Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
verantwortlich fühlen. Wenn er (falls überhaupt) nachts aufsteht, dann denken wir, er tut uns einen Gefallen, anstatt dass er einfach seine elterliche Pflicht erfüllt. Wir sind ›glücklich‹, wenn wir einen Abend im Monat freibekommen, an dem wir alleine etwas unternehmen können. Und die ganze geistige Arbeit und Planung, die Kindererziehung fordert, wie zum Beispiel Termine für die pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen vereinbaren, Babysitter oder alternative Kinderbetreuung organisieren, dafür sorgen, dass immer genügend Windeln im Haus sind, entscheiden, wann und wie auf feste Nahrung umgestellt wird, werden immer in unserer Verantwortung liegen. Und natürlich wird es immer unsere Schuld sein, wenn etwas schiefgeht.
Eine leise Stimme in mir sagt: »Ja, ja, aber das betrifft andere Frauen, nicht mich.« Meine Mutterschaft wird bestimmt anders sein. Ich bin Feministin, und Chris hat mehr Bücher von Germaine Greer, Susan Faludi und Adrienne Rich gelesen als ich. Gerade als ich mir selbst Mut zurede, treibt mich die folgende Passage in Mausharts Buch zur Verzweiflung: »Wir reden uns ein, dass es bei uns anders sein wird. Wir sagen uns, wir werden das mit Geld lösen, in Form von Kindermädchen und Schnellgerichten und Haushälterinnen. Wir reden uns das Ganze mit optimistischen Appellen an unser Selbstwertgefühl oder mit Erziehungstheorien schön, die versprechen, ›Das Geheimnis glücklicher Kinder‹ oder den ›Weg zu einer positiven Elternschaft‹ in zehn einfachen Schritten zu offenbaren. Wir machen uns vor, dass wir eine revolutionäre Ehe und Partnerschaft führen werden, die Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit für alle verspricht.«
Als mir eine Freundin einmal erzählte, dass jede frischgebackene Mutter schon kurz nach der Geburt von ihrem Partner tief enttäuscht sein werde, nahm ich an, dass sie verbittert und zynisch war und dass ihre Aussage sich mehr auf ihre schlechte Ehe als auf die Probleme zwischen den Geschlechtern allgemein bezog. Aber nachdem ich ein bisschen recherchierte, stellte ich fest, dass die Statistik ihr recht gibt. Falls ich Ihnen den Tag noch nicht versaut habe, hier ein paar Zahlen, die Sie endgültig deprimieren sollten.
Maushart schreibt, dass nach der Geburt des ersten Kindes die häuslichen Pflichten einer Frau um 91 Prozent auf durchschnittlich 55 Stunden und 48 Minuten pro Woche steigen. Die häuslichen Pflichten des Partners dagegen nehmen um 0 Prozent zu. Genau: null. Sie haben richtig gelesen. Die Pflichten der Männer wachsen null, nada, niente, zero, Nullkommanix.
Um das zu veranschaulichen: Bei den 7000 Windeln, die ein Kind braucht, bevor es trocken ist, stehen die Chancen gut, dass die Mutter davon über 6900 wechselt – wenn nicht sogar alle. Ich kenne einen Vater, der nicht ein einziges Mal Windeln gewechselt hat, dabei ist das Baby bereits sieben Monate alt. Und bevor Sie mir kommen mit »Ja, aber der Mann muss wahrscheinlich den ganzen Tag arbeiten« – ich bin keine Expertin, aber ich glaube, Kinder machen auch außerhalb der Geschäftszeiten in die Windeln.
In Bezug auf einen Bericht des australischen Familienministeriums über den Status der Frau mit dem Titel Juggling Time: How Australian Families Use Time sagt Maushart, dass Männer, die Vater werden, sogar noch weniger im Haushalt helfen als vorher. Stattdessen machen sie lieber bezahlte Überstunden – durchschnittlich 58 Prozent mehr –, bis das Kind im Vorschulalter ist. Es ist unklar, ob die Männer Überstunden machen, um mehr Geld nach Hause zu bringen oder um sich einfach zu drücken.
Es deutet einiges darauf hin, dass Letzteres zutrifft. Der ehemalige Werbefachmann Nigel Marsh gesteht das jedenfalls in seinem Buch Vierzig – Fett – Gefeuert. Das Jahr, in dem ich meinen Job verlor und mein Leben fand . Bevor Marsh vierzig war und gefeuert wurde (ich kann nur vermuten, dass er damals auch fett war), blieb er, wenn er abends von der Arbeit nach Hause kam, erst einmal im Auto sitzen, um sich davor zu drücken, seine vier Kinder zu füttern, zu baden und ins Bett zu bringen. Machte ja nichts, dass seine arme Frau drinnen in dem Chaos alleine zurechtkommen musste, wie schon den ganzen Tag.
Es wäre ein tröstlicher Gedanke, wenn die ungerechte Verteilung der Hausarbeit und Kindererziehung sich ausschließlich und logisch mit der Tatsache begründen ließe, dass die Frau den ganzen Tag zu Hause und der Mann auf der Arbeit ist. Aber, Mädels, ich muss euch leider sagen, dass
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