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Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)

Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)

Titel: Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Edwards
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gut anfühlt!«
    Der ständige Druck, bei der Geburt auf Medikamente zu verzichten, ist auch nicht hilfreich. In den Geburtsvorbereitungskursen der Klinik scheint es zunächst keine Vorurteile zu geben. Die Hebamme sagt Dinge wie: »Tun Sie das, was für Sie und Ihr Baby am besten ist. Sie können so viel oder so wenig Schmerzmittel haben, wie Sie wollen.« Aber dann kommt eine Frau herein, die am Tag zuvor entbunden hat, und spricht vor den Kursteilnehmerinnen. Sie berichtet uns von ihrem Geburtserlebnis, und die Hebamme fragt gezielt nach, wie lange die Wehen dauerten und was sie zur Schmerzlinderung benutzte. Als die frischgebackene Mutter erklärt, sie habe auf Schmerzmittel verzichtet, gratuliert ihr die Hebamme.
    Warum wird ihr zu ihrer medikamentenfreien Geburt gratuliert, wenn uns eben noch gesagt wurde, dass es keine Rolle spiele? Trotz der nicht wertenden, vorurteilsfreien Rhetorik, die wir uns die letzten drei Stunden anhören durften, lautet die klare und implizierte Botschaft des Kurses, dass es besser oder weiblicher oder moralisch richtiger ist, ohne lokale Betäubung auszukommen. Ich frage mich, was passiert wäre, hätte die Frau gesagt, dass sie Schmerzmittel brauchte. Hätte die Hebamme dann auch so positiv reagiert? Oder hätte sie rasch zu lustigen Themen wie Dammnaht oder chronische Blasenschwäche übergeleitet?
    Ein paar Tage später begegne ich der Hebamme aus dem Geburtsvorbereitungskurs zufällig in einem Café. In Zivil fühlt sie sich nicht länger dem Mantra der Klinik, dass wir tun sollen, was das Richtige für uns ist, verpflichtet. Stattdessen rät sie mir, unter allen Umständen eine Periduralanästhesie ( PDA ) zu vermeiden. Sie erklärt, dass Studien an Schafen gezeigt hätten, dass Mütter nach einer PDA keine richtige Bindung zu ihren Jungen entwickeln.
    Als ich Chris davon erzähle, sagt er: »Schafe? Die weiß aber schon, dass wir ein menschliches Wesen erwarten und nicht Shaun das Schaf, oder? Hat sie sich auch Studien angesehen, in denen Menschen vorkommen?«
    Während meiner gesamten Schwangerschaft staunte Chris immer wieder darüber, dass Schwangere einen sportlichen Wettkampf zu führen scheinen. Die Frauen messen sich darin, wie viel sie zunehmen, wie viel sie von ihren Essgewohnheiten und ihrem Lebensstil opfern, und natürlich, wie viel Schmerzen sie bei der Geburt aushalten können. Aber diese Hebamme hat die Sache auf eine ganz neue Ebene gebracht. »Du musst nicht nur mit anderen Frauen konkurrieren«, sagt Chris, »sondern auch mit Schafen!«
    In den letzten Tagen vor der Geburt höre ich immer mehr Geschichten über böse Frauen, die sich bei der Entbindung Schmerzmittel geben ließen. Eine Bekannte von Emma entschloss sich sofort zu einer Periduralanästhesie, als die ersten Wehen einsetzten. Die Wehen dauerten sechs Stunden, die sie gemütlich auf dem Bett mit ihrem Mann verbrachte, während sie Karten spielte und ihre Lieblingspralinen futterte, bis es Zeit war zu pressen. Hinterher wurde sie mit Fragen über ihre Entbindung bombardiert. Jeder wollte wissen, ob sie sich eine Rückenmarkspritze hatte geben lassen oder nicht und wie lange es gedauert hatte, bis sie einknickte. Wenn sie daraufhin erklärte, dass sie sich sofort eine PDA hatte legen lassen, erntete sie hochgezogene Augenbrauen und kritische Blicke, als wäre sie schwach oder hätte irgendwie versagt. Die Gesundheit ihres Babys schien ihr offenbar weniger wichtig, als die Vorteile der Medizin zu nutzen. Ihre Schwiegermutter hatte das Bedürfnis, sie daran zu erinnern, dass sie alle ihre Kinder ohne Betäubung zur Welt gebracht hatte.
    Ungefähr zur selben Zeit provoziert Dr. Denis Walsh, außerordentlicher Professor an der Geburtsstation der Uniklinik in Nottingham, eine heftige Kontroverse mit seiner Empfehlung an werdende Mütter, auf die Periduralanästhesie ganz zu verzichten, weil Frauen die Erfahrung der Geburtsschmerzen als Vorbereitung auf die Mutterschaft machen müssten. Dr. Walsh behauptet: »Die Wehenschmerzen sind eine sinnvolle, nützliche Sache, die eine Reihe von Vorteilen, wie zum Beispiel die Vorbereitung der Mutter auf die Verantwortung für ein Neugeborenes, hat.«
    Da zuckt frau automatisch zusammen, umso mehr, weil der besagte Geburtsspezialist ein Mann ist. Falls die medizinische Forschung in den nächsten paar Jahren nicht einen Quantensprung macht, wird Walsh nie selbst die Erfahrung einer Geburt machen – beziehungsweise die Erfahrung von Geburtsschmerzen. Sein Beitrag zu

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