Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
hinzu.
Ein paar Tage später diskutiere ich mit meiner Freundin Jane über das Thema und beklage mich über diese Ungerechtigkeit. Wenn Chris und ich ein Baby bekommen, behält er seine Identität als freiberuflicher Journalist und gesellschaftlicher Beobachter. Er wird auf Partys nicht ›nur‹ als Vater vorgestellt werden. Tatsächlich wird seine Identität nicht reduziert, sondern erweitert. Er wird Vater sein und Journalist. Jane versteht nicht, warum ich mich so aufrege.
»Ich habe mir immer gewünscht, Mutter zu sein«, sagt sie. »Ich kann es kaum erwarten, auf einer Party als Mutter vorgestellt zu werden.«
Ich beneide Jane. Stellen Sie sich vor, man weiß sein ganzes Leben lang, dass man dazu bestimmt ist, Mutter zu sein. Vielleicht gibt es ein Mutter-Gen, das mir fehlt. Ein paar Tage nach meinem Gespräch mit Jane stoße ich auf einen Zeitungsbericht über eine Gruppe von Forschern, die ein Mutter-Gen bei Mäusen entdeckt hat. Es heißt das MEST -Gen. Anscheinend verhielten sich Mäusemütter, die dieses Gen nicht hatten, in der Studie so fahrlässig, dass ihnen eigentlich der Mäusekinderschutzbund auf den Pelz hätte rücken müssen. Sie fütterten ihre Babys seltener und kümmerten sich generell weniger um sie als ihre Artgenossinnen, die über das Gen verfügten. Ich bin mir nicht sicher, ob man diese Studie auf Menschen übertragen kann – ich habe noch nichts über ein menschliches MEST -Gen gefunden –, aber wenn es das auch bei Menschen gibt, dann hat Jane es definitiv.
Jane und ich sind zusammen aufgewachsen. Sie hat vor Kurzem geheiratet und erwartet ihr erstes Kind. Sie sagt, früher, als wir noch jünger waren, sei sie sich immer dumm vorgekommen, wenn wir uns über das unterhielten, was wir vorhätten, wenn wir erwachsen sind. Ich schwafelte von meinen großen Plänen, die Welt zu retten, während Jane immer nur Mutter sein wollte.
Ihr Geständnis ist eine Art Weckruf für mich. Ich habe nicht einmal annähernd etwas getan, was die Welt retten könnte. Alles, was ich getan habe, war, für große Unternehmen zu arbeiten und Geld für Leute zu verdienen, die bereits genug davon haben. Und in wenigen Monaten wird Jane die Mutter sein, die sie immer sein wollte.
Jetzt bin eindeutig ich an der Reihe, mir dumm vorzukommen.
6
Emmas Ultimatum
I ch glaube nicht, dass meine kleine Schwester ein Wunschkind war«, offenbart mir Emma am nächsten Tag, nachdem ich ihr von meinem Gespräch mit Jane erzählt habe. Ich sitze auf ihrer Couch und löffle Eis aus einer Schüssel, weil das die einzige Nahrung für Menschen ist, die sie im Haus hat. Die Schränke sind voll mit Hundefutter, Kauknochen und getrockneten Schweinsohren. Emmas Hunden fehlt es an nichts.
»Ich vermute, meine Mutter hat das mit meiner Schwester eingefädelt«, fährt Emma fort. »Dad hat sich danach sterilisieren lassen, weil er Mum nicht mehr über den Weg traute.«
Falls es wirklich ein Mutter-Gen gibt, dann ist Emma sich ziemlich sicher, dass sie diese Nummer in der genetischen Lotterie nicht gezogen hat. Bei ihr ist es sogar noch unwahrscheinlicher, dass sie Kinder bekommt. Ihre Mutter, Jenny, verzweifelt darüber, denn sie ist verrückt nach Babys. Emma behauptet, ihre Mutter hätte fünf Kinder geboren, wenn ihr Vater nicht die Reißleine gezogen hätte.
Emmas absolutes Desinteresse, Mutter zu werden, ist ein ständiger Zankapfel zwischen Jenny und ihr, solange Emma zurückdenken kann. Vor ein paar Jahren wurde Emma auf einer Familienfeier von ihrer Tante Hilde gefragt, ob sie sich Kinder wünsche. Als Emma das verneinte, meinte ihre Mutter: »Das ist die Strafe dafür, dass ich meine Tochter zu einer unabhängigen Frau erzogen habe. Hätte ich doch bloß damals schon geahnt, dass das bedeutet, auf Enkelkinder verzichten zu müssen!«
Trotzdem besteht die Möglichkeit, dass Jennys Wunsch doch noch in Erfüllung geht, weil Emma, wie ich, seit letzter Woche gezwungen ist, sich mit der Kinderfrage auseinanderzusetzen. Aber im Gegensatz zu mir sind es bei Emma keine biologischen Gründe, die sie dazu nötigen. Vielmehr steckt ihr Freund Matt dahinter.
Matt stellt, zusammen mit Emmas Angst um ihre eigene Gesundheit, das Ende ihrer experimentellen Phase dar. Statt Matt nach ein paar Wochen Spaß wie all die anderen Männer abzuservieren, entwickelte Emma Gefühle für ihn und beschloss, ihn zu behalten. Fast ein Jahr später sind sie immer noch sehr glücklich miteinander. Es kommt daher völlig unerwartet, dass Matt sich
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