem Vater nichts â¦â
Weiter kam er nicht.
Mit schlappenden Ohren schoss Heinrich um die Ecke und stürmte begeistert bellend auf Hannes zu.
âHeinrich! Wo kommst du denn her?â Hannes versuchte aufzustehen, aber in seiner Wiedersehensfreude
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