Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
getan habe, nur um anderen einen Gefallen zu tun – außer meinen Eltern, als ich jünger war. Aber auch nur, um nicht bestraft zu werden. Es läuft doch alles immer wieder auf meinen fundamentalen Egoismus hinaus.«
Emma antwortete auf Matts Ultimatum, dass sie Zeit brauche, um darüber nachzudenken. Aber sie weiß, dass ihre Beziehung sich für immer verändert hat. »Die Spielphase ist vorüber«, erklärt sie. »Wir führen jetzt Erwachsenengespräche, und es trifft sich gut, dass ich eine Lebensphase erreicht habe, in der ich erwachsene Entscheidungen treffen muss.«
»Was sagt dein Bauchgefühl?«, frage ich.
»Dass ich keine Kinder will, weil ich weiß, wie anstrengend sie sein können«, sagt Emma. »Und ich mag keine anstrengenden Sachen. Außerdem werde ich bestimmt ein kleines Monster bekommen.«
Nachdem wir Emmas Dilemma analysiert haben, teile ich ihr meine Neuigkeiten mit. Chris hat an der Universität eine Dozentenstelle für Journalistik angenommen. Seit ich Chris kenne, arbeitet er Teilzeit als Corporate Editor und die übrige Zeit als freiberuflicher Journalist. Er genießt seine Freiheit und die Autonomie als Selbstständiger, darum bin ich überrascht, dass er wieder in einen Ganztagsjob einsteigen will. Aber Chris hofft, dass er als Dozent immer noch die Gelegenheit findet, nebenher Artikel zu schreiben, und gleichzeitig den Vorteil genießen kann, Kollegen und ein sicheres Einkommen zu haben.
Ich gebe zu, mein erster Gedanke, als Chris mir von seinem neuen Job erzählte, war nicht, dass er damit glücklich werden würde. Stattdessen dachte ich an das zusätzliche Gehalt und die Sicherheit, die uns ganz gelegen kämen, wenn wir ein Kind hätten. Es fiel mir einfach so ein.
Vielleicht habe ich ja doch das MEST -Gen.
7
Eine große Quälerei mit wenigen Glanzlichtern
I ch muss dieser Sache mit der Mutterschaft auf den Grund gehen. Ich brauche jemanden, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat wie ich – und der kein persönliches Interesse daran hat, dass ich schwanger werde. Also rufe ich Sophie an, eine Freundin von mir, um mal wieder mit ihr zu plaudern. Sophie und ich lernten uns vor ein paar Jahren kennen, als sie für ein Frauennetzwerk arbeitete. Damals hatten wir denselben Ehrgeiz, die Karriereleiter emporzusteigen. Sophie ist seit der Geburt ihres zweiten Kindes in Mutterschutz und freut sich darauf, bald wieder in die Welt der Erwachsenengespräche, der Mittagspausen und der gepflegten äußeren Erscheinung zurückzukehren.
Ich war überrascht, als Sophie zum zweiten Mal schwanger wurde. Ich erinnere mich nämlich noch genau, dass sie mir nach dem ersten Kind anvertraute, das sei der größte Fehler ihres Lebens gewesen. Sie gestand mir, dass sie damals in ihr Tagebuch schrieb: »Diesen Fehler werde ich kein zweites Mal machen. Ich kann nicht glauben, dass ich mir das angetan habe.« Sie erinnerte sich, dass sie eine der Frauen in ihrer Müttergruppe dabei beobachtete, wie diese liebevoll ihr Baby anstrahlte, und sich fragte: »Warum empfinde ich nicht dasselbe für mein Kind?«
Ich kann nur vermuten, dass Sophie inzwischen anders darüber denkt, da sie sich zwei Jahre später alles noch einmal angetan hat. Als ich sie frage, warum sie sich für ein zweites Kind entschieden habe, wenn sie es doch schon mit dem ersten so schwer fand, antwortet sie, dass die Mutterschaft zu 70 Prozent aus monotoner, undankbarer, harter Arbeit bestehe, zu 20 Prozent ganz okay sei und dass die restlichen 10 Prozent pure Freude bedeuteten, die alles wieder wettmachten.
Bestimmt hing Sophie gerade in den 70 Prozent fest, als sie mir die folgende E-Mail schrieb. Ich werde den ganzen Text wiedergeben, weil er einfach zu aufschlussreich ist, um etwas auszusparen.
In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass ich in Müttergruppen gehe und zu Tupperpartys, wo ich all diese Frauen beobachte, die so glücklich wirken. Mit ihrem Leben, ihren Kindern, ihren Ehemännern. Und ich frage mich, was stimmt nicht mit mir? Warum sind die alle so glücklich? Eine überwältigende Traurigkeit übermannt mich dann immer.
Ich bin eine Maus, die in der Falle sitzt … Lauf weg, lauf, lauf!
Ich arbeite vierzehn Stunden am Tag. Ich verrichte niedere, körperlich schwere und geistig anstrengende Arbeit. Arbeit, Arbeit, Arbeit.
6.30 Uhr, ich höre, dass das Baby sich bewegt. Versuche, es zu ignorieren, und hoffe, dass es wieder einschläft.
6.45 Uhr, leider kein Glück. Aufstehen, den Säugling anziehen und füttern.
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