Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
verändere. Mir kommt der Gedanke, wenn Chris mich auch dann noch attraktiv findet, wenn ich dreißig Kilo mehr auf den Hüften habe, Cellulitis an den Knien und so schlimme Schwangerschaftsstreifen, dass ich aussehe wie ein Zebra mit Sonnenbrand, warum habe ich mir dann früher Sorgen gemacht und mich sofort unsexy gefühlt, sobald ich nur wenige Kilo zulegte? Ich hätte mir so viel Selbstzerfleischung und Minderwertigkeitskomplexe ersparen können! Nicht zum letzten Mal frage ich mich, warum wir uns so unmöglich hohe Ziele setzen und dann hart mit uns ins Gericht gehen, wenn wir sie nicht erreichen können.
Vor Kurzem haben wir erfahren, dass unsere süße kleine Schildkröte zu einem süßen kleinen Mädchen heranwächst. Das weckt in mir die Frage, ob meine Ansprüche in Bezug auf Körperwahrnehmung und Perfektion auf unsere Tochter übergehen oder ob ich ihr einfach ermögliche, ihren eigenen Weg zu finden, indem ich versuche, diese Ansprüche von ihr fernzuhalten. Chris und ich diskutieren fast täglich über einen Vornamen, seit wir das Geschlecht kennen. Wir werden uns nicht einig. Er ist für Polly, während ich Violet besser finde. Ich fühle mich nicht hinreichend qualifiziert dafür, einem Kind einen Namen auszusuchen, vor allem, solange ich noch gar nicht weiß, wie es sein wird oder was es vom Leben erwartet. Also einigen wir uns darauf, welchen Namen wir unserer Tochter auch immer geben werden, dass es einer sein muss, der sie nicht in ihren Möglichkeiten einschränkt. Sie braucht einen Namen, mit dem sie Premierministerin oder Stripperin oder irgendetwas dazwischen werden kann.
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Schwangerschaft ist ein sportlicher Wettkampf
W enn man daran erinnert werden muss, Spaß zu haben, dann ist es höchstwahrscheinlich so, dass das, womit auch immer man gerade beschäftigt ist, von Natur aus nicht sehr spaßig ist. Ich brauche keine Aufforderung, Spaß zu haben, wenn ich mit Freunden ausgehe, ein gutes Buch lese, eine Tafel Schokolade esse oder einen Orgasmus erlebe. Ich habe Spaß daran, weil das alles Spaß macht. Für meine Schwangerschaft gilt das nicht. Trotzdem staune ich immer wieder über all diese Urmütter, die mir raten, das Beste aus meiner Schwangerschaft zu machen und sie zu genießen.
Eine Schwangerschaft wird auch nicht der oft wiederholten Behauptung gerecht, eine spirituelle Erfahrung zu sein. Mein spirituelles Bewusstsein hat sich nicht verändert, und bis jetzt war ich nicht in der Lage, »das mächtige innere Wissen« anzuzapfen, wie auf einer Website gepriesen wird. Das Einzige, was ich in den letzten achteinhalb Monaten angebetet habe, ist die Kloschüssel. Als ich zu meiner Freundin Brandy sage, dass ich mich nicht über meine Übelkeit beschweren dürfe, schließlich könne ich mich glücklich schätzen, schwanger zu sein, erinnert sie mich daran, dass die Übelkeit bereits mit den Fruchtbarkeitsmedikamenten anfing, lange bevor ich überhaupt schwanger war. »Du musst dich nun seit über einem Jahr regelmäßig übergeben«, sagt sie. »Beschwer dich, so viel du willst, Süße.«
Ich hatte während der ganzen Schwangerschaft Angst vor der Entbindung, bis jetzt. Jetzt fühle ich mich so unwohl, dass ich bereit bin, alles zu ertragen, nur damit das Baby herauskommt. Wieder werde ich ständig mit unwillkommenen und wenig hilfreichen Kommentaren über die Entbindung bombardiert. Ein wildfremder Mann fragt mich auf einer Feier: »Hast du Angst vor der Geburt?«
Natürlich habe ich Angst, aber darüber will ich nicht mit ihm reden. Ich lüge und sage: »Nein.«
»Tja, solltest du aber«, entgegnet er wie ein altkluger Schuljunge, der mit seinem Wissen vor einem Erwachsenen angeben will. »Hast du eine Ahnung, was dabei alles schiefgehen kann? Du könntest sterben, weißt du.«
Wer ist dieser Kerl? Und an welchem Punkt hat er beschlossen, dass es eine gute Idee wäre, seine Persönlichkeit an der von C3PO auszurichten? Es ist praktisch nicht zu übersehen, dass ich kurz vor der Niederkunft stehe. Ich kann nichts tun, um die Geburt und damit meinen Tod zu verhindern, wenn man meinem neuen Cyborg-Freund Glauben schenken will. Die arme Frau, die sich während der Entbindung an die Hand von C3PO klammern muss!
Es ist aber nicht nur die Angst zu sterben, die mich beunruhigt. Ich habe Angst vor den Schmerzen. Eine Kabarettistin, die ich vor ein paar Jahren gehört habe, hat es sehr treffend ausgedrückt, als sie sagte: »Ich will nicht mal vierzig Stunden etwas tun müssen, das sich
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