Tori und die verschwundene Stute
gewittert â¦â
â⦠und Becky einfach entführtâ, schloss Jonas.
âNeinâ, sagte Dr. Müller ruhig. âSo war das nicht. Ich war noch einmal auf der Ranch, das ist richtig. Da haben wir uns ja auch gesehen.â Er nickte Tori zu. âAber beim zweiten Mal war ich wegen einer Privatangelegenheit dort.â
âWerâs glaubt!â, rief Tori.
âWas für eine Privatangelegenheit soll das gewesen sein?â, hakte Jonas misstrauisch nach.
Dr. Müller zuckte mit den Schultern. âDie Ranch hat mir bei meinem ersten Besuch gut gefallen. Ich wollte nachfragen, ob mein Sohn vielleicht Reitstunden nehmen kann. Er ist früher viel geritten, aber seit dem Tod meiner Frau hat er sich so zurückgezogen â¦â Er unterbrach sich und starrte ins Leere, als ob er den Faden verloren hätte.
Jetzt drückt er auf die Tränendrüse, dachte Tori. Aber darauf würde sie ganz bestimmt nicht reinfallen.
âWofür brauchen Sie die Pferde denn?â, wechselte sie das Thema. âUm was geht es bei Ihrer Testreihe?â
âWir entwickeln ein Mittel gegen eine Pferdeseuche, die zurzeit in Osteuropa grassiert. Dourine heiÃt die Krankheit, vielleicht habt ihr schon einmal davon gehört. Die Pferde, die davon befallen sind, leiden unter fürchterlichen Ãdemen und Geschwüren. Viele sterben daran.â
âLassen Sie mich raten: Um das Medikament zu testen, infizieren Sie gesunde Pferde mit dem Erregerâ, sagte Jonas.
Dr. Müller nickte. âAnders geht es nicht. Wir brauchen Fohlen, bei denen wir den Krankheitsverlauf langfristig beobachten und bekämpfen können.â
âDas ist widerlichâ, sagte Tori voller Abscheu.
Dr. Müller seufzte.
âIch bin gegen Tierversucheâ, erklärte Jonas.
âIch auchâ, sagte Dr. Müller. âAber der Gesetzgeber schreibt sie nun einmal vor. Wir dürfen kein einziges Medikament auf den Markt bringen, bevor es nicht ausgiebig getestet worden ist. Im Reagenzglas, aber eben auch an lebenden Tieren. Doch darum geht es hier ja gar nicht. Ihr werft mir vor, dass ich euer Pferd gestohlen habe. Und das habe ich nicht getan.â
âKönnen Sie das beweisen?â, fragte Tori.
Dr. Müller lächelte. âWie soll ich denn beweisen, dass ich etwas nicht getan habe?â Er dachte einen Moment lang nach. âWir benötigen zehn Fohlen für die Testreihe. Alle zehn habe ich innerhalb von drei Tagen erworben. Von Züchtern und Gestüten â¦â
âDie haben verkauft, obwohl sie wussten, was Sie mit den Tieren vorhaben?â, fragte Tori empört.
âDie Schleyer AG zahlt ziemlich gut.â Dr. Müller rieb sich wieder den Nacken. âAlso, wir haben es wirklich nicht nötig, Tiere zu stehlen. Und denkt doch einmal nach: Wie würden wir denn in der Ãffentlichkeit dastehen, wenn ans Licht kommt, dass wir mit gestohlenen Tieren arbeiten. Das wäre ein Skandal, von dem sich das Unternehmen nie mehr erholen würde.â
Tori öffnete den Mund, um zu widersprechen.
âLass mal.â Jonas legte seine Hand auf ihren Arm. âIch glaube, er sagt die Wahrheit. Vielleicht wurde Becky ja doch von diesem Wanderzirkus entführt.â
âDie waren es auch nichtâ, sagte Tori bedrückt.
Dr. Müller erhob sich. âIch hoffe, ihr findet eure Stute wieder. Für mich ist die Angelegenheit jedenfalls erledigt.â
âWie meinen Sie das?â, fragte Jonas. âZeigen Sie uns nicht an, weil wir Ihren Hund gekidnappt haben?â
Dr. Müller lachte. âIch habe Heinrich ja wieder.â
Der Hund sprang sofort auf, als er seinen Namen hörte. Das Ballspiel, bestimmt war es jetzt so weit!
âDankeâ, meinte Jonas erleichtert. âVielen Dank. Aber eine Frage hätte ich noch.â
âBitte?â
âWie sind Sie denn so schnell auf mich gekommen? Woher hatten Sie meine Telefonnummer?â
Dr. Müller lachte. âDein Presseausweis. Du hast ihn bei Frau Mitsou am Empfang vergessen, als ihr euch in der Firma nach mir erkundigt habt. Da stand alles drauf.â
âIch Riesenidiot.â
âOh Mannâ, sagte Tori. Aber dann biss sie sich schnell auf die Lippe. Jetzt bloà keine gehässigen Bemerkungen, nachdem sie sich gerade wieder mit Jonas versöhnt hatte!
Auf dem Weg in den Flur leckte Heinrich
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