Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
auf ein blaues Fahrrad aufmerksam, und er verbesserte: »Nein, Opi, das ist nicht blau, das ist aqua.«
So viel Stress, aber dann kommen solche Momente, und man fragt sich, warum man sich beschwert. Mein ganz Kleiner ist die reinste Freude. Er hechelt und hüpft auf und ab, wenn er mich oder seinen großen Bruder sieht. Trotzdem habe ich heute Morgen mitten im größten Stress die Nerven verloren, weil er partout nicht einschlafen wollte …
Keine Ahnung, was Sie davon halten, aber Sophie macht mir das Muttersein nicht gerade schmackhaft.
8
Der Fünf-Minuten-Tröster
S ophie empfiehlt mir, falls ich wirklich wissen möchte, wie es ist, Mutter zu sein, The Mask of Motherhood: How Becoming a Mother Changes Everything and Why We Pretend It Doesn’t von Susan Maushart zu lesen. Ich brauche fast zwei Wochen, bis ich mit dem Buch durch bin, obwohl ich es zu meiner obersten Priorität gemacht habe. Das soll keine Kritik an Mausharts schriftstellerischen Fähigkeiten sein. Ich brauche so lange, weil ich es alle paar Seiten weglegen muss, um ein paar Atemübungen zu machen. Ich stehe jedes Mal kurz vor einer Panikattacke, wenn ich umblättere.
Es gibt vieles, was mir bei Mausharts Enthüllungen über die Mutterschaft zu schaffen macht. Sie sind vergleichbar mit einem Horrorfilm: ein trostloser Ort der Entbehrungen und Verluste, ein Ort, von dem es kein Entkommen gibt! Die mit Abstand schlimmsten Stellen sind die Passagen über die Geschlechterungleichheit.
Ich habe schon vor einiger Zeit erkannt, dass das Lebensmotto meiner Jugend, ›Was Jungs können, können Mädchen besser‹, Blödsinn ist. Wir können es nicht besser, weil wir es nicht besser machen dürfen. Wenn das zynisch klingt, warum werden Frauen dann immer noch schlechter bezahlt als Männer? Und warum verschlimmert sich die Situation sogar in Ländern, die sich ausdrücklich zur Gleichberechtigung bekennen? Aber ich schweife ab. Obwohl ich weiß, dass wir in einer Männerwelt leben, klammere ich mich immer noch an die Hoffnung, dass Gleichberechtigung ein realistisches Ziel ist, wenn auch ein langfristiges.
Maushart sagt, wenn eine Frau Mutter wird, sei die Gleichberechtigung so wahrscheinlich wie eine schmerzfreie Geburt. Das fange schon bei der Befruchtung an. Zeugt ein Mann ein Kind, hat er ungefähr fünf Minuten Spaß und kann danach ein Nickerchen machen. Empfängt eine Frau ein Kind, verpflichtet sie sich für die nächsten zehn Jahre zu monotoner, anstrengender Hausarbeit auf Kosten ihrer Identität, Autonomie, Karriere und ihres Schlafs.
Andererseits erschien Mausharts Buch 1997. Sicher haben die Dinge sich mittlerweile geändert, oder? Ich meine, wir leben in einer Zeit, in der, schenkt man einem BBC -Bericht aus dem Jahr 2007 Glauben, Männer scheinschwanger werden und die typischen Symptome wie Morgenübelkeit, Wadenkrämpfe, Rückenschmerzen und sogar anschwellende Bäuche zeigen, wenn sie die Schwangerschaft ihrer Partnerin begleiten. Bestimmt krempeln diese Männer später die Ärmel hoch, bereit, ihren Anteil an der Kindererziehung und Hausarbeit zu übernehmen.
Nicht so schnell. Abgesehen von diesen Scheinschwangerschaften haben andere Forschungen ergeben, dass das moderne Bild der Gleichberechtigung im Haushalt ein Phantom ist. Ich bin völlig desillusioniert, nachdem ich gelesen habe, dass zahllose Studien aus der ganzen hoch entwickelten Welt beweisen, dass sich seit der Zeit unserer Großmütter nur eines weiterentwickelt hat, und das sind unsere Erwartungen. Die Realitäten der Geschlechterungleichheit in Sachen Kindererziehung und Hausarbeit haben sich in den letzten fünfzig Jahren im Großen und Ganzen dagegen nicht verändert. Tatsächlich besteht die größte Ungleichheit nicht zwischen Männern und Frauen, sondern zwischen Müttern und allen anderen.
Das ist das denkbar schlechteste Ergebnis. Wir Frauen müssen uns nicht nur mit der ganzen Plackerei und den vielen Entbehrungen abfinden, sondern auch den Schock und die bestürzende Erkenntnis verarbeiten, dass unsere Paarbeziehungen nicht gleichberechtigter sind als die unserer Mütter und dass es keine Rolle spielt, wie oft der Partner unseren Bauch streichelt und mit dem Fötus spricht. Denn kaum ist das Baby da, wird er auffällig oft unauffindbar sein, wenn es darum geht, die Windeln zu wechseln, die Fläschchen zu sterilisieren, die Wäsche zu machen und das Essen zu pürieren. Und selbst wenn der Mann sich überdurchschnittlich einbringt, wird er sich nie wirklich
Weitere Kostenlose Bücher